Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Tokyo Police Club

Elephant Shell

tpc.jpg

Wahrscheinlich ist es die größte Überraschung, zumindest für den Rezensenten: TPC kommen bei Saddle Creek unter und nehmen dort ihr Debüt-Album auf. Als ob die "Lesson in Crime"-EP nicht schon großartig genug gewesen wäre.
Nun sind die Kanadier also auf dem besten Indie in ganz Amerika gelandet, abgefärbt hat es auf ihren Stil allerdings keinen Deut. Wo die meisten Saddle Creek Bands sich seltsam verschroben zurückhalten, knallen Tokyo Police Club unverblümt und fast ein wenig frech auf die Snare und in die Seiten ihre verzerrten Post-Punk-Gitarren. Das, was Songs wie "Nature of Experiment" schon so großartig machte, wird auch auf "Elephant Shell" beibehalten - bei seltsam geringer Hit-Dichte. Irgendwie hatte man da mehr erwartet. mehr Drive, mehr Knalleffekt, mehr Pathos. Nach mehr als drei Hördurchgängen wird allerdings deutlich, dass TPC genau das eben nicht wollten. Und damit erzielen sie einen ungleich größeren Erfolg. Denn wo sich die "Lesson in Crime"-EP bald erschöpfte, will "Elephant Shell" einfach nicht aus der Anlage verschwinden. Gerademal eine halbe Stunde ist das Debüt lang, bastelt sich aber Sound- und SOngstrukturen zurecht, die so gar nicht passen wollen zum derzeitigen Boom bei Post- und Wave-Punk-Bands. Nie ganz durchsichtig sind Songs wie "Centennial" oder "Juno". Dominant: das Schlagzeug. Und irgendwie schief: Dave Monks ist Sänger und Bass-Spieler. Vielleicht ist das der Grund für den mitreißenden Drall, den TPC ihrem Debüt verpassen. Mit den verschiedenen Interpol und Strokes-Klonen ist das jedenfalls nicht zu vergleichen. Stattdessen wird hier eine juvenile Bloc Party zu "Banquet"-Zeiten gefeiert. Knackig, spritzig - genau das richtige für die sommerliche Indie-Dorf-Disco. Und doch meilenweit erhaben. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass bei all den mitreißenden Songs vor allem die Texte eine Größe haben, die man bei den meisten Post-Punk Bands nowadays vergeblich sucht: "And all the kids who cut their knees on that old schoolyard fence / Were holding out for posterity and self-defense / We beat them down again / There's no fun in playing cowboys for pretend / We showed them what the backs of our hands is for / The divide is clear in the coming year / The rich will take the poor". Dick im Jahrescharts-Kalender anstreichen, bitte!

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 29:15 / Post-Punk

 

Autor:





ERROR!