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Turgay K l Volkan T

Rapstradamus l Sprich Deutsch Oder Stirb

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Es dürfte kein Zufall sein, dass Turgay K mit seinem Albumtitel bei einem gewissen Nas anbandelt. Jener hat schließlich erst in der vergangenen Woche ein neuerlich heiß diskutiertes Werk vorgestellt. Und so ganz unbeeindruckt wird auch "Rapstradamus" - zumindest hierzulande - ebenfalls nicht rezipiert werden. Wenngleich der der Hardcore-Szene entstammende Volkan T noch ungleich mehr Staub aufwirbeln dürfte…

Die Mischung aus orientalischen Wurzeln und zurückgenommenen HipHop-Basics funktioniert im Falle Turgay K an sich jedenfalls ganz ausgezeichnet. Auch deswegen, weil der in Deutschland lebende Türke auf unnötige Pop- oder Soul-Elemente verzichtet. Auch sonst liegen seine inhaltlichen Themen in den Wurzeln des Genres: Statt „Bling Bling“ und leicht bekleideten Frauen greift Turgay K sozialkritische und persönliche Themen auf. Über weite Teile komplett in türkischer Sprache gerappt, sind es vor allem die Gastfeatures, die für mich nachvollziehbar bleiben: Curse drückt "Illusion" gekonnt seinen Stempel auf, Prinz Pi unterstützt den Niederrheiner nach Kräften. Besonders bemerkenswert jedoch die Kollaboration mit der Rapperin Sookee in "Life". Am Ende des Tages bleiben es zudem die pfeilschnellen Raps des Protagonisten selbst, welche die Überzeugungskraft von "Rapstradamus" ausmachen. Auch deswegen, weil er in seinem Herkunftsland quasi keine Fanbase hat und hierzulande trotzdem auf diese Sprache setzt. Beeindruckend auch, dass er für dieses Vorhaben eigens ein Label (mit für seine Musik durchaus programmatischem Namen) gründete. Aufmerksamkeit verdient hat Turgay Korucu doch nicht zuletzt durch diese 16 starken Tracks!

Labelmacher Bader sprach vorab zu mir beinahe entschuldigend vom "eigenwilligen Flow" seines Schützlings Volkan T. Und in diversen Hardcore-Foren zerreißt man sich bereits eifrig das Maul über das ehemaligen Devil Inside/Doom Day-Mitglied. Welches schon seit längerem gerne auf mehreren Hochzeiten tanzt; mit „Sprich Deutsch Oder Stirb“ nun jedoch erstmals völlig eigenständig ein Statement setzt. Zugegeben: Unter seinem Namenskürzel setzt der türkischstämmige Protagonist stur auf Provokation. Man achte nur auf den Albumtitel, welcher wohl eine Anspielung auf Billy Milano's semi-rassistische S.O.D./M.O.D.-Outputs darstellen dürfte. Doch nicht nur das: Dank einiger platter Phrasen ausgerechnet im Start-Drittel („Amoklauf“) läuft das ambitionierte Werk Gefahr, sich für HipHop- wie Hardcore-Publikum zu disqualifizieren. Schade eigentlich: Denn auf die derben Elektro-Beats, Samples und verzerrten Gitarreneffekte trifft eine ziemlich rüde Vokalakrobatik. Kombiniert mit Drum’n’Bass Elementen („Hart Zart Gefährlich Remix“), Crossover-Appeal und ungewöhnliche Kollaborationen (Killa Hakan, Crak oder Alaturka Mavzer) wird den Hörern einiges abverlangt. In seiner extremen Kompromisslosigkeit wissen die 17 Tracks – wenngleich auf zwiespältige Art und Weise – in ihren Bann zu ziehen. Überhaupt: Dass Musiker mit Hardcore-Wurzeln HipHop machen, muss schließlich längst nicht zwangsläufig in die Hose gehen - wie dereinst bei der streitbaren One Life Crew... Die Beastie Boys dürften als das populärste Gegen-Beispiel gelten; und Volkan T steuert zu dieser Entwicklung hiermit einen extrem einzigartigen bzw. einzigartig extremen Beitrag dazu.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:35 / HipHop
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 65:28 / HipHop

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