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Infadels

Universe In Reverse

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2006 waren die Infadels noch so etwas wie das Herzstück einer hart arbeitenden Electroclash-Szene. Das Debüt "We Are Not The Infadels" verkaufte sich im Zuge einer ewig langen Welttournee prächtig. Der Nachfolger "Universe In Reverse" macht jetzt fast alles wieder kaputt.
Dabei ist der Arbeitsethos geblieben. Die Infadels begreifen sich noch immer als Live-Band. Und wer sie auf einer der unzähligen Deutschland-Shows im Laufe der letzten zwei Jahre sehen konnte, wird wenig anderes bescheinigen können. Wie ein Berserker wirkte Bnann Watts da immer. Electroclash - das waren die Infadels. Und sie versprachen uns viel. Vielleicht zu viel. Denn wie es meistens so ist: mit der Wahl des Produzenten entscheidet sich, wie das Zweitwerk letztlich aussehen wird. Wäre "Universe In Reverse" ein Gemälde - die dicke Schicht an billigen, grellen Farben würde selbst Pop-Art-Künstler verschrecken. Der Opener "Circus Of The Mad" leiht sich den Klebstoff, den schon die Kaiser Chiefs und The Killers geschnüffelt haben und hinterlässt einen betäubenden, aggressiven Nachgeschmack. Auch die erste Single "Make Mistakes" ist zu glatt, zu cheesy, um wirklich zu gefallen. Was ist da aus unseren herrlich-ballernden Electroclash-Vorreitern geworden? Hat sie uns Produzent Martin Glover (Guns 'n' Roses, Depeche Mode) etwa geklaut? Hat er Bnann Watts ins Gewissen geredet, etwa so: "Du kannst viel mehr Geld machen, Bnann, wenn du so klingst wie die tausend schlechten Brit-Rock-Idioten da draussen!" Ach, es ist enttäuschend und man will schon fast nicht mehr weiterhören. Gäbe es nicht noch einen Song wie "How To Disappear", der die alten Zeiten nochmal wachruft - man würde die Infadels sofort ad acta legen. Veränderung hat per se nichts schlechtes an sich. Aber den Weg, den Bnann Watts und seine Mitstreiter eingeschlagen haben, ist eindeutig der falsche. "I'm a man who has to disappear / crawl into another world" sing Bnann in "A Million Pieces". Mit dem Zweitwerk kriechen die Infadels gerade mal ins Abseits - Standortbestimmung missglückt.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:15 / Stadion-Rock

 

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