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Tindersticks

The Hungry Saw

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Es ist eine stumpfe Säge, die da auf dem Cover des neuen Albums der Tindersticks ein Herz zerschneidet. Eigentlich ein schlimm klischeebeladenes Bild für das wahrscheinlich jede halbgare Emoband morden würde. Zum Glück geht es bei den Tindersticks aber nicht um schwarzen Eyeliner, sondern schon eher um graumelierte Haare und wunderbar reduzierten Croonerpop, der einen melancholischen Charakter an einem geeigneten Abend schon mal in den Rotwein treiben kann.
Fünf Jahre sind vergangen seit dem die Tindersticks ihr letztes Album veröffentlicht haben. Eine schier unendlich lange Periode in dieser schnelllebigen Zeit. Entsprechend darf man sich dann wohl auch die Zielgruppe der Briten vorstellen, denn wer sich Anfang der 90er Jahre gegründet hat und 2003 sein letztes Album veröffentlicht hat, wird wohl zunächst noch auf jüngeres Publikum verzichten müssen. Die können Opa Staples ja fast gar nicht kennen und schreien nun vielleicht nach grundlegender Kategorisierung. Hier kommt sie: Die Songs der Tindersticks sind relativ schlicht instrumentiert. Fast schon minimalistisch. Stimme, Gitarre und Keyboard gehören zur Grundausstattung und werden von den verbliebenen Originalmitgliedern bedient. Schlagzeug und Bass hat man sich bei den Aufnahmen dazu geholt. Prägend ist vor allem die Stimme von Hauptsongwriter Stuart Staples, der die Einordnung seiner Band aufgrund seines tiefen Organs relativ einfach macht. Rechts neben den Tindersticks-Platten stehen die Veröffentlichungen von und mit Mark Lanegan und auf der linken Seite die Lambchop-Diskografie. Vor allem an letztere erinnern die Tindersticks immer wieder auf „The Hungry Saw“. Mühselig nun aber darüber zu streiten, wer als erster da war. Beide Kapellen haben sich nämlich Anfang der 90er aufgemacht um die düstere Seite von Popmusik neu auszuloten. Klingt im Falle der Tindersticks im Jahre 2008 dann fast schon nach Mottenkiste, dabei aber immer noch gut. Streicher, Bläser und weibliche Gastvocals peppen das Album auf und dennoch klingen die zwölf Stücke wie ein vertonter Antiquitätenladen. Manchmal etwas zu angestaubt, wenn man die leidende Stimme von Stuart Staples nicht allzu lang abkann, ansonsten: Her mit dem Rotwein!

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 45:07 / Croonerfolkpop

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