Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Der Todtraurige Henning

Midlife Christ

DerTodtraurigeHenning_Midli.jpg

Wer Ironie zum Konzept erklärt, der ist entweder extrem unkreativ oder nimmt sich selbst nicht ganz so ernst. Eine krude Mischung aus beidem ereilt uns beim Album „Midlife Christ“ vom Berliner Solo-Projekt „Der Todtraurige Henning“ a.k.a. Iron Henning. Klingt albern, soll aber wohl komisch sein.
Die Vorgeschichte zu Iron Henning ersparen wir uns, nehmen aus der Biografie aber mit, dass seine Wurzeln irgendwo zwischen Punk und Dadaismus liegen. Mit dieser Form von „Kunst“ können wohl die wenigsten anfangen und so trennt sich die Spreu auch recht schnell zwischen denjenigen, die Hennings „Musik“-Auffassung teilen und denen, die ihr eher konträr gegenüber stehen - oder lächerlich und unbedeutend finden. So recht kann ich mich noch nicht entscheiden. Kann man soviel schlechten Geschmack tatsächlich haben und mit Musik und Texte verbinden, als dass „Midlife Christ“ im Helge Schneider-Sinne sich zum Guten kehrt? Meiner Meinung nach: Nein, NEIN! Okay, das mag lustig sein, melancholische Lagerfeuer-Schrammel-Pop-Songs mit schnulzigen Texten zu versehen und in bester Singer/Songwriter-Empathie vorzutragen. Aber kann oder soll man „Künstler“ ernst nehmen, die als Solo-Projekt eine „Trilogie der Depression“ aus drei Alben („Midlife Christ“ ist das zweite) zum Ziel erklärt und Songs mit Titeln wie „Hübsche Mädchen schaufeln Gräber“ schreibt. Oder so lustig naiv-schlechte Titel wie „Mutter Erde“ zum besten gibt, oder - wie funky - einfach mal auf japanisch singt, oder russisch, oder ungarisch. Und Gitarren-Riffs kopiert. Und absurde Lyrics textet. „Kunst kommt von Können und nicht von Wollen - sonst hieße sie Wulst“, so oder so ähnlich heißt wohl das passende Zitat aus der Geschichte, das den Nagel hier auf den Kopf trifft. Wer dann noch Ralph Moebius (Rio Reiser) mit „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“ so elendig schlecht interpretiert und ein weiteres Mal begräbt, der führt uns vor Augen, wo der Unterschied zwischen Ironie und Unfähigkeit liegt. Hier. Denn nach den 13 Songs ist klar: Das Projekt „Der Todtraurige Henning“ ist keine Kunst, keine Ironie, kein Kabarett - sondern einfach nur missglückt. In jeglicher Hinsicht. Vorhang bitte!

Bewertung: 2 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:33 / Trash-/Indie-Pop

 

Autor:





ERROR!