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Kenzari's Middle Kata / Nihilists

Split

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Die Split-CD. Ein Format, das ähnlich wie die EP eigentlich noch viel zu selten bemüht wird. Eigentlich ja die perfekte Verschnaufpause zwischen zwei Alben. Dachten sich wohl auch Kenzari’s Middle Kata und animierten kurzerhand ihre Freunde und Kollegen von den Nihilists zu einer gemeinsamen Veröffentlichung. Dass dabei gleich fast eine komplette Stunde toller Musik bei rumkommt, hätten wohl nicht einmal die Anhänger beider Lager gedacht.
50 Minuten vollgepackt mit teilweise recht brachialem Gehacke, aber natürlich auch zahlreichen filigranen Momenten, für die vor allem mal wieder Kenzari’s Middle Kata sorgen. Sie schrauben immer weiter an ihrem Entwurf von Posthardcore und werden dabei von Mal zu Mal eigenständiger und überzeugender. Bis zu dieser Erkenntnis dauert es allerdings ein wenig, denn die neuen Stücke haben zunächst gar nicht mal so viel gemein mit den älteren Stück des Quartetts aus Südbayern. Während sie auf ihrem Mini-Album „When Error Is The Idea“ noch ein unglaubliches Tempo vorgegeben hatten, wurde es nun kontinuierlich ausgefeilter und anspruchsvoller. Das wird vielleicht nicht allen Fans der ersten Stunde gefallen, aber nur so werden es Kenzari’s Middle Kata dauerhaft schaffen spannend zu bleiben. Die Songs offenbaren inzwischen mehr Reife, lassen Freiraum, Gesang und Geschrei nehmen sich weiter zurück. Dadurch gewinnen die früheren Dreiminüter vor allem live an Energie, während die Band zusehends musikalischer wird. Der Sound bleibt weiterhin der alte. Roh und kantig klingt er. Die Gitarrenriffs zerschneiden so manche Stille, das Schlagzeug setzt ein Feuerwerk nach dem nächsten in die Welt und der Bass eiert durch die Landschaft, dass es eine wahre Freude ist. „Roman À Clef“ oder „Arch & Statue Log“ hätte man genauso gut auf „Black Box Consciousness“ wiederfinden können. Handelt es sich bei den neuen Songs also um überschüssige B-Seiten? Vielleicht. Aber wenn dann sind die ganz schön tight eingezimmert worden. Bei den Nihilists stehen noch nicht ganz so viele Tonträger auf der Haben-Seite, aber auch sie fahren ganz schön was auf. Ihre vier Stücke kommen fast wie eine Bewerbungsmappe daher. Der Sound der Braunschweiger ist nicht ganz so sensibel wie der ihrer bayerischen Freunde, dafür umso gewaltiger. Da ist mächtig was am Kochen – manchmal unter, manchmal an der Oberfläche. Progressive- und Post-Rock heißen hier die Köche und natürlich auch Hardcore der alten Schule. Yage mit tieferen Gitarren, Poison The Well in noch brutaler. Die Vergleiche hinken natürlich mal wieder. Zum Lachen scheinen die vier jungen Herren jedenfalls in den Keller zu gehen oder zumindest lassen sie jedes Anzeichen von Humor neben der Bühne und außerhalb ihrer Songs. „Keine Nummer unter fünf Minuten!“ Diese Prämisse haben sie vorgegeben und während so was bei anderen Kapellen nervt, mach das bei den Nihilists absolut Sinn. Ihre Energie entsteht durch Wiederholungen und indem sie Gerüste aufbauen, um sie dann doch wieder einzureißen. „Into The Shoal“ hat zurecht den Platz als Opener der B-Seite, „Coma“ macht den Deckel drauf. Wenn sie ein Element wählen müssten, wäre es sicher das Feuer und mehr muss man dazu eigentlich auch gar nicht sagen. Well done. Mal wieder.

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Spielzeit: 49:24 / Posthardcore

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