AD INFERNA - l'empire des sens
AT THE GATES - slaughter of the soul (re-release)
AUBURNLANE / SOMETREE - split
BERZERKER - dissimulate
BURKE, SOLOMON - don't give up on me
CHAMBERLAIN - exit 263
CHUMBAWAMBA - readymades
CINEMA FAVORIT - kill the captain
CROWN OF THORNS - karma
DARKEST HOUR / DAWNCORE - where heroes go to die
DEEP INSIDE MYSELF - at a late hour
DILLINGER ESCAPE PLAN feat. MIKE PATTON - irony is a dead
scene
DORO - fight
ENDTHISDAY - sleeping beneath the ashes of creation
FILTER - the amalgamut
FLIPSIDES, THE - clever one
GALES, ERIC - that's what i am
HAMLET - hamlet
INTERNATIONAL PONY - we love music
INTERPOL - turn on the bright lights
LES HOMMES QUI WEAR ESPANDRILLOS - sonic silence
LIVIDITY - ...'til only the sick remain
MEHLDAU, BRAD - largo
MY FAVORITE CHORD - red eyed reality
NERF HERDER - american cheese
OYMING - demo songs
PAINT THE TOWN RED - last gang in town
PALE - how to survive chance
ROTTING CHRIST - genesis
SICK OF IT ALL - live in a dive
SILVERETTA - first aid kit
SONATA ARCTICA - songs of silence - live in tokyo
SPOCK'S BEARD - snow
SPRINGSTEEN, BRUCE - the rising
STORMWITCH - dance with the witches
UNDERLORD - rise of the ancient kings
V/A - conquest for the empire (rage of achilles sampler)
V/A - pushing scandinavian rock to the man! vol. 3 (bad afro
sampler)
AD INFERNA - l'empire des sens CD
silverdust records
zwei äußerst leicht bekleidete damen zieren das frontcover der neuen band um
ex-SETH-sänger vicomte vampyr arkames. AD INFERNA haben sich voller inbrunst
dem hymnischen blackmetal gewidmet, dem ja nicht selten auch erotische elemente
nachgesagt werden. schon der opener "magistrale ouverture" empfängt den hörer
mit einem orchestralen schmachtfetzen. mit "votre decheance" folgt dann ein
stück, das die trademarks der vier franzosen auf den punkt bringt: blastspeed-parts
mischen sich mit midtempo-erholungspausen, das keyboard ist allgegenwärtig und
mr. arkames 'kehlkreischt' sich in bester skandinavischer tradition durch die
elf songs. für eine blackmetal-scheibe kommt der sound erstaunlich sauber aus
den boxen, auch wenn man natürlich nicht mit einer tätgren-bombast-produktion
auswarten kann. genrefreunde werden mit AD INFERNA jedenfalls ihre helle (ups,
ich meinte natürlich 'dunkle') freude haben - auch wenn die zahreichen schönen
melodien und ruhigeren passagen puristen verschrecken könnten. zur sinnvollen
überbrückung bis zum nächsten DIMMU BORGIR- oder CRADLE OF FILTH-album taugt
"l'empire des sens" in jedem fall ausgezeichnet. anspieltipp ist das zauberhafte
"mon ame noire", das neben der bisher besten gesangsleistung von vicomte auch
noch mit exzellenter instrumentalarbeit brilliert. (56:24) www.silverdust.de
>> black metal [michi, august 02]
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AT THE GATES - slaughter of the soul (re-release) CD
earache / spv
um es gleich vorweg zu nehmen: meine objektivität ist bei diesem album gleich
null; denn "slaughter of the soul" ist für mich d a s deathmetal-album schlechthin.
AT THE GATES schufen mit dem 1995 veröffentlichten, viel zu kurzem longplayer
die definition des sogenannten 'göteborg sounds' und traten damit eine ganze
welle los. die kombination aus melodischer gitarrenarbeit, fast crustigem geknüppel
und der legendären, rasiermesserscharfen "studio fredman"-produktion spülte
haufenweise hochkarätige bands nach oben - genannt seien an dieser stelle nur
IN FLAMES, ARCH ENEMY oder DARK TRANQUILLITY. und doch gelang es keiner dieser
nicht eben schlechten formationen, an die intensität von "slaughter of the soul"
heranzukommen. vielleicht deswegen, weil nie zuvor derart schnelle, aggressive
songs von solchen harmonien getoppt wurden. verantwortlich dafür waren zu gleichen
teilen die beiden gitarristen anders bjorler und martin larsson, sowie natürlich
sänger tomas lindberg. der ist ja übrigens in den letzten monaten ja mit LOCK
UP, THE CROWN und einem soloprojekt zurück ins rampenlicht gekehrt. unter den
elf songs findet sich kein einziger ausfall, sogar das hervorheben einzelner
songs ist beinahe unmöglich. allenfalls die akustischen zwischenspiele "into
the dead sky" und "the flames of the end" fallen etwas aus dem rahmen. jetzt
aber zu den besonderheiten dieser wiederveröffentlichung: neben einer aufwendigen
verpackung (diese betrifft jetzt allerdings nur die auf 5000 stück limitierte
version) gibt es noch linernotes von tomas lindberg, die mir aber leider nicht
vorliegen. dazu kommen - und hier sind wir beim springenden punkt - sechs bonustracks.
neben zwei eher unspektakulären und recht rohen demoaufnahmen von "unto others"
und "suicide nation" gibt es mit "the dying" einen bisher unveröffentlichten
song aus der recording-session des albums. trotz leicht zurückgenommener geschwindigkeit
kann das teil dank aller AT THE GATES-trademarks richtig überzeugen. mit "legion"
(SLAUGHTERLORD), "captor of sins" (SLAYER) und "bister verklighet" (von den
schwedischen 'discharge'-jüngern NO SECURITY) gibt es noch drei hörenswerte
coverversionen, die man in den typischen bandsound packte. fazit: wer "slaughter
of the soul" noch nicht sein eigen nennt, hat hier die nahezu perfekte möglichkeit,
diese essentielle lücke in seiner plattensammlung zu schließen. AT THE GATES
waren etwas einzigartiges und meines erachtens ist nur ein anderes deathmetal-album
auf die gleiche stufe wie "slaughter of the soul" zu stellen: EDGE OF SANITY's
"purgatory afterglow", das seinerzeit leider gnadenlos unterbewertet wurde.
pflichtkauf. (53:11) www.earche.com
>> deathmetal [michi, august 02]
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AUBURNLANE / SOMETREE - split CD-EP
swell creek / soulfood
das prinzip, etabliertere acts mit weniger bekannten bands auf einen silberling
zu packen ist weder neu, noch funktioniert dieses experiment in besonders vielen
fällen. als löbliche ausnahme ist vorliegende split hier zu verbuchen. das dürfte
vor allen dingen daran liegen, dass hier zwei formationen vetreten sind, deren
musik sich nahezu optimal ergänzt. den anfang und die "etablierten"-rolle übernehmen
in diesem fall SOMETREE, die den weg ihres letzten longplayers "sold heart to
the one" konsequent weitergehen. dabei entstanden zwei wunderbar ruhige postrock-stücke,
deren erhabene schönheit nur durch kurze noisige eruptionen gebrochen wird.
