Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Fantasy Filmfest 2008 - Teil 7

100 Feet | CA$H | 36 Steps | Awake

100_feet_.jpg


100 Feet |


Mit Eric Reds „100 Feet" hat das Fantasy Film Fest dieses Jahr auch einen astreinen Geisterfilm im Gepäck. In der Hauptrolle: Die attraktive Niederländerin Famke Janssen, einst als Bondgirl gestartet, mittlerweile fest in Hollywood etabliert. Sie spielt eine Frau, die ihren Mann umgebracht hat, und nach abgeleistetem Gefängnisaufenthalt in ihr eigenes Haus zurück darf. Eine Fußfessel stellt sicher, dass sie das Gebäude nicht verlässt. 100 Fuß weit darf sie sich vom Sender entfernen. Dumm nur, dass ihr toter Ehemann, der sich zu Lebzeiten schon als fieser Schläger entpuppte, als böser Geist zurückkehrt und für Remmidemmi sorgt.

Das klingt nach einem spannungsarmen, aber soliden Geisterfilm. Stimmt auch fast, denn Famke Janssen ist leider wirklich der einzige Grund, sich den Streifen anzusehen. Schwache Nebendarsteller, ein dünnes Drehbuch, kaum Action, wenig Spannung. Mission gescheitert. Dass der fiese Geist von Michael Paré gespielt wird, dem Inbegriff des durchschnittlichen B-Movie-Schauspielers passt ins Bild. (Sebastian Zapf)

CASH.jpg


CA$H |

Der kunstvoll ausgeführte Diebstahl ist nicht umsonst ein eigenes Genre im Film. Konventionen herrschen im Heist-Movie und so besteht der Spaß für den postmodernen Regisseur von heute gleichermaßen im Brechen derselben wie im lustvollen, stilsicheren Zitieren. „CA$H", ein französischer Raubzug durch die Kinogeschichte, entscheidet sich für letzteres und liegt damit richtig. Eine einzige große Charade ist dieser Film, eine Verstellung sondersgleichen und macht doch in jeder Sekunde Spaß.

Der in „Murder By Death" damals so schön formulierte Vorwurf, dass wir Zuschauer doch nur an der Nase herumgeführt werden, weil wir die Lösung nie und nimmer erraten könnten, gilt hier tausendfach: „CA$H“ hat mehr Twists in seiner Geschichte als Chubby Checker singen könnte. Und obwohl Jean Reno als geheimnisvoller Überdieb für seine Verhältnisse blass bleibt, bereitet „CA$H" von der ersten bis zur letzten Minute Vergnügen. Jean Dujardin, der bereits auf dem letztjährigen FFF mit „OSS 117“ eine komödiantische Glanzleistung lieferte, spielt das Ensemble an die Wand und könnte vielleicht sogar die in den Boden gefahrene „Ocean's Eleven" Serie mit seinem überkandidelten Charme retten. (Christian Ihle)

36steps.jpg


36 Steps |
-----------------------------

Wenn während des Films mehr als nur eine Handvoll Besucher den Kinosaal verlassen, kann das mehrere Gründe haben. Bei dem argentinischen „36 Steps“ dürften fast alle Gründe greifen. Optik, Schauspieler, Schnitt, Humor. Alles im Stile einer Amateurproduktion. Das hätte man im Programmheft erwähnen können, dann wäre die absurde Groteske über eine Gruppe von Bikinigirls, die von einer „Texas Chainsaw Massacre"-ähnlichen Familiensippschaft aus völlig banalen Gründen gefangen gehalten und gequält wird, sicherlich nicht zu einem der abgestraftesten Filme des Festivals avanciert. Sicherlich, kein guter Film. Aber gerade durch seine penetrante Nervigkeit und die anstrengende Erzählweise zwischen plumpen Filmzitaten und gewitzten Anspielungen einen Blick wert. Purer Trash! Und deswegen außer Konkurrenz. (Sebastian Zapf)

Awake.jpg


Awake |

„Anesthetic Awareness" wird ein medizinisches Phänomen genannt, bei dem der Patient trotz einer Vollnarkose wach liegt, nicht betäubt ist, sich aber dennoch weder normal bewegen noch artikulieren kann. Ein genialer Schachzug, Hayden Christensen zu besetzen, da er somit direkt an seine Rolle als Anakin Skywalker aus den neuen „Star Wars“-Movies anknüpfen kann.

„Awake" beginnt mit dieser Prämisse zunächst verheißungsvoll, scheitert aber nach der Auflösung eines Geheimnisses, der Aufdeckung einer Verschwörung, daran, etwas zu finden, was er die restliche Stunde erzählen könnte. So mäandert der Film seinem Ende entgegen, während man sich wünscht, dass die gute Anfangsidee für einen dreckigen Kurzfilm Verwendung gefunden hätte statt ihm der Hollywoodmaschine mit toller Besetzung (Jessica Alba! Lena Olin!) und Happy-End-Zwang anheim zu stellen. (Christian Ihle)

Fotos: Pressefreigaben


ERROR!