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The Moonbabies Interview

We love Germany

 

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Malmö, ein gutes halbes Jahr nach der Veröffentlichung des hoch gelobten Drittwerkes von Ola Frick und Carina Johansson alias The Moonbabies. „At The Ballroom“ hat dieses schwedische Dreamteam zur wahrscheinlich kanadischsten Band Skandinaviens gemacht. Derweil sind die beiden Protagonisten in Gedanken bereits beim nächsten Album. Und beim Inhalt der Koffer, die sie in Bälde mit lebensnotwendigem Allerlei auf zu füllen haben. Dort wo andere sich liebend gerne mal von der Idylle, der Abgeschiedenheit und der skandinavischen Ruhe inspirieren lassen würden, hat sie die Reiselust gepackt. Für Komposition und Aufnahme des vierten Albums eines „five-awesome-album-plan“ zieht es sie in den Großstadtdschungel Berlin. Ein Grund mehr, sich das Land ein paar Monate vor dem eigentlichen Umzug noch mal in seiner ganzen Breitseite zu genehmigen - inklusive Frage-und-Antwort-Spielchen im Vorfeld.


Die Veröffentlichung eures hoch gelobten dritten Albums „Moonbabies At The Ballroom“ ist jetzt ein gutes dreiviertel Jahr her. Was hat sich für Euch seitdem bei verändert?
Ola:
Yeah, 2007 war ein Jahr, in dem bei den Moonbabies sehr viel geschehen ist. Mal abgesehen von Promoarbeit und ausgiebigen Touren ist die Besetzung unserer Liveband komplett neu. Jetzt spielen wir seit einigen Monaten in der gleichen Formation und es läuft blendend, außer mir und Carina ist Åsa Gjerstad an Cello und Vibrafon und Per Nordborg an den Drums dabei. Ach ja und wir waren in den USA, um dort ein Video aufzunehmen und haben das erste Mal in Holland gespielt. Das war fein.

Inwiefern habt ihr euch im Vergleich zu den zwei Vorgängeralben „The Orange Billboard“ und „June And Novas“ musikalisch weiterentwickelt?
Ola:
Ich denke das ist im Prinzip eine Sache des reinen Herausfindens, welche Dinge funktionieren und welche nicht. Mit „June And Novas“ gingen wir in eine Vielzahl von musikalischen Richtungen und dachten nicht groß über einen individuellen Sound oder wie auch immer man das nennen mag, nach. Man kann sogar sagen, dass es uns in einer eindeutigen Richtung für The Moonbabies noch fehlte. Gleichzeitig waren wir aber immer „open-minded“, Musik zu machen, die sich im Laufe der Zeit zu etwas Konzentriertem, Bestimmten entwickelte. Mit „The Orange Billboard“ fanden wir heraus, was wir machen wollten. Das ist immer noch mein Lieblingsalbum von uns. Die anderen liebe ich auch, aber auf andere Art und Weise. Die zweieinhalb Jahre, in denen wir „The Orange Billborad“ machten, waren so viel Tränen, Spaß und Blut... dass es schwer fällt, sich nicht stolz zu fühlen, wenn ich das Album jetzt höre. Die Aufnahmen zum „Ballroom“-Album waren viel einfacher. Wir wussten, wie wir es machen wollten und taten das ziemlich schnell. Wir wollten das Rad damit ja nicht noch mal erfinden.

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Ihr wart ja um den Release herum im Herbst letzten Jahres bereits für einige Shows in Deutschland. Was hat Euch bewogen, dem im Frühjahr eine erneute Tour folgen zu lassen?
Ola:
Wir waren ja letztes Jahr im Oktober schon mal da und das war großartig. Also wollten wir unbedingt noch mal kommen, bevor wir mit den Aufnahmen zum nächsten Moonbabies-Album beginnen. Eine weitere Geschichte ist, dass wir jetzt seit einiger Zeit in Malmö leben und alle Alben in unseren Studio hier gemacht haben. Wir brauchen wirklich mal was Neues, also werden Carina und ich unsere sieben Sachen packen und ab kommendem Juli für ein Jahr nach Berlin gehen, um das neue Album zu schreiben und aufzunehmen. Wir lieben Deutschland und der Zeitpunkt ist jetzt der Richtige. Wir hatten von Beginn an vor, fünf große Alben zu machen und daran wollen wir auch weiterhin festhalten.

Was wird im Vergleich zu letztem Herbst anders sein? Gibt es neues Material zu hören?
Ola:
Es wird ein paar Songs geben, die wir bis jetzt noch nie live gespielt haben. Ja, es ist ein anderes Set, aber wir haben viele Songs behalten, bei denen wir immer dazu tendieren, sie zu spielen. Zum Bespiel "Take Me To The Ballroom" und "Fieldtrip USA". Aber auf die „die-hard-fans“ warten ein paar hübsche Überraschungen (grinst).

