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Life Long Tragedy l This Is Hell

Runaways l Misfortunes

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Dank einer hierzulande verspäteten Veröffentlichung waren This Is Hell die vermeintlichen Newcomer des vergangenen Jahres. Und legen dank der verbesserten Vertriebssituation ihres Labels nun glücklicherweise zeitnah den Nachfolger vor. Welcher einen enormen Entwicklungsschritt verzeichnen lässt. Doch in die richtige Richtung? Schließlich rückt mit Life Long Tragedy eine weitere, unverhoffte Formation ziemlich vehement auf die vordersten Plätze der Hardcore-Nachwuchsrige. So oder so: 2008 beginnt für Anhänger dieses Sounds mehr als viel versprechend.

Zu Beginn sei gesagt, dass das selbst betitelte Debüt der jungen Formation aus Kalifornien klar von einer Parallele gezeichnet ist: Die Querverbindung in Richtung Blacklisted erschließt sich gleich zu Beginn; zu den famosen Modern Life Is War bleibt es dann auch nur noch ein kleiner Schritt. Dennoch gehen die Fünf weiter als der Rest: Ihr Sound klingt herunter gestimmt, die düsteren Riffkaskaden fahren direkt in die Magengrube. Schon der Opener "Call It A Day" drückt eine beklemmende Verzweiflung aus, welche symptomatisch für die folgenden Tracks steht. Tatsächlich steigert sich die Intensität des Albums sogar noch. Wenn in "Collecting Dust" nach zwei Minuten das schneidende Gitarrenriff übernimmt, klingt das beinahe nach einer komprimierten Cult Of Luna-Variante. "Sweet Innocence" schließlich verdeutlicht dem Hörer auf schmerzvolle Weise, wie programmatisch diese Band ihren eigenen Namen gewählt hat. Dass trotz aller lyrischen und emotionalen Zerwühltheit dennoch ein fies rockendes Werk entstand, lässt den Funken endgültig überspringen: Life Long Tragedy haben sich ihren Platz an der Seite von Intergity zu deren besten Zeiten redlich erspielt. Und dies auch, weil sie keine Scheu davor haben, ihren Songs durch gedrosseltes Tempo Nachdruck zu verleihen. Das obligatorische Jacob Bannon Artwork leistet sein übriges, um "Runaways" zu einem der stimmigsten Genrewerke des jungen Jahres zu machen.

Auch die Basis von This Is Hell war bis vor kurzem noch ganz klar in den musikalischen Spuren von Give Up The Ghost oder eben Blacklisted zu finden. Das zahllose Touren jedoch hat auf dem Zweitwerk nachhaltig Spuren hinterlassen: Vor allem Comeback Kid, die Partner bei der letztjährigen Persistance Tour, sollten ihren Einfluss auf „Misfortunes“ geltend gemacht haben. Soviel Dynamik und Melodien wie während dieser dreiviertel Stunde (!) jedenfalls suchte man auf „Sundowning“ vergebens. Insofern täuscht der rabiat-direkte Opener „Reckless“ etwas: Die folgenden 13 Kompositionen rocken deutlich facettenreicher und hookverliebter; nachzuhören beispielsweise im famosen „Disciples“, welches dank derbem Singalong-Refrain garantiert zu einem echten Highlight auf den folgenden Konzerten wird. Dazu kommen erstmals alles erschlagende Back Up-Chöre (a lá „Broadcasting“…), welche den Druck des abwechslungsreichen Materials nochmals erhöhen. Auch wenn ich die deutlich rohere Klasse des grandiosen Debüts hier und da etwas vermisse: This Is Hell sind den nächsten logischen Schritt gegangen – und der führt in jeglicher Hinsicht nach vorne! Da kann man nur hoffen, dass die Tour mit Poison The Well auch wieder in unsere Breitengrade führt… das wäre dann wohl das „definitive Hardcore-Package“ diesen Jahres.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 35:36 / Hardcore
Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:22 / Hardcore

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