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Kippen

Talfahrt zur Futterkrippe

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Es ist schon länger her, dass ich so erfrischend rumpelnde Musik gehört habe, wie auf dem Debüt-Album der Band Kippen aus Braunschweig. Da steckt jede Menge Punk-Sozialisation drin - mit all der Wut und der Sehnsucht die dazu gehören. Und doch betten die drei ihre Musik immer soweit in poppige Strukturen ein, dass ich hier den Vergleich der „deutschsprachigen Thermals“ bemühen möchte.
Und um nach dämlichen Bezeichnungen auch gleich die komplette Referenzliste abzuarbeiten, bleiben wir in genannter Stadt: Kippen sind nur ein wenig straighter als die seligen Grätenkinder, aber doch nicht ganz so zerschossen wie der Raketenhund. Und nicht nur in „Herbert“ mit seinem herrlichen Basslauf, fühle ich mich an frühzeitliche Tocotronic erinnert. Auch wenn sich so einige Textzeilen hervorragend zur Toilettenwand-Verzierung eignen - platt ist das nicht, sondern ein leidenschaftliches Anstemmen gegen die Widrigkeiten der Außenwelt. Das vormalige Grätenkind Christian Günther singt an gegen Arbeitsagenturen, „Kotzland“, den „Lärm da draußen“ und das Kopfkino im Inneren. Und das immer so leicht herrlich daneben und gegen eine Gitarre, die ihre Riffs derart schön hin rotzt, dass einem das Schrammel-Herz aufgeht. Und auch wenn brauchbare Lösungen erstmal in weiter Ferne zu liegen scheinen: Aufgeben ist die schlechteste davon. Im großartigen „Beschissen“ wird es auf den Punkt gebracht: „Ich will doch noch nicht sterben, dafür bin ich nicht bereit!“ „Talfahrt zur Futterkrippe“ ist vertonte Rastlosigkeit und erfordert doch zwingend Aufmerksamkeit – und dank dem liebevoll gestaltetem Booklet, wird es dann auch nicht mehr schwer fallen, den passenden Ratschlag zu befolgen: „Setz dich hin, hörs dir an, lies die Texte mit!“

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 32:53 / Schrammelpunk

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Kippen - Beschissen





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