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Tristan Brusch

My Ivory Mind

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Nach Get Well Soon nun der nächste Überflieger aus europäischen Gefilden? Skepsis ist bei grenzenloser Bewunderung ja immer angebracht. Und es kann Tristan Brusch eigentlich nur helfen, wenn man erstmal nicht allzuviel erwartet.
Noch keine 20 Jahre alt, der Kerl, und schon drei Alben auf dem Buckel. Irgendwo zwischen Virginia und Belfast aufgewachsen, steckt gerade mitten im Abitur. Seit dem dritten Geburtstag Geigenunterricht vom Vater. Dazu Klavier und Gitarre. Aufgenommen in einem einsamen Holzhaus auf irgendeiner dänischen Insel. Dazu schmerzhafter Lo-Fi, quakige Stimme. Das klingt alles nach Zutaten für eine Indie-Folk Casting-Show. Aber es ist nunmal so: der Junge hat eine Menge gemacht in seinem Leben, und das erste richtig vertriebene Album ist auch noch tatsächlich ziemlich gut geworden. Man muss an Coco Rosie denken, wenn der Opener "Trist Enough" erklingt. Ein fein gezupftes Banjo, eine mehr als sonderbare Stimme aus den Zwischenwelten, unwirklich, unweltlich - man erwartet soetwas eben nicht aus Dänemark. Vielleicht noch Schweden. Aber eben nicht Dänemark. Schön, dass es trotzdem stattfindet. Die entspannte Produktion, der klare Sound, all das stellt sich in den Dienst Tristan Bruschs und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, hier sei etwas unnatürliches entstanden - so ungewöhnlich der Folk-Entwurf Burschs auch ist. Die wirklich bewegenden Highlights fehlen zwar - wenn man schon Devendra Banhart ins Feld wirft, könnte man auf einen Hit wie "Little Yellow Spider" verweisen. Den aber hat Tristan Brusch nicht vorzuweisen, und es ist nur schwer vorstellbar, dass er überhaupt Wert darauf legt. Dafür ist "My Ivory Mind" einfach viel zu seltsam-schön. Songs wie das grazil-beschwipste "Gavotte in A" und das beatleske Kleinod "Lullaby" sind großartige Verheißungen. Wenn Brusch jetzt, zum Abi, schon so gut ist, was erwartet uns dann bitteschön zum Abschluss der Kunsthochschule?

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:15 / Folk

 

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