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The Teenagers

Reality Check

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„Sex, Love, Party, Vodka, Summer, Puberty, Red Bull, Ham Rollz” gaben The Teenagers als Einflüsse an und so überrascht es kaum, dass ihr Debüt “Reality Check” wie ein Konzeptalbum klingt, das sich genau um diese Themen dreht. Der Opener „Homecoming“ ist textlich sexuell aufgeladen, mehr als obszön und klingt wie die Vertonung von amerikanischen Teenie-Komödien im Stile von „American Pie“ & Co. Das lässt Schlimmes ahnen...
Und tatsächlich bestätigen sich alle Befürchtungen. Zum Glück. Fast schon dreist, wie die drei Pariser Jungs ihr Konzept durchziehen und dabei nur selten vom Weg abkommen. Simple Texte voller Klischees und holprigem Englisch werden auf noch simpleren Synthiepop gelegt und dann eine ganz große Party gefeiert. Und das obwohl The Teenagers angeblich sogar mal deutlich härtere Musik machen wollten und eine Vorliebe für Slayer und Dillinger Escape Plan hegen. Ob das nur ein Scherz ist? Es würde jedenfalls zu ihrem Humor passen. Nada Surf würde schon eher Sinn machen, denn der Sprachgesang von Quentin Delafon klingt, als hätte er den Überhit der Amerikaner mehr als einmal gehört. Sein Stil erinnert immer wieder an den erzählerischen Charakter von „Popular“, nur dass sich die drei Franzosen einen Riesenspaß daraus machen ihren Texten jede Ernsthaftigkeit zu nehmen. In „Homecoming“ geht es um die ungleiche Romanze zwischen einem amerikanischen Cheerlead-Chick und einem britischen Indiestyler, der seine Großcousine bei seinem Besuch in San Diego klarmacht. Während er „Eiskalte Engel“-like seinen sexuellen Erfolg feiert, singt sie: „It was perfect, a dream came true / just like a song by Blink 182“. Ein perfekter Ohrwurm, der erst dann schockt, wenn man genauer hinhört. Und Anspielungen dieser Art gibt es auf diesem Album zuhauf. „Starlett Johansson“ ist eine Ode an die Angebetete und der Text eine wahre Offenbarung in Sachen Trash-Humor. Bei „Feeling Better“ feiern sie sich dann gleich noch selbst ab. Dreist eben und sympathisch auch irgendwie. Schade, dass der unanständige Partycharakter und die hinterhältigen Passagen in den Texten in der zweiten Albumhälfte deutlich nachlassen und somit bereits das Debüt die Frage aufwirft, wo das hinführen soll. Das Themenfeld scheint jedenfalls abgegrast, die naiven Teenager wird man ihnen beim nächsten Album auch nicht mehr abnehmen und musikalisch befinden sie sich natürlich auch in einer selbstgewählten Sackgasse. Auflösen, um damit The Teenagers ein Denkmal zu setzen, wäre sicherlich nicht die schlechteste Option. Vielleicht nennen sie sich ja anschließend The Adults oder vertonen irgendwann eine Midlifecrisis. Oder sie kehren zurück zu ihrer diesmal gut versteckten Leidenschaft und widmen sich wieder dem Trashmetal und Mathrock. Spannend wird es allemal ihre Weiterentwicklung zu beobachten.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 38:23 / Synthiepop

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