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The Breeders

Mountain Battles

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Zugegeben, ein neues Album der Breeders war das hinterletzte, worauf man gewartet hatte. Stattdessen hätte die Mehrzahl, die mit den Breeders 2008 überhaupt noch etwas anfangen kann, lieber gesehen, dass Kim Deal noch ein bisschen Bass bei den Pixies spielt und das „Whoo-ooo“ bei „Where Is My Mind?“ so sirenenhaft trötet. Einen Hit wie „Canonball“ würde Kim im cleanen Zustand eh nicht mehr zustande bekommen. Also wozu einen weiteren Aufguss von Resthirn-Indie aus den Neunzigern?
Interessiert doch eh nur circa 35 Jahre alte Musikjournalisten und den durchschnittlich desillusionierten Untergrund-Gitarrenschluffi, wie Spiegel-Rezesent Jan Wigger mit Recht anmerkt. Wenn man sich aber klar macht, mit „Mountain Battles“ eine Genre-Platte in Händen zu halten, eine typische Breeders-Platte allzumal, dann ist das Ergebnis gar nicht so übel. Auch wenn gleich die ersten beiden Songs - „Overglazed“ und „Bang On“ - einzig mit den eindimensionalen Phrasen „I can feel it“ und „I love no one / And no one loves me“ auskommen: Den spröden Vibe von „damals“ haben sich die Breeders erhalten. Für unterkühlte Songminiaturen wie „Night Of Joy“ und „We're Gonna Rise“ würden eben jene Musikjournalisten so ziemlich jede Band abfeiern, die überhaupt noch mit so etwas um die Ecke kommt. Und hätte diese kleinen Songideen ein neumodischer Liedschreiber weiterverarbeitet, dann hätten dabei auch ein paar echte Hits herausspringen können. Würde, hätte, hätte. Fakt ist, dass neben diesen gelungenen Nummern auch ein paar Songs auf dem Album herumlungern, die das Image einer mittelmäßigen, semiprominenten Rülps- und Kettenraucher-Truppe bestätigen. Der Proberaum-Auswurf „Spark“, das mit Flamengo-Rhythmen nervende „Regalame Esta Noche“ und das vierminütige Nichts des Titeltracks gehören dazu. Mit „Walk It Off“ und „It's The Love“ sind am hinteren Ende der Platte doch noch zwei echte Rocksongs eingebuddelt, die der Durchschnittsinteressierte aber nicht hören wird, wenn er die CD bei Saturn nach durchgehörten fünf bis sechs Songs entnervt zurück ins Regal stellt. Es scheint, als wollten es die Breeders gar nicht anders. Bloß keinen Stress, lange Welttourneen und ausverkaufte Shows. Hauptsache irgendwie ins Rentenalter kommen. Machen ja sonst auch ganz viele Leute. Wenn man will, kann man das durchaus sympathisch finden.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 36:42 Minuten / Indie-Rock

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