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Days In Grief l Talk Radio Talk

same l Beyond These Lines

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Einst sind sie um ein Haar an einem Deal mit Burning Heart vorbei geschrammt, nun haben sich Days In Grief aufgrund notorischer Erfolglosigkeit aufgelöst. Jammerschade angesichts der Klasse der vier Kölner. Was vorliegende Abschied-CD in Kleinstauflage ein letztes Mal sehr eindrucksvoll verdeutlicht. Parallel dazu, wie es das Leben will, erspielte sich mit Talk Radio Talk aus Norddeutschland eine andere junge einheimische Band die Meriten, um in die nächsthöhere Liga aufzusteigen.

Doch lasst uns einen Moment bei Days In Grief bzw. deren großem Finale bleiben; welches es zwar nur im Eigenvertrieb, dafür aber mit liebevollem Artwork zu erstehen gibt. Und das ein letztes Mal auf ziemlich einzigartige Weise emotionalen Hardcore, fetten Metal sowie die Energie des Punkrock zu einer intensiven, mitreißenden Melange befeuert: Im Gegensatz zu vergleichbaren Fällen findet sich hier keine Spur von Ausschußware, was selbst der angehängte Bonus-Song (der erste, den die Band je geschrieben hat) untermauert. Unerreicht dürften für die direkte Konkurrenz vor allem die teils mehrstimmigen Melodiebögen bleiben. Frontmann Jörg Ahrens drückt den acht Abschieds-Songs noch einmal seinen charakteristischen Stempel auf, welcher seit jeher das I-Tüpfelchen bei den vielschichtigen, druckvollen Kompositionen bildete. So bleibt unter dem Strich ein rundum gelungener, höchst respektabler Abgang, der unterstreicht, dass Days In Grief (zusammen mit Waterdown) nicht zu unrecht zu den beiden Bands dieses Genres gezählt wurden, deren internationales Potential viel zu früh verpuffte.

Und wo Days In Grief vordringlich in Richtung At The Drive-In (bzw. deren gelungener Spätfolgen a lá Thursday oder Thrice) geblickt haben dürften, orientieren sich Talk Radio Talk offensiv an Refused. Denn hätten die Schweden zwischen "Songs To Fan The Flames Of Discontent" und "The Shape Of Punk To Come" ein Album veröffentlicht, es hätte ähnlich klingen können. Zumindest trägt „Beyond These Lines“ keine Spur eines Debütwerks einer jungen Band: In Punkto Professionalität gehen die sechs beinahe beängstigend konsequent vor. Vielleicht stellt genau dies das einzige Manko an "Beyond These Lines" dar: Zwischen rhythmisch gewagten Hardcore-Eruptionen und dezenten Elektronik-Einsprengseln wirkt das rockige Songmaterial wenig konkret; Trotz solch verschiedener Zutaten wünscht man sich sporadisch mehr Abwechslunsgreichtum im insgesamt etwas gleichförmigen Material. Es braucht ein paar Durchgänge, bis die harmonischen Zwischentöne hängen bleiben bzw. die Refrains ihre volle Eingängigkeit entfalten. Nach etwas näherer Beschäftigung aber steht fest: Talk Radio Talk haben das Zeug dazu, breitere Aufmerksamkeit zu erzielen… wenn sich da ´mal keine neuerliche Parallele abzeichnet.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:46 / Postcore
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:28 / Postcore

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