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Kat Frankie

Pocketknife

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Von einer Berliner Folk-Szene zu sprechen, ist vielleicht ein wenig optimistisch. Ein zweites Greenwich Valley wird es wohl auf absehbare Zeit nicht geben, die Zeiten sind anders. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, immerhin stechen dann Songwriterinnen wie Kat Frankie heraus.
Verdient hat sie jede Aufmerksamkeit. Im Dezember kam Frankie aus dem amerikanischen Sydney ins verschneite (oder zumindest eiskalte) Berlin und blieb dann tatsächlich hier. Zuhause scheint sie hier jedenfalls inzwischen zu sein. Das Berliner Label Solaris Empire hat sie unter die Fittiche genommen, ihr ein bischen Stadt und Land gezeigt und nun gibt es doch tatsächlich das erste Album zu vermelden. In guter Gesellschaft kommt Kat Frankies "Pocketknife" heraus und dürfte sich schnell zum Aushängeschild des kleinen Labels mausern. Bernhard Eder hat es mit den Living Room Sessions vorgemacht, jetzt ist die anmutige Australierin am Zug und meistert den Koloss Debüt-Album ordentlich. PJ Harvey-ish heisst es in ihrer Heimat. Und das kommt ihren eigenartigen, etwas sperrigen, immer aber aufwühlenden Songs ziemlich nahe. Was als bloße Akustiksongs wahrscheinlich etwas blass gewirkt hätte, wird mit der Backing Band, bestehend aus Steffen Schlosser, Ben Kahn, Karen Weber und Chris Weber, veredelt und schafft dann Kleinode wie "The Tops". Beatles habe da Pate gestanden. John lennon hätte Kat Frankie, vorausgesetzt sie wäre da schon am Leben gewesen, sicherlich mal in sein weißes Wochenendhaus eingeladen. "Pocketknife" sollte man am besten mit offenem Fenster hören. Nicht nur, weil die Songs ein gewisse Urbanität voraussetzen und sich perfekt in den nachmittäglichen Geräuschpegel einer mäandernden Großstadt einfügen, sondern auch und vor allem, weil jemand, der zufällig vorbeikommt, vielleicht stehen bleibt und den anmutigen Songs lauschen mag. Auf jedenfall sollte die Fremde Person dann bis "Treading Water" warten. Da wünscht man sich nämlich dringlichst eine Berliner Folkszene. So schön und so gekonnt ist hier noch kaum jemand an Aimee Mann, Martha Wainwright, Kate Bush und Nick Drake herangekommen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:18 / Folk

 

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