mit dem KATE BUSH cover "morning fog" adaptierte man schließlich einen schon
im original nicht leicht zugänglichen popsong in einer sehr eigenwilligen interpretation,
die besonders von bernds leidender stimme getragen wird. AUBURNLANE drücken
dann bei ihren drei songs etwas mehr aufs gaspedal und zaubern mit dem vielseitigen
"tabernacle" gleich zu beginn einen kleinen hit. auch mit dem mitreißenden "transit
to shift" und dem abschließenden "nemesis" machen die fünf neugierig auf mehr.
bauke von "swell creek" hatte schon recht, diese ep wird während meines anstehenden
schwedenurlaubs nicht zu knapp das tapedeck belagern. (25:06) www.auburnlane.de
/ www.sometree.de / www.swellcreek.de
>> post-/emorock [michi, august 02]
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BERZERKER - dissimulate CD
earache / spv
"disregard" heißt der opener dieser scheibe. er dauert eine gute minute und
kann je nach persönlicher verfassung als der letzte schund oder die großartigste
veröffentlichung der letzten monate gewertet werden. viel spielraum zwischen
diesen beiden extremen wird es nicht geben, denn der mit sicherheit brutalste
musikalische erguss der letzten monate könnte kaum polarisierender sein. THE
BERZERKER kotzen einen 14-song opus aus deathmetal, grindcore und industrial
raus, der in punkto kompromisslosigkeit maßstäbe setzen wird. ihr augenmerk
liegt beim songwriting auf grindigen deathmetal-parts, während die industrial-fraktion
mit dem zusätzlichen drumcomputer und reihenweise samples bedient wird. das
die vier australier, die aus (nachvollziehbaren?) gründen anonym bleiben wollen,
schon auf underground-labels wie 'speedcore' oder 'industrial strength' veröffentlicht
haben, läßt ihre musik noch authentischer wirken. mit 'earache' sind sie jetzt
bei einem indie-riesen gelandet, der BERZERKER's zweitwerk weltweit verfügbar
machen wird. und jeder, dem es nicht laut, schnell und hart genug sein kann,
sollte sich "dissimulate" auf seinem einkaufszettel notieren! (37:42) www.theberzerker.com
/ www.earache.com
>> industrial-/death-metal [michi, juli 02]
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BURKE, SOLOMON - don't give up on me CD
fat possum / connected
die 62 jahre alte soul-legende SOLOMON BURKE kehrt mit einem album zurück,
dessen ansatz ebenso simpel wie überzeugend ist: diverse berühmte sänger bzw.
songwriter zeichnen sich für die stücke auf "don't give up on me" verantwortlich,
die BURKE schließlich mit seiner unverwechselbaren stimme krönt. das resultat
begeistert ohne einschränkung und weckt die hoffnung, dass der wahre soul in
absehbarer zeit eine wieder erstarkt. auf "flesh and blood" schöpft der in philadelphia
geborene künstler sein ganzes stimmvolumen aus und erschafft damit eine art
definition seines potentials. "soul searchin'", aus der feder von BRIAN WILSON
stammend, ist eine gnadenlose ballade mit honky tonk-keyboards und backing-vocals
der "blind boys of alabama", die in der discography BURKE's einen ehrenplatz
verdient. aber auch "diamond in your mind" (TOM WAITS), "only a dream" (VAN
MORRISON), "stepchild" (BOB DYLAN) und das grandiose "the judgement" (ELVIS
COSTELLO) bilden perfekte grundlagen, die aber eben erst durch den gesang zu
dem werden, was sie sind: einzigartig. unbedingt erwähnt werden muss auch die
backing band, bei der vor allem die rhythmussektion zusätzliche akzente setzen
kann. vielleicht ist es aber einfach die vielseitigkeit von "don't give up on
me", die das in gerade mal vier tagen aufgenommene werk so besonders machen.
eigentlich egal, denn im endeffekt ist das hier schlicht ein ganz großes stück
musik! (51:42) www.fatpossum.com
>> soul [michi, august 02]
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CHAMBERLAIN - exit 263 CD
ignition records
vom hardcore zum emo zum rock? der weg von CHAMBERLAIN war alles andere als
geradlinig und "exit 263" ist aus dieser perspektive vielleicht sogar das extremste
album der band aus indiana. die zwölf songs sind die definitiv letzten aufnahmen
von CHAMBERLAIN und zeigen die band auf der höhe ihrer zuletzt eingeschalgenen
countryrock richtung. dabei wird der sound dominiert von der wirklich schönen
stimme david moores und der zurückhaltenden gitarrenarbeit adam rubensteins.
hin und wieder ("the last time") kommt sogar noch eine mundharmonika zum einsatz.
das BRUCE SPRINGSTEEN-ettikett, das der band in den letzten jahren immer wieder
aufgedrückt wurde, kommt tatsächlich nicht von ungefähr. songs wie "that was
the best" könnten tatsächlich aus der feder des "boss" stammen, der derzeit
ja so penetrant präsent ist. da sind mir doch CHAMBERLAIN wesentlich sympathischer,
zumal sie auf "exit 263" auch ein paar 4-track aufnahmen packten, die in ihrer
rohen art den spirit des quartetts in seinen letzten stunden besonders beeindruckend
einfangen. in ihrer herkunftsszene hatten sie damit nie einen leichten stand.
und gerade weil CHAMBERLAIN diese tatsache offensichtlich kalt ließ, war diese
band so wichtig. ein stilvoller abschied, ohne frage. (49:13) www.chamberlain1.com
/ www.ignitiononline.co.uk
>> rock [michi, august 02]
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CHUMBAWAMBA - readymades CD
mutt records
CHUMBAWAMBA hatten in ihrer karriere beinahe alles gehabt: vom underground-politpunk-act
bis hin zu charterfolg erlebte das kollektiv neben viel licht auch die schattenseiten
des musikgeschäftes. mit "mutt records" hat man nun eine plattenfirma an der
hand, der dem elften studioalbum der acht damen und herren hoffentlich die unterstützung
gibt, die es braucht. denn "readymades" ist deutlich weniger "in your face"
als es frühere platten der briten waren. mit dem überalbum "anarchy" kann "readymades"
dann auch nicht mithalten. und trotzdem verdienen die dreizehn songs beachtung.
