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Firewater

The Golden Hour

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Klingt nach dem perfekten Hippie-Aussteiger-Pfad, den Firewater-Kopf Tod A. da vor vier Jahren eingeschlagen hat, als er sich nach der Trennung von seiner Frau nur mit Rucksack und Gitarre ausgestattet auf eine kleine Weltreise begab. Weil Tod A. aber auch seinen Laptop mitgenommen hat, kann er auch musikalisch Zeugnis von dieser Zeit ablegen und weil er dabei bewusst krisengeschüttelte Regionen bereist hat, ist „The Golden Hour“ auch ein sehr politisches Album geworden.
Der Begriff des „Politischen“ ist im Kontext von Musik zwar immer etwas schwierig, aber auf dieses Album trifft er einfach zu, denn es waren nicht nur private Gründe, die Tod A. dazu veranlassten seine New Yorker Heimat zu verlassen. Er „wollte die Länder kennen lernen, in denen seine Landsleute sonst nur Bomben fallen lassen“. Das klingt zwar wieder fast ein bisschen zu sehr nach anti-amerikanischer Schwarz/Weiß-Malerei und man könnte ihm deshalb auch vorwerfen, warum er zwar in Afghanistan war, nicht aber im Irak, aber schließlich ging es bei diesem Trip nicht um Vollständigkeit. Tod A. besuchte auch Indien, Pakistan, die Türkei und Israel und damit eben letztendlich doch eine ganze Region, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Eine Region, die genauso reich an kulturellen Schätzen ist, wie an kriegerischen Auseinandersetzungen, die sowohl hausgemacht sind, als von außen herein getragen werden. Im Stile eines Konzeptalbums fängt „The Golden Hour“ smit auch fast narrativ an: „Well I ain’t gonna live in your world no more / feelin’ like a flunky for a two-bit whore / you got a monkey for a president / and a head all filled up with cement“, heißt es da und dann: „So I’m getting out of here (…) I can’t take a minute more”. Weil Tod A. nicht nur als Tourist mal eben im Nahen Osten vorbeigeschaut hat, sondern zumindest phasenweise sesshaft geworden ist und sich bis zu einem gewissen Grad in das jeweilige Umfeld integriert hat, ist „The Golden Hour“ nicht eine Platte geworden, die sich durch die musikalischen Schätze der Länder plündert, sondern sich intensiv mit landestypischer Folklore beschäftigt, immer aber auch ein echtes Firewater-Album bleibt. Tod A. integriert, vereint und schlägt Brücken. Zwischen Kulturen, Religion und Denkweisen. Und das ist sowieso politischer als jede Phrasendrescherei. Achja die Musik ist übrigens auch hervorragend. Nur für Folklore muss man eben ein bisschen was übrig haben, aber wer da nicht mitgeht, hat sich wohl sowieso noch nie für Firewater begeistern können.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 53:58 / Indie-Folklore / Weltmusik

Autor:

 

Firewater - The Story Behind "The Golden Hour"





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