Euer vor allem in Kanada ziemlich großer Bekanntheitsgrad wird für Viele darauf zurückgeführt, dass die Musik von The Moonbabies einem ähnlichen Ansatz folgt wie die von Arcade Fire oder Broken Social Scene. Kann man das so stehen lassen?
Ola:
Ich sehe da eine Gemeinsamkeit in der Art, wie wir Musik machen, aber keine im Sound. Aber ich mag diese beiden Bands und da die Menschen dich immer mit irgendwas vergleichen wollen, habe ich in dem Fall kein Problem damit (lacht). Ich denke, der wahre Grund liegt darin, dass es nicht viel Bands gibt, bei denen es wirklich passen würde, die Moonbabies mit ihnen zu vergleichen. Oder was denkst du?

Wie würdest Du den eben genannten „Ansatz“ beschreiben?
Ola:
Man geht völlig in der Ästhetik der Musik auf. Und man muss diese Atmosphäre rund um die Musik, das Album und die Band besonders intensiv aufsaugen.

Eure Songs werden auch gerne mal als Teil eines wiederauflebenden Shoegaze-Revivals interpretiert. Haben Euch Interpreten wie Lush, My Bloody Valentine oder die frühen The Verve tatsächlich beeinflusst?
Ola:
Ich bin da zwiegespalten. Ein Teil von mir hasst dieses ganze Shoegazing-Ding wegen den meisten Bands. Aber: My Bloody Valentine war und ist meine Lieblingsband. Selbst wenn ich mich daran tot hören müsste. Ich mag es, kleine „My Bloody Valentine“- Widmungen in unsere Songs einzubauen. Einfach ein paar Kleinigkeiten, die so in mir stecken und nach draußen wollen (grinst). Aber, gelinde gesagt, inspirieren mich Shoegaze- und Indiebands generell nicht.

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Auf den MySpace-Seiten vieler junger Bands ist es fast schon eine Art Pflicht geworden, als „Einflüsse“ Bands wie The Beatles oder Velvet Underground zu nennen. Warum finden sich diese beiden Namen als Referenzen auch auf eurer Seite?
Ola:
Richtig. Und Kate Bush, My Bloody Valentine und Pink Floyd. Naja, ist es denn möglich, vom erstmaligen Hören des „Bananenalbums“ von Velvet Underground & Nico oder dem „White Album“ nicht inspiriert zu sein? Ich bin mit den Beatles und Pink Floyd aufgewachsen, das John Cale /Velvet Underground-Ding gehörte dann eher zu meiner Highschool-Zeit. Die Musik, die du in jungen Jahren aufsaugst, begleitet dich dein ganzes Leben lang. Ich meine, ich kann auch den alten Scheiben von Iron Maiden und Mörtley Crew nicht widerstehen, die ich mir als kleiner Junge gekauft hab. Das ist irgendwie in einen übergegangen und bleibt da wahrscheinlich auf immer und ewig.

Könnte man The Moonbabies als Pop bezeichnen, ohne Ärger zu kriegen?
Ola:
Ja klar, wir sind Pop.

Wo sind für Euch die Grenzen des Pop?
Ola:
Gute Popmusik ist gut, schlechte Popmusik stinkt saumäßig.

Das Konzert welcher Band hast du zuletzt privat besucht und warum?
Ola:
Ich hab neulich Blonde Redhead gesehen. Viele meiner Freunde lagen mir in den Ohren damit, mir die Band anzuhören, aber immer, wenn ich das dann gemacht hab, fand ich es uninteressant. Aber live waren sie gut. Ich konnte schon ein paar Ähnlichkeiten mit The Moonbabies feststellen. Obwohl ihre Songs mehr Indie- und Shoegazeelemente beinhalten, als wir das bei Popsongs mögen.

Wie verbringt Ihr am liebsten einen Samstagabend?
Ola:
Wenn Du mich fragst, auf Tour sein, Gigs spielen, feiern und Spaß haben.

Und den Sonntagmorgen?
Ola:
Alte Filme aus der Zeit von 1930 bis 1960 anschauen. Wir sind riesige Film-Nerds und lieben die alten Movies von Billy Wilder, Otto Preminger und Alfred Hitchcock.

Was machen die Moonbabies das Restjahr 2008? Erscheint das neue Album noch?
Ola:
Wir werden nichts veröffentlichen, bevor wir nicht voll zufrieden damit sind. Ansonsten bleiben wir bei unserem „fünf-fantastische-Alben-Plan“ (lacht).

Interview und Text:
David Lodhi
Fotos: Pressefreigaben


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