hat man nämlich akzeptiert, dass CHUMBAWAMBA musikalisch zum popact gereift
(?) sind, offenbaren songs wie "jacob's ladder" oder das nachdenkliche "home
with me" ihre volle wirkung. weniger plakativ steht hier nicht gleichbedeutend
zu weniger intensiv. hinter "readymades" steckt wieder einmal jede menge politische
brisanz (die teilweise in den linernotes auch erklärt wird). dank einer ganzen
reihe von gastmusikern ist für abwechslung gesorgt und liebhaber elektronischer
beats kommen auch diesmal wieder auf ihre kosten. ein mitgröhlkompatibler "i
get knocked down..." refrain ist diesmal aber nicht in sicht. und wenn ihr mich
fragt, ist das auch gut so. vielleicht haben wir dann CHUMABWAMBA auch eines
tages wieder "für uns"? "readymades" jedenfalls ist der schritt in die richtige
richtung. (53:10) www.chumba.org / www.muttrecords.com
>> polit-pop [michi, august 02]
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CINEMA FAVORIT - kill the captain CD
bluNoise / finest noise
die päckchen aus dem "bluNoise"-stall sorgen bei uns immer wieder für die größte
neugierde. schließlich gehört das bonner label zu den wenigen hierzulande, die
jenseits von allem schubladen- und trenddenken fast ausschließlich eigenwillige
bis großartige - in jedem fall aber interessante - platten auf den markt bringen.
CINEMA FAVORIT veröffentlichen dieser tage mit "kill the captain" ihr debutalbum,
auf das alle der oben genannten adjektive zutreffen. das info spricht in diesem
zusammenhang von "math-core", was sicher nicht ganz abwegig ist. doch der sound
der berliner lässt sich nicht so einfach limitieren. da wird der monotone gesang
einfach zum instrument erhoben, wenn sich die textversatzstücke in "s/z" mal
eben auf "da-bab-ba-da" begrenzen. überhaupt ordnet sich bei CINEMA FAVORIT
alles dem song, dem rhythmus unter. keine soli von niemandem. dafür ein gesamtsound,
dessen intensität seines gleichen sucht. irgendwann kommt dann sogar noch eine
orgel dazu und das resultat klingt nach SHELLAC auf dem rummelplatz ("zwei autos,
eine richtung"). schwere kost, das gebe ich zu. aber in letzter instanz ist
diese mischung aus organisiertem chaos, roher schlichtheit und versteckter schönheit
einfach großartig. vergleiche? NORTH OF AMERICA in zeitlupe. nicht wirklich,
aber ein bißchen. reinhören bitte, und zwar mehrmals. (39:41) www.cinemafavorit.net
/ www.blunoise.de
>> postrock [michi, august 02]
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CROWN OF THORNS - karma CD
point music
endlich neuer stoff vom einstigen PLASMATICS-mucker JEAN BEAUVOIR und seinen
mannen, die auch im jahr 2002 die erwartungshaltung ihrer fans nicht enttäuschen
dürften: nach dem etwas experimentelleren 'destiny unknown' besinnt sich der
workaholic jetzt wieder eindeutig seiner wurzeln, die nun mal im melodischen
hardrock liegen. wie schon auf dem debut '21 thorns' wird uns auch hier eine
homogene melange aus treibenden rockern (der opener 'believer') und unter die
haut gehenden balladen ('i'm sorry', 'once in my life') präsentiert. zu letzterer
gattung zählt auch der übersong 'shed no tears', den jean im duett mit DORO
PESCH intoniert und bei dem sich beide stimmlich wunderbar ergänzen. wie an
den songtiteln unschwer zu erkennen geht es lyrisch zwar fast ausschliesslich
um zwischenmenschliches beziehungs-trara, aber mr. beauvoir bringt seine songs
derart ungekünstelt und natürlich rüber, dass zumindest ich ihm dafür nicht
böse sein kann. abgesehen davon gibt es diesbezüglich gerade im melodic-segment
weitaus üblere kandidaten... auf der limitierten erstauflage wird übrigens als
bonus-track noch eine coverversion des klassikers 'my sweet lord' zu finden
sein, und auch dieses tribut an sir GEORGE HARRISON ist überaus gelungenen.
angesichts der nicht gerade üppigen spielzeit sollte hier also nicht lange gezögert
werden, um noch eine limited edition abzugreifen: die letzten bestraft das leben...
(41:12) www.point-music.com
>> hardrock [stefan, august 02]
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DARKEST HOUR / DAWNCORE - where heroes go to die SPLIT 5"-CD
join the team player / eldorado
okay, es ist jetzt schon eine ganze weile her, dass diese split-cd im schicken
5"-format veröffentlicht wurde. durch glückliche umstände ist mir das gute stück
nun doch noch in die hände gefallen, und so will ich euch zumindest mit den
nötigsten informationen versorgen... DARKEST HOUR, die inzwischen ja beim 'indie-major'
"victory" gelandet sind, geben das stück "with friends like these" zum besten.
mike schleibaum und seine kollegen gehören seit einiger zeit zu meinen lieblingsbands,
wobei man auf dieser split weniger mit großen gitarrenharmonien als mit DAMNATION
AD-ähnlichen, tiefergestimmten gitarrenwänden beeindruckt. DAWNCORE aus ungarn
gehen eine ganze ecke komplexer zu werke, und ihr song "first jealous, then
dead" knüpft locker an die starke ep vom letzten jahr an. vergleiche lassen
sich schwer finden, in punkto tempiwechsel und breaks sind die fünf aber nicht
weit von DROWNINGMAN oder frühen CONVERGE entfernt. trotz der kurzen spielzeit
eine runde sache, die sich auch hübsch im cd-regal macht. (5:57) www.darkesthour.cc
/ www.dawncore.com
>> metalcore [michi, august 02]
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DEEP INSIDE MYSELF - at a late hour CD
silverdust records
DEEP INSIDE MYSELF stammen aus der oberpfalz und spielen auf ihrem debutalbum
melancholischen gothic rock. an sich wahrlich nichts besonderes, aber das trio
hat einen entscheidenden trumpf im ärmel: die zwölf songs (dazu kommt natürlich
noch das obligatorische intro...) warten mit derart schönen harmonien und melodielinien
auf, dass sich einige kollegen aus skandinavien und übersee im wahrsten sinne
des wortes warm anziehen müssen. der opener "endless winter" ist so ein fall:
hier paaren sich interessante arrangements mit einem refrain, der sich spätestens
beim zweiten durchgang gnadenlos festbeißt. auch das schmissige "the proof"
oder das an PARADISE LOST angelehnte "one single answer" wollen meine gehörgänge
auf teufel komm raus nicht mehr verlassen. unter diesen umständen fällt es auch
nicht weiter ins gewicht, dass DEEP INSIDE MYSELF auf einen drumcomputer zurückgreifen
- der klingt übrigens recht organisch und im gegensatz zu einigen peinlichen
metal-kollegen machen die drei aus dieser tatsache keinen hehl. zwei kritikpunkte
an diesem sonst sehr gelungenen album habe ich aber doch noch: produktionstechnisch
dürfte man ruhig ein paar brickets nachlegen und ein besseres artwork hätte
der silberling auch verdient. aber was soll's, es sei ihnen vergeben. bei diesen
melodien... (60:11) www.silverdust.de
>> gothic rock [michi, august 02]
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DILLINGER ESCAPE PLAN feat. MIKE PATTON - irony is a dead scene CD-EP
epitaph / connected
was kommt heraus, wenn sich der meines erachtens herausragendste sänger der
letzten jahre zu einer band gesellt, die mit ihrem letzten longplayer ("calculating
infinity") die grenzen des chaotischen "frickelcore" neu definiert hat? das
beeindruckende ergebnis lässt sich nun endlich auf "irony is a dead scene" nachhören.
