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peters.

Auffallen durch Umfallen

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Nun ist es also da: das Debütalbum der peters.. Nach jahrelanger Wartezeit, in der wohl gerade die treuesten Fans der Chaostruppe nicht mehr damit gerechnet hatten. Als „Chinese Democracy“ hatte man bereits das bezeichnet, was jetzt mit dem sympathischen Namen „Auffallen durch Umfallen“ endlich via unterm durchschnitt erscheint. Viel ist nicht mehr geblieben von den peters., die 2004 die fantastische 7-Inch „Posteingang 17,73cm Strukturanalyse“ veröffentlichten.
Geschadet hat es ihnen nicht. Die Veränderung, die man sicherlich auch Weiterentwicklung nennen darf, resultiert sicherlich daraus, dass die Band „aus der Hamburger Hard-Alk-Szene“ (Thees Uhlmann, Tomte) selbst zu ihren größten Kritikern zählt. Und die (Ver)Wandlung hat bestimmt auch mit Besetzungswechseln zu tun, die das Bandgefüge nachhaltig verändert haben. Ein einfacher Prozess war das nicht: „Allein die Aufnahmen haben über zwei Jahre gedauert, unterbrochen durch etliche Versuche ihrer Mitglieder die Band aufzulösen, sich anderen Dingen zu widmen, sich von ihren ausgeprägten Selbstzweifeln unterkriegen zu lassen.“ (Simon Rass, Grand Hotel van Cleef) Sie haben sich in all den Jahren also nicht nur „den Kanal dicht gehauen“ (Torben, peters.), sondern vor allem mit sich und ihrem Schaffen gehadert. Wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Ihre früheren Songs hatten bereits so ziemlich alles, was man von intensiven Indie-Hardcore erwarten konnte: Tiefgang, Mut, Energie und eine abstrakt-politische Botschaft. Damit waren sie aber irgendwann offensichtlich selbst nicht mehr so glücklich und deshalb wird auf „Auffallen durch Umfallen“ kaum mehr geschrieen, dafür der Popmusik die Tür weit aufgehalten. Dass ‚Pop’ hier in einem ganz speziellen Kontext zu sehen ist, muss nicht näher erläutert werden. Im Radio werden peters. natürlich immer noch nicht stattfinden, aber es gibt nun in den Songs mehr Momente, an denen man sich festhalten kann. Es ist trotzdem ein Album geworden, dass man immer und immer wieder hören muss, bis es seine ganze Wirkung entfaltet. Dann kriegt man Nummern wie „Letzte Chance vorbei“, „Lage der Nation“ oder „Zitronenwalzer“ (die Verneigung vor den Goldenen Zitronen) aber nicht mehr so schnell aus dem Gehörgang. peters. legen eine ungeheure Musikalität an den Tag, die man bisher so nicht kannte und aufgrund ihrer destruktiven Konzerte auch so nicht erwarten konnte. Textlich geht es mehr denn je um Herzscheiße und Gesellschaftskritik, musikalisch werden Freiräume geschaffen und Bands wie North Of America und At The Drive-In zitiert. Hätten sie vielleicht noch zwei direktere Nummern wie „(Diskretion) Deluxe“ mit an Bord genommen, hätte es wohl Höchstwertungen gehagelt, doch genau darum ging es ihnen ja eben nicht und deswegen haben uns peters. ein Album geschenkt, von dem man mindestens so lange zehren kann, wie die Band für die Entwicklung von selbigem gebraucht hat.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 32:17 / Posthardcore

wir veranstalten peters. in Nürnberg, alle Tourdaten gibt es hier

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