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Robocop Kraus, The
They think they are the robocop kraus
Mit ihrem vierten offiziellen Album machen THE ROBOCOP KRAUS mal wieder alles
richtig. Das Gute ist, diesmal werden es auch wirklich alle mitkriegen, denn
das war bereits lange im Voraus abzusehen. Die Vorab-EP wurde herzlich aufgenommen,
die Konzerthallen sind voll, kein Festival der Saison wird ausgelassen und veröffentlicht
wird „They think they are The Robocop Kraus“ nicht nur auf L’age
D’or, sondern sogar international auf Epitaph. Mit dem letzten Album „Living
with other people“ von 2002 ging es für die Wahl-Nürnberger
steil nach oben und Kracher wie „Fake boys“ oder „Fashion“
setzten sich konsequent auf allen guten Tanzflächen durch. Mit dem neuen
Werk soll es nun weiter nach oben gehen und wer sich mit dieser sympathischen
Band beschäftigt, weiß dass das nur gerecht, weil hart erarbeitet
wäre. Alles eine Nummer größer diesmal: Produziert in Schweden
von Pelle Gunnerfeldt, der bereits Tanzkapellen wie THE (INTERNATIONAL) NOISE
CONSPIRACY oder THE HIVES zu Großtaten gedrängt hat. Und tatsächlich
hat sich in Sachen Sound so einiges getan, denn diesmal wurde es zum ersten
Mal wirklich geschafft, das was THE ROBOCOP KRAUS auszeichnet auf Platte zu
bringen. Keine leichte Aufgabe, eine der besten Live-Bands Deutschlands auf
Band festzuhalten. Wer sich auf Kopien von einer Nummer wie „Fashion“
gefreut hat, wird dabei zunächst allerdings etwas enttäuscht Richtung
Anlage blicken. Mit etwas weniger Punk im Getriebe, dafür umso tanzbarer
kommen die fünf Franken diesmal um die Ecke. Was schon immer mehr als Disco-Punk
war, kann nun getrost als Pop bezeichnet werden. Wieder ein Album, was dem -
zum Schimpfwort mutierten - Begriff ‚Pop’ neues Leben einhaucht
und es dahin zurückbringt, wo es herkommt. Die Verschmelzung von populärer
Musik wird hier in Bestform dargeboten. An die alten Songs erinnert seltsamerweise
am ehesten noch der Schlusspunkt auf „They think they are the Robocop
Kraus“; „There are better lights in Hollywood“ geht flott
nach vorne und glänzt mit seinem Wechselspiel zwischen nervöser Gitarre
und brummender Basslinie. Die erste Single „In fact you’re just
fiction“ oder „All the good men“ nehmen einen mindestens beim
zweiten Hördurchlauf mit auf Tour durch die Diskos der Stadt. Den Auftakt
nach Maß macht „After laughter comes tears“ und die Hymne
„Small houses odd cars“ ist nicht nur das Highlight der Platte,
sondern auch jetzt schon eine feste Größe im Programm. Die absurden
Geschichten „You don’t have to shout“ und „Concerned,
your secular friends“ oder die Ballade „Life amazes us despite our
miserable future“ sind das Herz und die Seele dieser Scheibe. Mit diesen
zwölf Hits wird man sich zurecht viele neue Freunde machen. Da fällt
fast nicht mehr auf, dass THE ROBOCOP KRAUS vor den Aufnahmen des neuen Albums
den wohl härtesten Schlag in ihrer Bandgeschichte verzeichneten, als die
Position am Schlagzeug neu besetzt werden musste. Dieses Album wird Tränen
trocknen und neue erzeugen. Allerdings werden es Tränen der Freude sein.
Gratulation und tiefer Respekt aus Nürnberg nach Nürnberg.
/ Spielzeit: 42:43 / Pop
Sebastian Gloser