MIKE PATTON - der mit seinen fast durchweg großartigen veröffentlichungen im
rahmen von MR BUNGLE, FANTOMAS und hunderten anderen auch den letzten FAITH
NO MORE-fan aus "angel dust"-zeiten vergrault haben dürfte - verleiht den tracks
des DILLINGER ESCAPE PLAN eine ganz neue dimension. denn wo die band auf ihren
letzten alben zwar instrumental hundertprozentig überzeugen konnte, sorgte die
recht eindimensionale stimme des damaligen sängers für leichte dämpfer. eine
tatsache, die sich mit diesem projekt natürlich grundlegend geändert hat: patton
besticht mit einer beeindruckenden performance. die kurzen melodischen passagen
werden mal gesungen, mal im bekannten "california"-stil gehaucht, während die
schrei- und kreischausbrüche auch im nicht eben kleinen kosmos des künstlers
eine neue stufe erklommen haben. die kurzen jazz-intermezzos dürften schließlich
der kleinste gemeinsame nenner beider parteien gewesen sein, die sich übrigens
bei einer gemeinsamen tour kennengelernt haben. diese ep ist der vertonte wahnsinn
und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob D.E.P. nach dieser glanztat
alleine jemals wieder ein bein auf den boden bringen werden. ein ausnahmewerk.
(18:03) www.dillingerescapeplan.com
/ www. epitaph.com
>> noisecore [michi, august 02]
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DORO - fight CD
steamhammer / spv
ungewohnt roh und ungeschliffen kommt das neue material der wohl einzigen deutschen
metal-queen DORO PESCH daher, teilweise fühlt man sich durch den authentischen
quasi-live-sound direkt neben die band in einen dieser schmuddeligen proberäume
downtown manhattans gebeamt. als kämpfertyp war das fräuleinwunder ja schon
länger bekannt, dem wird nun mit der boxkampfeinzugshymne 'fight' erstmals gebührend
tribut gezollt. zu diesen martialischen klängen wird die mit DORO befreundete
deutsche boxweltmeisterin regina halmich demnächst den ring betreten... aus
dem rahmen fällt erwartungsgemäss das mit PETE STEELE gemeinsam intonierte 'descent',
das vielmehr nach dessen betätigungsfeld TYPE O NEGATIVE klingt und nicht so
recht in den DORO-kosmos passen will. ansonsten scheint die zeit der selbstfindung
endgültig vorbei zu sein, DORO weiss ihr metier einzuschätzen und lässt die
finger von kruden elektro-spielereien wie noch vor wenigen jahren auf 'love
me in black'. die richtung des letzten studio-langeisens 'calling the wild'
wurde also beibehalten, was sich in solch perlen wie dem ungeheuer intensiven
'legends never die' oder dem balladesken 'undying' niederschlägt. auch der in
kooperation mit JEAN BEAUVOIR entstandenen rocker 'sister darkness' ist ein
gourmet-happen vor dem herrn und weiss voll zu überzeugen. seit jahren ist DORO
nun schon eine verlässliche konstante für hochwertige rock-alben, und daran
wird sich auch so schnell nichts ändern! (49:53) www.steamhammer.de
>> hardrock [stefan, august 02]
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ENDTHISDAY - sleeping beneath the ashes of creation CD
lifeforce records / bellaphon
"lifeforce records" veröffentlichen mit diesem album ein weiteres mächtiges
metalcore-brett, das freunden dieses genres ein breites grinsen aufs gesicht
zaubern wird. nach zwei recht erfolgreichen demo-cd's handelt es sich bei "sleeping
beneath the ashes of creation" zwar noch um das debutalbum von ENDTHISDAY. die
band aus wisconsin grindet, mosht und breakt sich aber dermaßen überzeugend
durch die neun gewaltigen songs, dass von mangelnder professionalität keine
rede sein kann. fein auch, dass die melodischen elemente im bandsound offensichtlich
vom europäischen metal inspiriert sind. gerade die gitarrenharmonien dürften
für aha-effekte bei allen göteborg-verehrern sorgen; nachzuhören besonders im
treibenden "killing in the month of july". den mit sechs minuten meist überlangen
songs sollte auch von deathmetallern eine chance gegeben werden - nicht zuletzt,
weil man ENDTHISDAY rein technisch fast virtuose fähigkeiten zuschreiben kann.
zumal die vier prügelknaben ihrem opus mit "coma eternal" noch ein beeindruckendes
finale in form eines instrumentals setzen. und weil neben dem sound auch das
artwork dieses silberlings voll in ordnung geht, sei "sleeping beneath..." hiermit
allen freunden extremer kost ans herz gelegt. in dieser form lasse ich mir die
"new wave of metal" - so das plattenlabel - gerne schmecken! (48:01) www.endthisday.com
/ www.lifeforcerecords.com
>> metalcore [michi, august 02]
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FILTER - the amalgamut CD
atlantic / wea
der vergleich mit dem hochgelobten vorgänger bleibt ihm nicht erspart, das
dürfte richard patrick klar gewesen sein. was also macht der kreative kopf,
sänger und co-produzent von FILTER konsequenter weise? richtig, er führt die
basis von "title of record" auf die nächste stufe. und genau das zeichnet den
dritten longplayer der amis aus: "the amalgamut" ist auf der einen seite ebenso
aggressiver wie fetter geworden, was gleich zu beginn vom vetrackt-rockenden
opener "you walk away" eindrucksvoll demonstriert wird. auf der anderen seite
stehen wunderschön-poppige balladen, deren hitpotential "take a picture" sogar
noch übertreffen (nachzuhören im doppelschlag "the missing" und "the only way").
dazwischen findet sich reihenweise material, das sowohl vor den heimischen boxen
als auch in den einschlägigen discotheken für bewegung sorgen wird. und mit
dem versöhnlich-chilligen ausklang "the 4th" kommt endlich der beweis, dass
sich FILTER auch abseits vom bekanntem rock-terrain mit traumwandlerischer sicherheit
bewegen. neu auch die manchmal erstaunlich deutliche ausrichtung der lyrics.
