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Bug

DVD

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Dass William Friedkin sich um den amerikanischen Genre-Film bemüht gemacht hat, wird keiner heute ernsthaft bezweifeln. "Der Exorzist" und "French Connection" sind zwei Wegmarken des Hollywoods der Siebziger und bis heute Stilprägend. Dass Friedkin irgendwann seine bestechende Form verlieren würde, war zwar nicht abzusehen, ist aber inzwischen nicht mehr von der Hand zu weisen.
"Rules of Engagement" (2000) und "The Hunted" (2003) sind zwei kaum mehr als mittelmäßig zu bezeichnende Versuche, in jüngster Zeit wieder an die alte Form anknüpfen zu können. Mittlerweile scheint Friedkin auch echte Probleme bei der Finanzierung seiner Projekte zu bekommen. Das hat aber auch positive Auswirkungen. Die fast in Vergessenheit geratene Ashley Judd liefert in "Bug" nämlich eine ihrer besten schauspielerischen Leistungen ab und auch die Reduktion auf ein kleines Motel-Zimmer und gerademal eine handvoll Charakter rückt das gerade, was Friedkin mit großem Budget versaut hätte. Agnes (Ashley Judd) ist eine gescheiterte und gebrochene amerikanische Existenz, wie sie im Buche steht. Miese Absteige, mieser Bar-Job, mieser, gewaltätiger Ex-Mann und ein Haufen Drogen- und Alkoholprobleme obendrauf. Da wirkt es wie Balsam für die geschundene Seele, als der etwas merkwürdige aber führsorgliche Peter (Michael Shannon) auftaucht, bei ihr einzieht und sie schon bald für sich gewinnt. Kaum aber haben die beiden das erste mal miteinander geschlafen und sind sich näher gekommen, geht der Wahnsinn auch schon los. Peter glaubt, von militärisch gezüchteten Käfern befallen zu sein und stellt kurzerhand die Bude und Agnes Leben auf den Kopf. Bald ketten die beiden sich aneinander, füttern gegenseitig ihre Paranoia und Depressionen und versinken schließlich in einem sich immer weiter zuspitzenden Kreislauf, an dessen Ende die totale Auslöschung stehen muss. In seinen besten Momenten beweist Bug, dass man auch und gerade mit kleinem Budget eine Menge anstellen kann. Das heruntergekommene Zimmer, die heruntergekommenen Existenzen und das feine Spiel mit der Angst werden sorgsam inszeniert - solange, bis man den Wahnsinn förmlich spüren kann. Wer Splatterszenen erwartet, sollte sich keine Hoffnungen machen. "Bug" ist vor allem ein Psychospiel. Die Längen, einzelne Logik-Patzer und ein allzu logisches Ende machen "Bug" dann aber doch nicht zu mehr als einen gelungenen Genre-Film. Michael Shannon's kurz vorm Overacting stehende Performance allerdings ist allemal sehenswert. Und William Friedkins beste Regiearbeit seit einem Jahrzehnt ist "Bug" sowieso. Sehenswert also.

-- / Spielzeit: 97:00 / Psycho-Thriller

 

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