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Magnetic Fields

Distortion

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Stephin Merritt kommt nicht mehr zurück. Könnte man zumindest bei den ersten Hördurchgängen des neuen Magnetic Fields Albums glauben. Dabei ist allein seine ironische Unbekümmertheit verschwunden. Sonst hat sich nichts geändert.
1999 ist das Magnetic Fields Jahr, in dem sich auf einem Triple-Album alles versammelt hatte, was für die Jahre danach ausschlaggebend sein würde. Alles klang wie eine Best-Of-Sammlung, dabei hatte Merritt einfach nur ein paar Freunde versammelt und die wahrscheinlich kürzesten, simpelsten und schönsten Liebeslieder geschrieben, die es in der Welt des Lo-Fi-Pop überhaupt gibt. Man denke da nur a "The Luckiest Guy On The Lower East Side" oder "All My Little Words". So großartig mag Merrit nicht mehr auf den Punkt kommen. Vielleicht liegt es an der Fülle der Nebenprojekte: mit Future Bible Heroes und Gothic Archies ist der New Yorker auch mehr als eingebuden gewesen. Sei es drum, inzwischen sind die Magnetic Fields eh zu einem ständigen Begleiter geworden, deren Alben man schon aus Prinzip kaum erwarten kann. "Distortion" markiert nun einen Wendepunt. VOrbei sind die glockenklaren Lo-Fi-Liebeslieder, es herrscht die angestrengte Verzerrung. Unter Nebelschwaden aus Hall und Noise dringen Merritts Worte nur wie eine entfernte Erinnerung zum Hörer vor. "California Girls" ist zu Anfang des Albums noch fast gewohntes Magnetic Fields Terrain. Gesunder Sarkasmus, schöne Hooklines - so darf ein alternder Merrit gern mal über den amerikanischen Traum lästern. Aber schon "Old Fools" schleppt sich zäh und mürbe dahin; von der Leichtigkeit alter Magnetic Fields Songs ist auch bei "Xavier Says" nichts zu spüren. Zumindest bei "Too Drunk To Dream" und "The Nun's Litany" blitzt die alte Stärke auf. Insgesamt also ist "Distortion" ein zwiespältiges Vergnügen, dessen angestrengte Inszenierung der Antithese zum blitz-blanken Lo-Fi-Pop der früheren Alben nicht ganz aufgeht.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:18 / Lo-Fi

 

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