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The Indelicates

American Demo

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Zwei Dinge katapultieren The Indelicates gerade durch die Blogs und Wohnstuben Europas. Zum einen die Tatsache, dass Sängerin Julia Indelicate ein Gründungsmitglied der inzwischen verdammt erfolgreichen Pipettes war. Und zum anderen die ständige Lobhudelei von Art Brut's Eddie Argos. Beides ist keine Unze wert, wie man beim Blick auf spärliche Plattenverkäufe für Indie-Bands unschwer erkennen kann. Dann muss eben die Musik großartig sein.
The Indelicates sind so ein Indie-Indie-Phänomen. Seit geschätzten zwei Jahren geistert die Band nun schon durch den Underground und eine Menge popkulturell versierte Liebhaber schwärmen in den höchsten Tönen. Von der Musik aber meistens immer weniger als vielmehr von den ausgesprochen kulturpessimistischen Songtexten. Und so ist es kein Wunder, dass sich Simon und Julia Indelicate das erste mal auf einem Poetry Slam trafen. Es ist vor allem der scharfe Zynismus der Texte, die nahezu arrogant wirkende Beobachtungsgabe der Außenseiter. Indelicate - das heisst: ohne Zartgefühl. In dieser Position kann man es sich schonmal gemütlich machen, etwas Gift und Galle spucken, sich zurücklehnen. Und sich am Ende doch noch erklären. Das war auf ihrer EP "The Last Significant Statement To Be Made In Rock’n’Roll“ schon so, als sie empörte Reaktionen auf den Song „Waiting For Pete Doherty To Die“ über sich ergehen lassen mussten. Dabei war es vor allem eine Kritik am Voyeurismus der Gesellschaft und der Medien. Aber wer schon über sich selbst sagt, man spiele „despicable folk-rock cabaret with a mission to end all music“, muss sich damit abfinden, in der Mitte der Musik-Gesellschaft nicht unbedingt anzukommen. Der erste Longplayer, "American Demo", führt das alte Konzept der gesunden Provokation weiter. "The last signicikant statement..." stellt sich breitbeinig hin, pendelt zwischen klassischer 80er Rockmusik und New Romantic hin und her. Das soll dieses Jahr entstanden sein? Auch die Single "Sixteen" klingt wie ein auf dem Dachspeicher gefundenes Rohmaterial. Gekonnt spielen die Indelicates mit den Genres, haben das ins Herz treffende Harmonie-Gefühl und hauen einem die Hooklines nur so um die Ohren. So richtig überspringen will der Funke trotzdem nicht. Vielleicht liegt das an der zu bewusst inszenierten Außenseiter-Position. Oder an der Tatsache, dass die Texte so viel großartiger als die Musik sind.


Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:15 / 60s / Wave / Punk

 

Autor:

The Indelicates - Sixteen





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