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Alkaline Trio

Agony & Irony

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Grenzgänger waren die drei Herren vom Alkaline Trio ja schon immer, aber mit ihrem neuen Album „Agony & Irony” wagen sie den bisher größten Spagat ihrer Karriere. Sie schaffen es nämlich auf der einen Seite ihren Wurzeln treu zu bleiben, andererseits ihren Songs ein unglaubliches Maß an Popappeal zu verpassen. Sie selbst nennen es ihr „organischstes Album“ seit „Maybe I’ll Catch Fire“, mit Sicherheit ist es nach „Good Mourning“ ein neuer Klassiker.
Eigentlich sollte so etwas ja bestraft werden, denn Alkaline Trio verändern sich seit eben diesem Erfolgsalbum kaum. Die Zutaten sind die selben, die Koordinaten werden nur marginal verschoben und trotzdem kann man ihnen einfach nicht böse sein und das hat seinen Grund: Alkaline Trio verstehen es wie derzeit keine andere Band in ihrer Liga bewährte Spielarten durch einen ganz eigenen Stil zu prägen und damit ein ums andere Mal sowohl Szenepolizei zufrieden zu stellen und gleichzeitig immer neue Hörerschichten zu erschließen. Diese Zutaten lauten im Falle der Band aus Chicago: Punk-Esprit, Emocore-Charakter, Gothic-Zitate - oder zumindest ein ganz spezieller morbider Anstrich - und mehr denn je Pop in ganz großen Lettern. Eigentlich sollte man auch dafür bestraft werden – macht aber niemand. Die Kombi geht glatt durch, auch wenn man dem Alkaline Trio im Zuge von „Agony & Irony“ natürlich vorwerfen könnte, dass sie sich einen Ticken zu sehr auf ihre Melodieverliebtheit eingeschossen haben und das ein oder andere Mal zu sehr mit der catchy Refrain-Brechstange um die Ecke kommen. Würden sie das aber nicht tun, wäre das neue Album aber wohl um einige Höhepunkte ärmer und die gibt es diesmal - im Gegensatz zum etwas schwächeren Vorgänger „Crimson“ - fast im Dutzend. „I Found Away“, „Into The Night“, „Do You Wanna Know?” und “Live Young, Die Fast”, um nur mal die auffälligsten zu nennen. Da sind der perfekte Opener und gleichzeitig erste Singleauskopplung „Calling All Skeletons“ sowie das todtraurige „Over And Out“ noch gar nicht mit eingerechnet. Die hohe Hitdichte erklärt sich wahrscheinlich auch dadurch, dass das Alkaline Trio mit Matt Skibba und Daniel Andriano gleich über zwei (fast) gleichberechtigte Hauptsongwriter verfügt und die teaminterne Konkurrenz Ausfälle weitestgehend vermeidet. Das Gefüge konnte zum Glück auch nicht Produzent Josh Abraham aus der Bahn geworfen werden. Dessen bisheriges Schaffen liest sich nämlich wie ein einziges Schreckenskabinett: Linkin Park, 30 Seconds To Mars, Static-X, Limp Bizkit u.a.. Doch die My-Chemical-Romancierung des Alkaline Trios hat nicht stattgefunden und deshalb werden sie eben nicht bestraft, sondern in den Himmel... pardon die Hölle gelobt.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:51 / Emogothicpoppunk

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