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Mobius Band

Heaven

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Für die Bewertung einer Band ist es ja nicht unerheblich, wie man sie kennen lernt. Bei der Mobius Band lief das ungefähr so: „Heaven“ in die Anlage und ersten Song angehört. Klingt nach ganz großen Gesten, vielleicht sogar nach dem Griff zu den Sternen und ein bisschen nach den Killers. Dann festgestellt, dass das Trio in Europa mit den befreundeten Editors auf Tour geht. Erster Eindruck damit richtig schön verpatzt.
Da wird es von Grund auf schwierig, der Band, die sich tatsächlich nach dem berühmten Möbiusband benannt hat noch eine Chance zu geben... Alles halb so wild, denn „Heaven“ ist weitaus spannender, als es der Opener vermuten lässt. Das Möbiusband ist dabei gar kein so schlechtes Sinnbild für die Kapelle, denn einerseits schreiben sie lupenreine Popsongs, die sich musikhistorisch im Kreis zu drehen scheinen und die aber dann doch immer mal wieder aus den gewohnten Songstrukturen ausbrechen. Am meisten sticht spätestens mit den entzückenden „A Hint Of Blood“ heraus, dass Mobius Band eine intensive Liebe zu Synthesizern und Spielzeug-Keyboards aller Art pflegen. Dieses Element drückt den Songs gerne den Stempel auf, zieht sich aber auch mal in den Hintergrund zurück und sorgt definitiv für eine eigene Note. Unverwechselbar werden die drei Wahl-New Yorker deswegen nicht gleich, aber sie bemühen sich ganz offensichtlich aus dem New Wave-Einheitsbrei herauszustechen. „Leave The Keys In The Door“ beginnt mit einem Basslauf à la McLusky und offenbart ein wenig Gitarrenlärm, bevor das Stück, dann doch wieder in harmonische Bahnen gelenkt wird. Das anschließende „Friends Like These“ schießt dann zunächst den absoluten Kitsch-Vogel ab; kurzfristig wähnt man sich sogar in einer Boygroup-Parodie. Weil das aber schon lange nicht mehr witzig ist, verzichten Mobius Band auf Ironie, meinen den Song anscheinend komplett ernst und entwickeln ihn dann noch zu einer feinen Tanznummer. Nicht im ultimativen Discostyle, sondern eher als Klammerblues. Man merkt: Mobius Band experimentieren gerne, schmeißen auch mal scheinbar unpassende Dinge in einen Topf, rühren kräftig um und freuen sich über das Ergebnis. Dass einem das auch mal zu viel werden kann, liegt auf der Hand, wird aber bei kleinen Highlights wie „Control“ oder „Tie A Tie“ gerne mal verziehen. Die Band befindet sich noch im Findungsprozess, personell hat man erst vor Kurzem richtig zusammengefunden, geografisch lebt man teilweise immer noch getrennt und für das Album hat man sich wegen einiger Zwangspausen insgesamt 19 Monate Zeit nehmen müssen. Ansonsten ist alles vorhanden, was man als Band dieser Tage braucht, damit beim Publikum etwas hängen bleibt: Popverständnis ohne Scheuklappen und ein gepflegter Hang zur Dramatik. Mal sehen, was da noch kommt.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:02 / Indie

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