dass dabei die politische ausrichtung des quartetts nicht mit der einstellung
eines durchschnittlich gebildeten europäers konform geht, steht hingegen auf
einem anderen blatt. wer FILTER bisher mochte, wird in "the amalgamut" seinen
segen finden. der rest muss zumindest eingestehen, dass die zwölf songs einmal
mehr mühelos alle kriterien für ein modernes rockalbum erfüllen. (57:41) www.officialfilter.de
>> nu-rock [michi, august 02]
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FLIPSIDES, THE - clever one CD/LP
pink & black / fat wreck
es dauerte dieses mal eine ganze weile, bis ich mein "sommeralbum 2002" gefunden
habe. und das ausgerechnet die kalifornischen FLIPSIDES das rennen machten,
ist für mich auch eine kleine überraschung. abgesehen von einer ep hatte man
hierzulande nämlich noch kaum etwas von dem trio um frontfrau sabrina stewart
gehört. das dürfte sich jetzt ändern, denn schon nach dem ersten genuss dieser
zwölf songs lässt sich das hitpotential der scheibe erahnen. doch das teil wächst
mit jedem hördurchgang noch, bis sich wirklich sämtliche songs ins herz gespielt
haben. ich versuche es mal mit einer kleinen soundbeschreibung: melodieführung
und der exzellente gesang von mrs stewart erinnern mich an die DANCE HALL CRASHERS,
allerdings abzüglich deren ska-hoppeleien. stattdessen findet sich auf "clever
one" ein ordentlicher 60's einschlag (nachzuhören in "i like you" oder dem titeltrack),
der sich auch im schicken coverartwork niederschlägt. dreh- und angelpunkt der
scheibe sind aber die refrains, die - mal euphorisch, mal schwermütig - ohne
ausnahme erstklassig sind. somit ist das gute stück auch ein sicherer griff
für freunde von BRACKET oder GREEN DAY. und noch ein letztes wort zur frontfrau:
sabrina stewart ist nämlich nicht nur für den gesang, sondern auch für das gesamte
songwriting, artwork sowie gitarren und keyboards zuständig. THE FLIPSIDES r
o c k - und zwar ganz vorne! (29:46) www.theflipsides.com
/ www.pinkandblack.com
>> punkrock [michi, august 02
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GALES, ERIC - that's what i am CD
dreamcatcher
den etwas älteren unter euch dürfte ERIC GALES noch als solokünstler oder von
den GALES BROTHERS bekannt sein. der afroamerikanische gitarrist war zu dieser
zeit, etwa anfang der neunziger, noch nicht einmal volljährig und stieß schon
auf begeisterte reaktionen. nicht nur wegen seines linkshänder-spiels wurden
immer wieder vergleiche mit JIMI HENDRIX laut. dabei klingt die musik auf "that's
what i am" alles andere als altbacken. dafür sorgt neben der modernen produktion
auch die tatsache, dass sich der inzwischen 25 jahre alte künstler eine ganze
menge gäste ins studio geladen hat. die bekanntesten dürften d.j. killmore und
michael einziger von INCUBUS sein, die "you ugly" zu einem highlight der scheibe
machen. doch auch die anderen der zwölf stücke haben ihre wurzeln zwar im rock,
schauen aber immer wieder über den tellerrand: "so good if you could" grooved
relaxt vor sich hin und gipfelt in einem superben solo, während das bluesige
"blue misty mornin'" an die MASTERS OF REALITY und das vertrackte "insane" an
späte FAITH NO MORE einnert. ERIC GALES, der neben der gitarrenarbeit auch für
die vocals zuständig ist, zollt gegen ende des albums übrigens doch noch seinem
ziehvater tribut: mit "foxey lady" verpackt er das HENDRIX-grundgerüst in seine
ureigene adaption und beweist damit endgültig, dass man es hier mit einem versierten,
eigenwilligen ausnahmekünstler zu tun hat. (48:54) www.ericgales.com
/ www.dreamcatcher-records.com
>> rock [michi, august 02]
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HAMLET - hamlet CD
locomotive music
schwermetallischen stoff aus spanien samt einer leichten hardcore-kante zelebrieren
HAMLET auf ihrem mittlerweile sechsten album mit einer selbstverständlichkeit,
die mich schon etwas stutzig macht. das die fünf hierzulande nur insidern ein
begriff sind könnte sich mit dem neuen, selbstbetitelten werk schnell ändern.
den elf songs wurde von colin richardson (u.a. NAPALM DEATH, FEAR FACTORY) ein
verdammt fetter sound verpaßt, der den übrigens komplett in landessprache gehaltenen
tracks die nötige durchschlagskraft verleiht. ihre vorbilder verleugnen können
HAMLET aber nicht: neben einer gehörigen portion MACHINE HEAD machen sich auch
"nu-metallische" tendenzen im bandsound bemerkbar - insofern passt es auch wie
die faust auf's auge, dass sänger j. molly und seine mitstreiter jetzt labelkollegen
der senkrechstarter MEDICATION sind. was soll's, solange dabei melodische stampfer
wie das punk-lastige "queda mucho por hacer" oder die midtempo-dampfwalze "versus"
herauskommen, dürften freunde oben erwähnter bands glücklich sein. und auch
wenn innovationen auf "hamlet" fehlanzeige sind beweist die combo doch eindringlich,
dass spanien in punkto metal keineswegs von der landkarte verschwunden ist.
(40:19) www.locomotivemusic.com
>> metal [michi, juli 02]
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INTERNATIONAL PONY - we love music CD
columbia / sony
cosmic dj und dj koze, beide mitglieder des ebenso famosen wie toten hamburger
hiphop-kollektivs FISCHMOB, glänzten in den letzten jahren meist solo mit ein
paar feinen veröffentlichungen und großartigen live-sets. für INTERNATIONAL
PONY vereinigten sich die zwei mit EROBIQUE, dessen 'ein-mann-und-seine-orgel-show'
bereits im vorprogramm der letzten FISCHMOB-tour für begeisterung oder zumindest
verwirrung sorgte. "we love music" ist schließlich die beinahe logische konsequenz
dreier musiker, deren schaffen man wohl niemals mit einem begiff wie "stagnation"
in verbindung bringen wird. im spannungsfeld von soul, triphop, ambient, hiphop
und funk entstanden hier 16 songs, die trotz ihrer diversität besonders am stück
genossen ihre volle wirkung entfalten. jene ist nämlich vor allen dinge "chillig",
wenn auch selten so eingängig und geradlinig wie im falle des (einigen sicherlich
schon bekannten) vokoder-hits "leaving home". macht nichts, denn seine stärken
hat das INTERNATIONAL PONY besonders dann, wenn es gängige pfade verlässt und
seine soul-wurzeln mit trippingen beats oder new-wave-elektronik vermengt. dabei
bekommt man hilfestellung von einer kleinen aber feinen gästeliste. gerade im
momentan schwer erträglichen eightees-boom kommt "we love music" eine besondere
relevanz zu: fernab von billigen coverversionen werden hier vermeintlich anachronistische
elemente mit viel liebe zu einem ebenso authentischen wie modernen album vereint.
