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Ayreon

01011001

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Eine unausgesprochene Regel besagt, dass es Bands in ihrer Karriere am besten bei einem „Magnum Opus“ belassen sollten. Schließlich mangelt es nicht an entsprechenden Negativ-Beispielen von Kandidaten, welche sich mit solch hohen Ansprüchen verschätzt haben. Denn `mal ehrlich: Wie viele Konzept- und Doppelalben kann ein Künstler denn auf den Markt bringen?
Nun ja, Arjen Anthony Lucassen alias Ayreon straft derartigen Vorbehalten Lügen. Indem er zum wiederholten Male hochkarätiges Material in epischer Breite abliefert. Welches, wie gehabt, auch 2008 zu einem guten Teil von der prominenten Unterstützung lebt. Den Rest besorgt die Tatsache, dass Lucassen schlichtweg ein famoser Songwriter ist. "01011001" mit seiner, zugegeben reichlich abstrusen Science Fiction-artigen Storylinie, knüpft am ehesten an das Projekt Star One an. Musikalisch jedoch nimmt sich der Protagonist mehr denn je zurück, reduziert seine Kompositionen auf das wesentliche und schafft lediglich an ausgewählten Stellen Platz für überbordenden Bombast. Den magischen Vocals der nach ihrer Bandauflösung wohl mit großzügig Zeit ausgestatteten Anneke von Giersbergen (The Gathering) beispielsweise wird endlich angemessener Platz eingeräumt. Mit Hansi Kürsch weiß die Doppel-CD zudem einen weiteren Trumpf im Ärmel; und Kenner der Materie werden insbesondere die Präsenz von Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) schätzen. Darüber hinaus entpuppt sich der niederländische Produzent und Multiinstrumentalist einmal mehr als der einzig wahre König des analogen (!) Synthie-Sounds; welche diesmal phänomenaler denn je klingen. Die überbordenden Effekte überlässt er seinen hochkarätigen Gästen (darunter die ex-Dream Theater bzw. Flower Kings Keyboarder Derek Sherinian und Tomas Bodin). Lucassens warme, dichte Klangteppiche nämlich haben wirklich nichts mit den neoklassizistischen Eskapaden irgendwelcher Italo-Fantasymetaller am Hut. Man höre nur programmatische Highlights wie "Comatose". Lediglich für kurze Momente rutscht das Monumentalwerk (file under: „Space Opera“) selbst in kitschige Gefilde ab. Der Gesamteindruck jedoch bleibt über sämtliche Zweifel erhaben: Derart kurzweilig, atmosphärisch und vielschichtig gelingt es keinem anderen - zumal in dieser Kontinuität - ein solches (zu recht) tot geglaubtes Genre zu reanimieren.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: ca. 102 min. / Progrock

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