Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

|| Christian Ihle ||


Top10
1. The Good, The Bad & The Queen - s/t // 2. Die Türen - P-O-P-O // 3. LCD Soundsystem - Sound Of Silver // 4. Babyshambles - Shotters Nation // 5. Tocotronic - Kapitulation // 6. The White Stripes - Icky Thump // 7. Jamie T - Panic Prevention // 8. The Cribs - Men's Needs, Women's Needs, Whatever // 9. Friska Viljor - Bravo! // 10. The Rakes - Ten New Messages

Das Jahr fing hervorragend an: ein alter Held kehrte zurück und brachte praktischerweise gleich noch einen zweiten mit. Damon Albarn gründete seine Supergroup The Good, The Bad & The Queen und nach vielen Jahren der Abstinenz war urplötzlich wieder Paul Simonon auf den Bühnen dieser Welt. Blur, The Clash. Bevor die Strokes und die Libertines vorbei kamen, hatte niemand meine Welt mehr geprägt. Dass das Album dann auch noch brillant und letzten Endes mein Album des Jahres wurde, macht die Sache noch schöner. Unvergessen bleibt auch ihr Live-Auftritt in Berlin, bei dem die vier Herren soviel Style versprühten wie man es selten sah.

Apropos Live-Auftritte: etwas besseres als die 16-beinige Tanzmaschine !!! (Chk Chk Chk) habe ich 2007 auf keiner Bühne gesehen. Unwiderstehliche Percussion, ein wildgewordener Sänger, der einem Clubanimateur ähnelt, Coolness in der Uncoolness und tanzen, tanzen, tanzen. !!! (Chk Chk Chk) sind großartig und sogar besser als die Kollegen von Rapture und LCD Soundsystem auf der Bühne. Auf Platte hatte dagegen James Murphy aka LCD Soundsystem seine Nase vorn: wie er Tanzfläche („North American Scum“), Postpunk („Watch The Tapes“) und Introspektion / Emotionen („New York I Love You But You Are Bringing Me Down“ und „All My Friends“) auf „Sound Of Silver" verband, hat man in den tanzorientierten Genres selten gesehen.

Ansonsten war 2007 vor allem ein Jahr der großen Enttäuschungen. Die neue Welle der britischen Gitarrenbands versagte mit Ausnahme der Rakes (top!), der Shambles und mit Abstrichen Art Brut: Langweileralben von Bloc Party, Arctic Monkeys, Kaiser Chiefs oder Maximo Park drängten sich Monat für Monat nach vorne um gleich wieder nach hinten durchgereicht zu werden. Schade. Die alte Garde machte es aber nicht besser: Ash wurden endgültig irrelevant und Radiohead veröffentlichten schon wieder ein sterbenslangweiliges Werk. So muss es sich ungefähr anhören, wenn Thom Yorke vor dem Spiegel masturbiert, dachten wir und legten die mp3s zurück, unbezahlt. Eine Erleichterung war dagegen der return to form der alten walisischen Klassenkämpfern Manic Street Preachers, den man so nicht mehr erwartet hätte.

Gegen Ende des Jahres wurde doch noch alles gut: nicht nur kam Joe Lean & The Jing Jang Jong mit „Lucio Starts Fires" heißer um die Ecke als die Feuerwehr erlaubt und sang den besten Strokes-Song, den Julian Casablancas nie geschrieben hatte, nein, mit Glasvegas waren Schotten am Start, die die Ronettes mit Jesus & The Mary Chain verheirateten und den besten Songtitel des Jahres im bisher unveröffentlichten „It's My Cheating Heart That Makes Me Cry" präsentierten. Noch besser war allerdings Emmy The Great, die Heroine der Londoner Antifolkszene, die zwei, drei Singles veröffentlichte und der beste Newcomer des Jahres war. Wer bei „MIA" nicht heult, ist kein Mensch.

2007 war schon bizarr. Das beste war ein alter Bekannter und alles was sonst noch kickte, knallte, fetzte waren Bands, die erst 2008 unsere Welt beherrschen werden.

verwandte Artikel bei sellfish.de:

 

Autor: Christian Ihle





ERROR!