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The Miserable Rich

12 Ways To Count

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Auch der bisher überwiegend für kleine Ensembles der Klassik reservierte Begriff „Kammermusik“ hat im Zuge der Vermainstreamung klassischer Musik in den letzten etwa 20 Jahren den ein oder anderen Bedeutungswandel vollzogen. Die wohl modernste Variante: The Miserable Rich aus Brighton, deren „kamereske“ Bandbesetzung aber nichts mit dem Genre an sich zu tun hat.
Die musikkulturelle Szene des verschlafenen südbritischen Seebades steht spätestens seit dem Mod-Spektakel „Quadrophenia“ (1979) von und mit The Who regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit und hat mit unter anderem The Kooks, Norman Cook oder The Levellers auch in den Folgejahren fleißig an popkulturellen Entwicklungen mitgewerkelt. Mit dem Debütalbum „12 Ways To Count“ von The Miserable Rich kommt jetzt eine weitere, interessante Komponente made in Brighton hinzu. Songschreiber und Sänger„James De Malplaquet, manchen vielleicht durch seine ehemalige Band The Grape Authority ein Begriff, und seine mit Geige, Cello, Kontrabass und Gitarre besetzte Band reduzieren sich auf den Zwölf Tracks ihres Debütalbums auf das Wesentliche: Den Song und die Melodie. In ihrer „kameresken“ Besetzung zeigen sie eine behutsame Herangehensweise an etwas, was man vielleicht als Mischung aus Songwriter-, Folk- und sagen wir Indieelementen (sofern man Indie nicht automatisch mit einem gewissen Grundlärmanteil verbindet) bezeichnen kann. Musikalische Selbstverwirklichung in Form von Solopassagen wird man auf der Platte ebenso wenig finden wie - mal abgesehen von wenigen, mit Besen eingespielten Rhythmen und einmalig auftretenden Handclaps - Schlagwerk jeglicher Art. Die in manchen Stellen an die offene und direkte Herangehensweise eines Paul Heaton (The Housemartins) erinnernden Gesangsparts werden dezent und uneigennützig mit Begleitmusik versehen und trotzdem fehlt einem nichts. Der Grund: Die Songs an sich sind richtig, richtig gut! Besonders der wohl kürzeste Trinkersong aller Zeiten, „Pisshead“ und das keine zwei Minuten lange „The Time That´s Mine“ sind gelungen, aber auf dieser Platte gibt es so viel zu entdecken, dass die Favoriten sicherlich ganz unterschiedlich ausfallen werden.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 52:15 / Indie-Folk

Nicht auf dem Album, aber gratis online gibt es das großartige Hot Chip-Cover "Over And Over"


Autor: David Lodhi





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