(56:14) www.internationalpony.com
/ www.sonymusic.de
>> soul/funk/elektro [michi, august 02]
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INTERPOL - turn on the bright lights CD/LP
labels / virgin
die new yorker mit dem innovativen namen konnten, nachdem sie über szenelabels
schon einige ep's veröffentlicht hatten, im sog des STROKES-hypes einen majordeal
für die staaten ergattern. so kommen wir nun also auch hierzulande in den genuss
des quartetts, dessen sound mit genannter band eigentlich kaum etwas zu tun
hat. INTERPOL verbinden sphärische, nicht-elektronische elemente mit klassischen
rockzitaten und einer guten portion verschrobenheit - das info spricht in diesem
zusammenhang sogar von FUGAZI. im mittelpunkt von "turn on the bright lights"
steht sicherlich der gesang von paul banks. dessen markante stimme wertet mühelos
die wenigen straighteren rockpassagen auf ("say hello to angels") und schraubt
sich hin und wieder mit theatralischem vibrato bester thom yorke-tradition in
schwindelerregende höhen ("nyc"). banks ist sicherlich ein großer teil des erfolgs
diese scheibe zuzuschreiben. erwähnenswert ist aber auch die ausgezeichnete
gitarrenarbeit, die - mal zurückhaltend, mal beinahe noisig - in den elf songs
zusätzlich akzente zu setzen vermag. INTERPOLs debutalbum ist ein glücksgriff
für anhänger progressiver gitarrenmusik, die wie ich eingängige songs abseits
klassischer songwriter-vorgehensweise schätzen. ein starker einstieg im (vermutlich)
genau richtigen zeitpunkt, dessen individuelle qualität keinesfalls durch momentane
hypes geschmälert werden darf. (49:01) www.interpolny.com
>> postrock [michi, august 02]
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LES HOMMES QUI WEAR ESPANDRILLOS - sonic silence CD
bluNoise / finest noise
während deutschlands vorzeige-noiserock-kapelle bereits an einem weiteren regulären
langeisen schmiedet, flattert mir hier mit "sonic silence" eine zusammenstellung
bandeigener raritäten auf den tisch. der inhalt dieses silberlings, der übrigens
in einem schicken wüstencover steckt, besteht hauptsächlich aus überbleibseln
der session zum "bloodfish"-album (1994) sowie der letzten zusammenarbeit mit
produzentengott guido lucas an der gitarre (1996). die 16 nicht selten auch
rein instrumentalen songs machen trotz ihrer unterschiedlichen herkunft auch
am stück genossen sinn, benötigen aber wie alle LHQWE-veröffentlichungen eine
große portion geduld und die bereitschaft, sich auf diesen soundtrip einzulassen.
mit ausschußware hat man es allerdings keineswegs zu tun, auch wenn der sound
mit den erschlagenden wänden der letzten studioalben nicht ganz schritt halten
kann. schade auch, dass man im booklet äußerst sparsam mit informationen zu
den einzelnen tracks war. nun ja, im mittelpunkt steht die musik und die ist
einmal mehr über jeden zweifel erhaben. höhepunkt ist für mich das hypnotische
"down by the sea", bei dem sich gitarren und die eigenwilligen vocals in einen
regelrechten rausch spielen. mit "demagogue" ist dann auch ein song mit der
jetzigen bassistin yvonne nussbaum vertreten. "sonic silence" fügt sich als
weiterer baustein in die exzellente diskographie des trios aus hückelhoven ein.
und ich freue mich schon aufs nächste studioalbum. (71:17) www.lhqwe.com
/ www.blunoise.de
>> postrock [michi, august 02]
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LIVIDITY - ...'til only the sick remain CD/PicLP
morbid records / spv
wenn zur musikalischen kompromisslosigkeit einer grindcore-band noch eine infantil-radikale
sucht nach pornographie dazukommt, kann im resultat schon mal ein werk wie "...'til
only the sick remain" entstehen. LIVIDITY aus den staaten quirlen in ihr grindiges
grundgerüst neben (un-)zweideutigen texten ein paar deathmetal-versatzstücke
der marke CANNIBAL CORPSE, fertig ist der mäßig produzierte cocktail verschiedenster
ekelhaftigkeiten. das in der diskographie der vier plattentitel wie "the age
of clitoral decay" erscheinen, mag am anfang noch überraschen; ein blick auf
die namen der neun songs relativiert die sache dann schon wieder: "coated with
my semen" oder "second cumming (pussy lover part II)" stehen da nämlich repräsentativ
für den rest. und so sehr sich die releases auf "morbid records" auch meist
vom durchschnittlichen hartmetall-veröffentlichungswahn positiv abheben: LIVIDITY
sind ein sprichwörtlicher griff ins klo. auch die ordentlichen technischen fähigkeiten
der jungs können über das größtenteils durchschnittliche songmaterial nicht
hinwegtäuschen. von der ideenvielfalt MACABREs beispielsweise ist dieser silberling
meilenweit entfert. naja, mit "a woman's place is on my face" ist zumindest
ein (auch namenstechnisch) richtiger hit dabei... (30:28) lividity.imess.net
/ www.morbidrecords.de
>> grindcore [michi, august 02]
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MEHLDAU, BRAD - largo CD
warner
der mann, der seit mittlerweile fünf jahren die klassische trio-besetzung im
jazz in immer neue bahnen lenkt, veröffentlicht mit "largo" nun den bisherigen
höhepunkt seines schaffens. BRAD MEHLDAU ließ seinem drang zu experimenten auch
diesmal wieder freien lauf, doch den größeren effekt auf die brillianz dieser
zwölf tracks dürfte eine andere tatsache gehabt haben: "largo" entstand in kollaboration
mit jon brion, der in vergangenen tagen beispielsweise auch den alben von FIONA
APPLE eine art "letzten schliff" verlieh. das resultat der zusammenarbeit von
MEHLDAU und brion (der hier auch als produzent hand anlegte) führte zu einem
ganz eigenartigen resultat: so ist "largo" zwar ein beruhigendes, ja romantisches
album. auf der anderen seite handelt es sich hier dennoch um eine der aufregendsten
jazzaufnahmen der letzten jahre: "dropjez" beispielsweise lebt von der improvisation
und ich bin mir sicher, dass spätestens bei der liveumsetzung auch der letzte
nörgler verstummen wird. ganz groß kommt es dann mit der definitiven version
von RADIOHEAD's "paranoid android": selten wurde ein popsong so eindrucksvoll
in ein neues gewand gehüllt. nicht nur deswegen dürfte "largo" auch für freunde
elektronischer/gitarrenorientierter musik ein potentieller glücksgriff sein.
