Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Sickboy

Along The Way

sickboy-alongtheway.jpg

"Sickboy klingen eigentlich nur nach Sickboy" schrecken die vier Kölner vor dem Release ihres Debüts in der Pressemitteilung nicht vor der Selbsternennung zum Genre-Unikat zurück. Zumindest scheint die Mixtur aus 90er-Indie, Punkrock und einem stattlich kreisenden Riff-Hammer originell genug für eine Einladung in den Talentschuppen von Blackmail-Gitarrist Kurt Ebelhäuser gewesen zu sein.
Dort, im 'Tonstudio 45', schliff Ebelhäuser den Erstling einer Band zurecht, die sich bis dato schon auf den Bühnen in und um Köln als Live-Powerpaket in die Köpfe der Zuschauer eingebrannt hatte. 'Along the way' ist somit die Summe der Einflüsse, die Sänger Keke und Co. in zwei Jahren auf der Straße - along the way eben - aufgesaugt haben. Ach ja, die gewisse Prise Elektro zählen die Sickboys ebenso zu ihrem Stilfundus - die man auf dem Jungfernwerk jedoch vergeblich sucht. Dafür sorgen massive Gitarrenwände, die einen Vergleich mit Jimmy Eat World nicht scheuen müssen, postum für den "Hallo,Wach"-Effekt: "Wide Awake" löst beim Hörer als Appetizer problemlos den im Titel angekündigten Gemütszustand aus. Häppchenkost in allen Variationen sind ohnehin treibendes Element auf dem Studiodebüt: "At The Back Of Your Mind" hat im Strophenteil den Verzerrer auf Anschlag, gut getimte Breaks im Gepäck und tritt so mit dreckigen Grunge-Tretern amtlich in den Hintern. Beide Nummern geizen nicht mit Hit- und Livepotential. Zur Neutralisation steuern das dagegen wiederum fast verletzliche "Breakable", "New Blood" oder die Tempoballade "Sweetest Pride" ihre Klangfarben im bunten Alternative-Allerlei bei. Immer wieder sticht die eindrucksvolle Bandbreite der Vocals von Frontmann Keke heraus - Allen voran die melancholische Note drückt dem Album seinen Stempel auf. Nicht zuletzt deshalb entpuppt sich nach mehrmaligem Konsum auch "She's Out The Way" als kleine Ska-Perle, die lethargische Blues-Umnachtung von "Misery Lovers Company" macht Lust darauf, sich mit Keke den Frust von der Seele zu trinken. Damit erledigen sickboy ihre Hausaufgaben absolut solide, die Bauchlandung bleibt aus - Für den auf dem Cover proklamierten Raketenstart fehlt es der Scheibe allerdings noch an überragenden Momenten, Innovation - sickboy klingen leider doch nicht immer nur nach sickboy - und der gewissen Nachhaltigkeit. So unvermittelt 'Along The Way' das Taktbein zum Schwingen bringt, so schnell eignet sie sich nach einem Dutzend Umdrehungen nur noch zum Nebenbeihören. Die verbleibenden Festivals und Open-Airs dieses Sommers werden durch die köl'sche Rock-Institution aber sicherlich bereichert.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:10 / Rock

Autor

Jan Kampmann



ERROR!