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Dear John Letter

Between Leaves | Forestal

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Respekt meine Herren. Nach einer schon ziemlich erstaunlichen und hübsch aufgemachten EP kommt nun das noch ausgereiftere und aufwendiger gestaltetere Album. „Between Leaves | Forestal” vereint alle Zutaten des Progressive Rock, ist abwechslungsreich gelungen und dabei sogar noch eine Art Konzeptalbum rund um das Thema Wald geworden. Passt ja auch irgendwie, denn der Begriff Holzfällermusik geht mit Progressive Rock zuweilen Hand in Hand.
Dear John Letter sind allerdings nicht gekommen, um Bäume nieder zu reißen, sondern eher um neue zu pflanzen. Zwei Blätter zieren das schick verpackte Album, innen drin gibt es Tierschablonen, die Band sitzt auf dem Begleitfoto gleich selbst im Wald und auf des Frontmanns Pullover prangt - man kann es erraten - ein Baum. Natürlich nehmen auch die Songtitel und Texte darauf bezug. Klingt nach miefiger Ökoromantik, wirkt aber einfach nur naturverbunden und soll wohl unterstreichen, dass wir es bei Dear John Letter nicht mit irgendwelchen abgehobenen Muckern zu tun haben, sondern einfach nur mit fünf grundsoliden Typen. So kommt auch die Musik rüber. Freilich steht auch hier, wie bei Progressive Rock so üblich, das Handwerk im Vordergrund. Doch die Kapelle aus Augsburg macht zum Glück nicht einen auf The Mars Volta, sondern höchstens einen auf ruhigere Isis. Der Opener „Towers | Trees“ ist gleich mal knapp elf Minuten lang, lässt aber fast nichts an Spannung vermissen. Die ewig gleichen laut/leise-Wechsel haben sie nicht nötig, explosive Ausbrüche gibt es auf dem gesamten Album nur selten. Die Songs leben von Steigerungen, davon, dass die Band bestimmte Parts immer wieder und noch intensiver wiederholt. Der Gesang ist wohl dosiert und schmückt die Stücke immer wieder passend. Wer jetzt aber denkt, dass es genau so weitergeht, hat sich zum Glück getäuscht. Das nachfolgende Stück dauert lediglich kompakte 3 Minuten 27 und das darauf folgende „Aventiure | Pearly Gates“ ist eine ganz ruhige, psychedelische Nummer, die den Soundkosmos von Dear John Letter um ein großes Stück erweitert. Das selbe trifft auch auf „In The Sticks | Between Leaves“ zu, denn da hat die Band einfach mal den Stecker gezogen und probiert sich an einem über sechsminütigen Akustikstück. Auch das funktioniert und sorgt für zusätzliche Abwechslung, die bei einem solchen Brocken von Album natürlich auch dringend nötig ist. Ihre Hausaufgaben haben Dear John Letter auf überzeugende Art und Weise gemacht, jetzt kommt es drauf an, dass sich der Fünfer noch ein wenig mehr von gewohnter Genrekost abhebt und ihren Songs noch mehr Außergewöhnliches hinzufügt. Dann sollte sich auch endlich mal ein Label finden, denn was die Band bisher im Alleingang stemmt ist erstaunlich.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:18 / Progressive/Post-Rock

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