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Radiohead

In Rainbows

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Wir hatten sie versprochen: die genaue Betrachtung von „In Rainbows“. Denn, dass wir etwas ganz Großes vor uns hatten, wussten wir ja bereits nach dem Download, den Radiohead ab Oktober anboten, doch wie gut „In Rainbows“ wirklich ist, zeigt sich erst einige Wochen später. So abgedroschen es klingt, Radiohead kreieren eben echte „Grower“, also Alben, die meist erst mit diversen Hördurchgängen ihre ganze Stärke entfalten.
Und so ist es auch diesmal. „In Rainbows“ beinhaltet zehn Songs, die auch reduziert auf ihren bloßen Klang funktionieren, doch das ganze wird natürlich potenziert, sobald die Songs mit Artwork und Lyrics gefüllt werden. Wenn die Stücke greifbarer werden und ein Stück weit materiell, denn ein Download mag praktisch sein, lässt sich einfach vervielfältigen und bequem auf die tragbaren Abspielgeräte packen, doch für die Kunst ist er natürlich ein Todfeind. Gerade bei einer Band wie Radiohead, die schon immer viel Wert auf die Verpackung ihrer Musik gelegt hatten und aufwendige Sondereditionen herstellen ließen. Ab 28. Dezember kommt nun also das „reguläre“ Album in die Läden und seit Anfang Dezember werden die unglaublich aufwendig gestalteten und überdimensionierten Sammlerstücke ausgeliefert, inklusive B-Seiten-CD, Doppel-Vinyl und Extra-Booklet. Das ist beeindruckend und teuer zugleich, das Geld aber auch wert. Ein farbenprächtiges Feuerwerk mit Suchtpotential für die Augen. Und die B-Seiten? Sie wirken etwas zerrissen, wollen trotz des kompakten Sounds leider nicht so recht zusammenpassen, haben aber mit „Down Is The New Up“, „Last Flowers“ - dem neuen „Karma Police“ (?) - oder „4 Minute Warning“ dennoch einige absolute Glanzlichter in ihren Reihen.

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Und „In Rainbows“? Eigentlich ohne Worte, aber muss ja. Der ganz große Wahnsinn wie auf „OK Computer“ war trotz aller Parallelen nicht zu erwarten, aber den braucht es auch nicht. Thom Yorke & Co. sind noch bessere Songwriter geworden. „All I Need“ ist textlich wie musikalisch nichts weniger als ein absolutes Meisterwerk, das gleiche trifft auf „Bodysnatchers“ zu, der sich immer mehr als ein wütender Tanzflächenstampfer entpuppt. Eine Zeile wie „Your mouth moves only with someone’s hand up your ass“ spricht Bände. „Jigsaw Falling Into Place“ groovt uns einen vor, „Reckoner“ stellt aufgeregte Drums neben einen ruhigen hypnotischen Gesang, das suizidale „Videotape“ rührt zu Tränen und der Rest ist nicht weniger als eine Offenbarung. Radiohead sind heute mehr denn je filigraner als alle anderen. Alleine für die Gitarrenarbeit auf „In Rainbows“ würden manche Bands wohl ihren Majorplattendeal herschenken. Ob Radiohead ihre Pole Position jemals wieder abgeben werden, bleibt spätestens mit „In Rainbows“ fraglich.

Bewertung: 10 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:41 / Indie? Pop?

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