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Thea Gilmore l Mystéfy

Liejacker l Spark Within

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Female Voices 2008. Hinter Amy Winehouse bzw. ihrer weiblichen Gefolgschaft stehen längst die nächsten Künstlerinnen Spalier. Und zeigen, dass der Horizont nicht bei Radiotauglichkeit endet. In derartigen Regionen aber durchaus einiges machbar bleibt. Zwei (Gegen-)Beispiele.

Wobei die britische Singer-Songwriterin Thea Gilmore schon eine ganze Dekade mehr oder minder erfolgreich versucht, ihrer Musik über kleine Konzerte und schöne Platten mehr Popularität zu verleihen. „Liejacker“ nun entstand als Resultat aus einer ganzen Reihe von Niederschlägen der letzten Jahre, die mit dem sogenannten „Musicbusiness“ zusammen hängen. Tragisch für die 29-jährige; auf andere Weise im positiven Sinne relevant für die Hörer der Dutzend Songs. Hier mischt sich nämlich authentische Melancholie mit dem Vermögen, derartige Gefühle in schlüssige Songs zu verpacken. Thea Gilmore benötigt für ihr wohlig klingendes Schaffen dabei kaum nennenswerte Zutaten: Dieses Album klingt so unprätentiös wie einschmeichelnd, wenngleich mancherorts doch etwas farblos. Ein klein wenig, beispielsweise, darf man bei Tracks wie "Dance In New York" an den Hochglanz-Pop einer Dido denken. Dann wieder: Melodieverliebte Indieschrammelei, Streichersequenzen… und zurück zu klassischen Singer-Songwriter-Wurzeln. Die schlimme "Spin Me Round Like A Record“ Version als Bonus hätte sie sich zwar getrost schenken können. Von einem grundsympathischen Album jedoch kann auch jene nicht ablenken.

Eine gewisse Vorsicht hat sich doch eingestellt, wenn typische Elektro-Labels Jazz-Veröffentlichungen, insbesondere mit Sängerinnen, ankündigen. Der Nu-Jazz Wahn des jungen neuen Jahrtausends sitzt eben tief. Und so war die Skepsis angesichts des Debüts von Mystéfy nicht gänzlich abzuschütteln. Insbesondere, weil der Künstlername der gebürtigen Kölnerin eher nach einer gregorianischen New Age-Compilation, denn nach Wohlfühl-Pop klingt... Ihre musikalischen Partner dagegen sammelten bereits Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Klaus Doldinger’s Passport, Rebekka Bakken, Freundeskreis oder dem Trüby Trio. "Spark Within" enthält unabhängig davon einige Songjuwelen der mittlerweile in Kanada ansässigen Sängerin, Songwriterin und Malerin (!), welche sporadisch leider ein wenig in Richtung Kitsch abzugleiten drohen. Im letzten Moment aber wird durch die spartanisch-effizienten Arrangements gerade noch immer die Reißleine gezogen; und dank einer souveränen David Bowie-Coverversion gepunktet. Eben diese angenehm reduzierte Machart lässt auch jene in besonderem Licht erstrahlen: Nicht selten angetrieben durch einen Kontrabass, schleichen sich die zauberhaft-zaghaften Kompositionen ins Ohr. Wird das ganze - wie in "Beware" - noch etwas verwegener, schimmert gar Tori Amos (samt omnipräsentem Piano) durch. Tja, und selbst wenn das finale Duett mit Bronski-Beat Jimmy Somerville ebenfalls alles andere als essentiell klingt – etwas mehr als „gefällig“ empfinde ich dieses Album allemal.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 53:57 / Pop
Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:47 / Pop

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