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The Cool Kids

The Bake Sale

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Es passiert nicht jeden Tag, dass sich Hip Hop-Platten in die Redaktion reinschmuggeln und die eigene Hip Hop-Sozialisation liegt ja auch schon ein paar Jahre zurück. Vielleicht ist das der Grund, warum man sich als Schreiberling dann wenig später selbst dabei beobachtet, wie man beim Hören komische Bewegungen mit den Händen macht und sich im Kopf schon das entsprechende Vokabular zurechtlegt.
Schluss damit. Alles Klischees. Lieber mal die Kirche im Dorf lassen, bei den eigenen Leisten bleiben und nicht in einen Wortschatz verfallen von dem man eigentlich keine Ahnung hat. OK, ganz ohne wird es nicht gehen, aber kann es sich ja mal vornehmen. The Cool Kids haben jedenfalls die realste Hip Hop-Platte gemacht, die man in diesem Jahr zu Gesicht und zu Ohren bekommen wird. Real, weil hier alles so schön auf oldschool getrimmt ist, dass man mit so einem Sound im Jahre 2008 eigentlich gar nicht mehr gerechnet hätte. Ein Sound nämlich, den man eher in die 80er stecken oder höchstens noch den frühen 90ern zuordnen würde. Und das auch noch von zwei Typen aus Chicago, die gerade mal das Teenageralter hinter sich gelassen haben und deswegen entscheidende Frühphasen des Hip Hop also gar nicht bewusst wahrgenommen haben können. „The Bake Sale“ vereint elf ganz schlichte Tracks, die mit reduzierten Beats, einem schön pumpenden Bass und klassischen Midtempo-Raps im Storyteller-Gewand aufwarten. Das klingt manchmal so retro, dass man kaum glauben kann, dass das nicht alles geklaut und gesampelt ist oder irgendwie schon mal da war. Dazu kommt ein liebevolles Artwork, das mit diversen Szene-Codes spielt und genau wie bei den Texten all das außen vor lässt, was sich in den vergangen Jahren so überproportional zu den Inhalten von Hip Hop - egal ob jenseits oder diesseits des Atlantiks - gemausert hat: willige Frauen und Reichtum auf allen Ebenen. Wie ein Gegenentwurf zu dem ganzen chauvinistischen Mist, der die (Musik-)Medien dominiert, wirken The Cool Kids und man fragt sich unweigerlich, ob man „The Bake Sale“ vielleicht nur deshalb so schätzt. Nein, denn es liegt mit Sicherheit auch an der völlig unbelasteten Herangehensweise dieser beiden Jungspunde, die mit einfachen Mittel tolle Stücke zusammenbasteln, die zwar manchmal etwas monoton erscheinen und dennoch mit links alles ausstechen, was sich im Moment Hip Hop nennt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 35:39 / Hip Hop

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