denn ob fremd- oder eigenkomposition: MEHLDAU besitzt das gewisse etwas, das
seine stücke so besonders macht. wer mir nicht glaubt, sollte sich die hier
vertretene hommage an die BEATLES zu gemüte führen. grossartig. (65:32) www.bradmehldau.de
>> jazz [michi, august 02]
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MY FAVORITE CHORD - red eyed reality CD-EP
asscard / horror business
fünf mal punkrock mit schwerer emo-kante geben MY FAVORITE CHORD (schöner name,
übrigens) auf ihrer debut-ep zum besten. die songs auf "red eyed reality" laufen
mir dermaßen gut rein, dass es schwer fällt, hier vor dem heimischen computer
still zu sitzen. mit dem flotten "feel" haben die dortmunder sogar einen richtigen
hit im programm, der sich bestimmt prima bei den auftritten der fünf macht.
in eine ähnliche kerbe schlägt der titeltrack, der nur schwer wieder aus den
gehörgängen zu bekommen ist. aber auch wenn sie es ruhiger angehen lassen -
wie beispielsweise im opener "(artificial) paradise" - wird es schon allein
wegen den eingängigen melodien nicht langweilig; die werden dazu noch öfters
mal dreistimmig vorgetragen und genau dann haben MY FAVORITE CHORD ihre besten
momente. richtig schön ist auch das cover der scheibe gelungen, das meines erachtens
perfekt zur etwas melancholischen stimmung auf dem album passt. eine sympathische
band, die in jedem fall einen anspieltipp wert ist. ich würde mich jedenfalls
freuen, mehr von ihnen zu hören... und bin die ganzen zeilen ohne vergleiche
ausgekommen. (19:14) www.myfavoritechord.com
/ www.asscardrecords.com / www.horrorbiz.de
>> punkrock [michi, august 02]
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NERF HERDER - american cheese CD/LP
honest dons / fat wreck
seitdem die drei scherzbolde aus kalifornien mit ihrem beitrag zur fernsehserie
"buffy" weit über die punkszene hinaus auf sich aufmerksam machen konnten, ist
nichts mehr wie es war. ihr letzter longplayer "how to meet girls" verkaufte
sich wie warme semmeln, und sehr viel anders wird es auch dem nachfolger nicht
ergehen. gut so, denn auf "american cheese" machen NERF HERDER eigentlich alles
richtig. in einer arschtretenden produktion (das ding wurde von eddy schreyer
gemastert!) gibt es zwölf locker-flauschige 'powerpoppunk'-tracks, die ich musikalisch
als einen pflegeleichten bastard aus RAMONES, BEACH BOYS und LAGWAGON plus cooler
orgel beschreiben würde. dabei hat wirklich jeder song hier hitqualitäten und
für die nächste autofahrt zum badesee gibt's wohl vorerst keinen besseren soundtrack.
ach ja, die texte: die waren ja schon immer so ein besonderes thema für NERF
HERDER. und auch diesmal gibt es wieder eine unterhaltsame mischung aus 'teenage
angst' a la ATARIS ("jacket") und den gewohnten spaßlyrics ("mr spock"). "american
cheese" tut nicht weh sondern gut, und genau das war auch die absicht der band.
mir sind NERF HERDER in ihrer unaufdringlichen art jedenfalls hundert mal sympathischer
als senkrechtstarter wie BLINK 182 - außerdem eignen sich die songs auf diesem
silberling prima für das mixtape an die nächste große liebe. (34:45) www.nerfherder.net
/ www.honestdons.com
>> punkrock [michi, august 02]
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OYMING - demo songs CD-EP
eigenvertrieb
rock made in niederbayern? dass es für diesen sound nicht immer gleich einer
wüstenlandschaft bedarf, beweist dieses quartett, dessen name eigentlich nichts
anderes als die mundart-bezeichnung ihres herkunftsortes (aholming) ist. bei
den vier tracks handelt es sich um den ersten tonträger und es braucht nicht
viel überzeugungskraft, um sich von den sehr, sagen wir 'roh' produzierten songs
mitreißen zu lassen. in klassischer besetzung wird hier so herzerfrischend gerockt,
dass man OYMING auch die recht offensichtliche orientierung an ihren vorbildern
nachsieht. denn die sind onehin vom feinsten: "feed me", der einzige studiotrack
der scheibe, hätte auch auf der SLO BURN ep eine verdammt gute figur gemacht.
"mir vs kursk" dagegen weckt angenehme erinnerungen an frühe NEW BOMB TURKS,
zumal die aufnahmequalität der live eingespielten songs doch recht ursprünglich
ist. bei "who are you" nimmt man dann etwas den fuß vom gaspedal und beweist
damit auch eine gewisse vielseitigkeit - was in diesem genre ja leider gar nicht
so selbstverständlich ist. mit herrn kreipl hat man zudem einen fähigen sänger
an bord, dessen organ den ohnehin recht rotzigen songs das letzte quentchen
originalität verleiht. mehr davon... und das nächste mal bitte auf vinyl oder
am besten gleich live! (11:04) kontakt: akreipl@yahoo.de
>> rock [michi, august 02]
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PAINT THE TOWN RED - last gang in town CD-EP
join the team player / eldorado
ein knappes jahr nach bandgründung kommt hier das erste lebenszeichen von PAINT
THE TOWN RED in form eines silberlings. die sechs songs auf "last gang in town"
lassen sich grob mit der ersten welle an "new school"-bands vergleichen, und
wenn das info von BANE oder UNBROKEN spricht, kann ich da bedenkenlos zustimmen.
die songs bewegen sich größtenteils im midtempo-bereich, eignen sich erstklassig
zum köpfe-schütteln (zitat: "the band strongly supports mosh as a crucial lifestyle
and daily diet") und zu groovenden hammern wie "strike anthem" dürfte auf den
anstehenen live-shows der bär steppen. dass es sich bei den fünf fast um eine
art "allstar-band" handelt, dürfte sich vielleicht schon herumgesprochen haben.
so finden sich in den reihen von PTTR (ex-)mitglieder von MY HERO DIED TODAY,
I, PHONIX RISING und zwei der herren stecken noch eine menge energie in die
labels "join the team player" und "let it burn". aber auch ohne diesen bonus
weiß die ep zu begeistern, nicht zuletzt wegen der liebevollen aufmachung. der
sound von ken olden (DAMNATION AD) und mike schleibaum (DARKEST HOUR) tut sein
übriges, um monstersongs wie "breaker breaker" auch richtig knallen zu lassen.
