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MISC - April 2008 l #15

Best of Osternest

Diesmal mit: Sternbuschweg | Trite Radio | Tribute To Nothing | Yakuzi | Drowned In Dreams


Urlaub, Ostern und eine fast unglaubliche Frühjahrs-Veröffentlichungswut der Labels - die bekannte Folge ist ein beachtlicher Promo-Haufen, den es nun anständig abzufeiern gilt.

Den Anfang machen Sternbuschweg, die mit „Mein Herz schlägt weiter jeden Tag“ (Tumbleweed Records) nach sechs Jahren (!) ihr Debütalbum vorgelegt und ein schönes Stück deutschen Indiepops geschaffen haben. Auch wenn man nach dem ersten Durchlauf vorschnell „Tomte“ oder „Kettcar“ schreien möchte, sollte man da vorsichtig sein - man würde Sternbuschweg Unrecht tun. Denn mit Sicherheit hätten die vier Jungs aus Berlin schon vor sechs Jahren mit ihren EP´s im Fahrwasser oben genannter Bands steil gehen können, aber sie machten es nicht. Es fehlte aber sicher nicht am Können, sondern eher am Wollen. So bewegten sich Sternbuschweg in ihrem eigenen Kosmos und dringen nun endlich mit ihren gefühlsschweren Texten und Melodien in unser Bewusstsein. Zum Glück, denn „Mein Herz schlägt weiter jeden Tag“ ist ein tolles Album mit großen Songs geworden - und das ganz ohne an Tomte oder Kettcar zu denken.

Eher rockig kommen dagegen Trite Radio mit ihrem ersten Studioalbum „Here´s The Moment“ (Your Life Records/MMS) daher. Die Münsteraner Jungs haben sich eher dem klassischen, britisch inspirierten Rock verschrieben und liefern dann auch ein amtliches Album vertonter Gefühlsautobahnen ab. Die Vocals von Sänger Marcus Heim wirken zwar ob der relativ klaren Instrumentierung etwas ungeschliffen, was aber nicht übermäßig ins Gewicht fällt. Insgesamt aber ein Album mit vielen guten Songideen, die ordentlich in Szene gesetzt wurden. Perfekt als Starter für einen schönen Abend auf der Piste.

Richtig krachen lassen es dagegen wieder Tribute To Nothing, die mit ihrem mittlerweile sechsten (!) Album „Breathe How You Want To Breathe“ (Ass-Card Records) beweisen, dass man die Dynamik des melodischen Punkrocks auch originell mit sperrig-melancholischem Rock-Themen arrangieren kann. Diese Mischung macht den Sound von Tribute To Nothing nicht nur einzigartig sondern auch so energisch und präsent, dass die Spannung über die komplette Spielzeit locker gehalten wird. Der grobe Gesang, die mächtigen Gitarren und intelligent inszenierte Melodien zeichnen auch diesmal wieder die Songs der Jungs von der Insel aus. Da passt einfach alles: Spielfreude, eine gute weil direkte Produktion und eine Menge Abwechslung in dem sonst so leicht sperrig bis zuweilen langatmigen Post-Hardcore-Soundbrei des Genres. Schön, dass man sich auch beim sechsten Album auf das Gespür der Jungs für gute Songs verlassen kann.

Einen Rundumschlag der interessanten Sorte liefern Yakuzi die mit ihrem Zweitschlag „Thin Red Line“ (Rookie Records) Ska- und Punkrock in äußerst gefälliger Weise verwursten. Das ist vielleicht nicht besonders einfallsreich, aber dafür sehr unterhaltsam. Trompeten, Punkrock-Riffs, Mitgröhl-Refrains kennt man ja - und damit es nicht so langweilig wird, hören Yakuzi da auch noch nicht auf: Swing, Folk, Latin und, ähm, klassischsten Kalifornien-Punkrock funktioniert einfach und schlägt im positivsten Sinne aufs Gemüt. Ein Album, das vielleicht nicht den höchsten musikalischen Ansprüchen genügen mag, aber dafür für mächtig Stimmung auf jeder Party und Konzert sorgt. Hat ja auch eine Berechtigung - und Yakuzi machen das richtig gut.

Ganz andere Richtung, aber auch mal wieder richtig erfrischend: Drowned In Dreams machen mit ihrer ersten EP „Tragedy Of Empty Homes“ (Finest Noise) keine Gefangene: Metal meets Hardcore, so einfach kann das manchmal sein. Roher, ungezügelter und ehrlicher Sound zeichnet den Sound der fünf Jungs aus Bayern aus. Statt „Vocals“ heißt das in der Besetzungsliste von Drowned In Dreams dann auch „Throat“ und so klingt das auch: Metalcore in der Tradition von Teamkiller, Terror oder wenn es etwas feiner sein darf: Comeback Kid. Ein gutes Brett diese EP. Und ich hoffe, das geht als ernsthafte Bewertung durch: Denn das ist da Erste was mir durch den Kopf geschossen ist - und das ist ja meistens das Beste.

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