Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Crëvecoeur

#2

Crëvecoeur.jpg

Das französische Trio Crëvecoeur bewegt sich irgendwo zwischen Westernsounds, Lo-Fi-Pop und Bardenmusik hin und her und überlässt die alleinige Interpretation dem Hörer. Wer die einfache Internetrecherche bemüht, stößt auf Michel-Guillaume Jean de Crèvecoeur, der im 17. Jahrhundert ein berühmter franko-amerikanischer Schriftsteller war. In seinen Werken beschäftigte er sich mit Migration in den Vereinigten Staaten und Frankreich und arbeitete dies mit eigenen Erlebnissen auf.
Vielleicht ist dieser Herr die Inspirationsquelle der drei Musiker aus Nancy (gewesen). Doch spiegelt sich das nur schwerlich in ihren Texten wider. Der Grund: Es sind einfach keine vorhanden. Ihre Musik ist rein instrumental und lässt allein Kontrabass, Cello, Akustik-Gitarre und viel Pauken und Trompeten sprechen. Fühlt man sich bei „#2“ etwa an mittelalterliche Klänge oder Post-Pop erinnert? War der Schriftsteller wirklich der Anreiz? Oder führen uns die drei auf eine ganz falsche Fährte? So richtig einig wird man sich da wohl nie werden. Jeder Hörer wird da seine ganz eigenen Ansätze aus Country und Folk finden (wollen), andere wiederum werden sich ins Mittelalter zurück versetzt fühlen. Ich tendiere da eher zu passender Westernmusik eines Sergio Leones. Filmmusik im Stil von Endzeit-Western um genau zu sein. Vor allem bei den Tracks „La Tactic Du Titan“ und „Bellinzona“ sieht man bei geschlossenen Augen die Heuballen durch eine leergefegte Westernkulisse schweben, vorbei am trostlosen Salon, an dem sich noch die Schwingtüren bewegen und einem leeren Büro des Sheriffs, der seine Gemeinde im Stich gelassen hat. Das machen allerdings auch Crëvecoeur ein wenig mit ihrer Musik. Man erkennt kaum Strukturen in ihren Songformaten und zudem vermisst man eine gewisse Eingängigkeit, die doch Anreiz schaffen sollte die Stücke mehrfach zu hören. Vor allem der Mittelpart des Albums ist zu vertrackt und beschert kaum schöne Melodiesequenzen. Doch wenn die bösen Cowboys aus der Stadt verjagt sind und „Noir Velvet“ bei der letzten Filmszene erklingt, weiß man um die Daseinsberechtigung von Crëvecoeur.

Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 44: 57 / Folk-Pop

Autor:





ERROR!