(16:30) www.lastgangintown.com /
www.jointheteamplayer.com
>> hardcore [michi, august 02]
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PALE - how to survive chance CD
defiance records / zomba
sie haben ihn gemacht, den finalen schritt. waren die vorgänger "another smart
move" und der überraschungserfolg "razzmatazz" noch zumindest grob in gängige
emo-schemata einzuordnen, ist "how to survive chance" ganz eindeutig rock. oder
sogar pop? hmm, so eindeutig ist der fall scheibar doch nicht. klar ist, dass
PALE ihr talent catchy songs zu schreiben diesmal zur perfektion getrieben haben.
"goodbye trouble", die erste single, hat gute chancen auch außerhalb von underground-stationen
airplay zu bekommen. das gilt übrigens für fast jeden song der "blassen vier"
auf diesem album. und sie hätten es verdient! trotz aller neuen zutaten wie
bläser ("sometimes some where") oder klaviersätze und streicher ("everytime
you say 'hey'") wird kein alter fan vergrault - schon allein deshalb, weil mit
holgers stimme ein ganz entscheidendes trademark die songs dominiert. nur auf
die liebgewonnenen elektronischen (zwischen-)spielereien hat man diesmal verzichtet.
im gegensatz zum vorgänger gibt es übrigens kein konzept, die stücke fanden
ihre reihenfolge per zufallsgenerator. und trotzdem wirkt "how to survive chance"
in sich geschlossen - vielleicht deswegen, weil PALE spätestens jetzt ihren
eigenen stil gefunden haben. und ich freue mich schon jetzt tierisch auf die
anstehen clubshows. (36:42) www.thepalefour.de
/ www.defiancerecords.de
>> emo/pop/rock [michi, august 02]
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ROTTING CHRIST - genesis CD
century media
das auch eine sonnenverwöhnte region wie griechenland eindrucksvollen black
metal zelebrieren kann, beweist die band ROTTING CHRIST nun seit über zehn jahren.
mit "genesis" entdeckt die fünfköpfige formation ihre ursprünge wieder. produziert
wurde das werk wie seinerzeit "triarchy of the lost lovers" (1996) von andy
classen in den 'stage one'-studios. so strotzen auch diese zehn tracks mit dem
bekannt-druckvollen sound, der den tracks außergewöhnlich gut zu gesicht steht.
die gothic-ausflüge vergangener tage wurden erfreulicher weise gehörig zurückgefahren,
diesmal regiert wieder brachiale härte. aber sakis und seine vier mitstreiter
haben dazugelernt: trotz aller aggression bleibt das songmaterial stehts vielseitig
und variabel. auch in derbe kaliber wie "lex talionis" mischen sich immer wieder
melodische elemente und die keyboard-arbeit von neuzugang george intergriert
sich diesmal perfekt in den bandsound. höhepunkt dieses albums ist aber zweifellos
der gut siebenminütige übersong "nightmare", in dem ROTTING CHRIST noch einmal
alle register ihres könnens ziehen. keine frage, zwei jahre nach dem etwas unausgegoren
wirkenden vorgänger "khronos" melden sich ROTTING CHRIST in alter stärke zurück.
(51:38) www.rotting-christ.com /
www.centurymedia.de
>> blackmetal [michi, august 02]
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SICK OF IT ALL - live in a dive CD/LP
fat wreck
knappe zehn jahre ist das letzte SICK OF IT ALL-livealbum ("live in a world
full of hate" auf dem so verhassten 'lost & found'-label) schon alt. zeit also
für einen neuen zwischenbericht über eine der besten live-bands dieses planeten.
mit "good lookin' out" knallt mir gleich zu beginn einer meiner lieblingssongs
entgegen - im vielleicht besten sound, mit dem je ein hardcore-konzert auf band
festgehalten wurde. auch die restlichen 22 songs (die lp kommt mit "bullshit
justice" als bonustrack) sind allesamt hits, denn davon haben frontröhre lou
koller und seine drei kollegen mittlerweile genügend. der dritte teil der "live
in a dive"-serie ist ein streifzug durch die geschichte des new yorker-urgesteins,
von klassikern wie "just look around" und "step down" bis hin zu neuem material
("disco sucks fu**k everything") ist alles vertreten, was devote fans wie ich
erwarten. und spätestens beim eineinhalb-minuten-überhit "busted" gibt es auch
vor der stereoanlage kein halten mehr... dazu natürlich das mittlerweile obligatorische
comic-booklet und der cd-rom-bonus in form von drei liveclips sowie einem interview.
genug der vielen worte, SICK OF IT ALL fans wissen was zu tun ist - der rest
nutzt diese chance, sich ein stück hardcore-geschichte ins heimische wohnzimmer
zu holen. (48:52) www.sickofitall.com
/ www.fatwreck.de
>> hardcore [michi, august 02]
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SILVERETTA - first aid kit CD-EP
eigenvertrieb
eine weitere einheimische band, die sich dem (post-)rockenden sound verschrieben
hat. SILVERETTA aus reutlingen geben als inspiration unter anderem FIRESIDE
und SANS SECOURS an und sind mir schon deswegen sympatisch. "first aid kit"
ist nach einem demo die erste "richtige" veröffentlichung und derzeit nur über
die bandhomepage zu beziehen. die stoßrichtung des trios ist dabei ebenso klar
wie anspruchsvoll: die sechs ordentlich produzierten songs (plus ein 'hidden'
instrumental am ende) stehen nämlich klar in der tradition ihrer vorbilder.
hooklines und songaufbau lassen sich beim ersten hörversuch nur schwer ausmachen.
aber wer nicht gleich aufgibt kann stück für stück die verborgene schönheit
von songs wie dem verschroben rockenden opener "three skins" ausmachen. auch
die ruhigeren momente können überzeugen ("wine and turpentine"), wenngleich
mir die vocals hier und da etwas zu anstrengend sind. nichtsdestotrotz ein vielversprechender
einstieg und es würde mich wundern, wenn SILVERETTA mit "first aid kit" nicht
die gewünschte aufmerksamkeit von labels und konzertveranstaltern erreichen.
(24:46) www.silveretta.risky.de
>> rock [michi, august 02]
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SONATA ARCTICA - songs of silence - live in tokyo CD
century media
ist es ein zeichen von größenwahnsinn, wenn eine band nach eben mal zwei longplayern
ein livealbum auf den markt wirft? normalerweise schon, aber in diesem fall
handelt es sich um SONATA ARCTICA. dem quintett, so möchte man sagen, gibt der
erfolg recht. spätestens mit dem letzten regulären silberling "silence" etablierte
man sich in die oberklasse des melodisch-progressiven metals. nicht ganz unschuldig
sind daran eben auch die liveauftritte der finnen um sänger tony kakko. mit
"songs of silence" packte man einen auftritt auf tonträger, der vor ziemlich
genau einem jahr aufgezeichnet wurde. in exzellenter songqualität geben SONATA
ARCTICA zwölf songs zum besten, und schon beim allseits bekannten opener "weballergy"
liegt tokyo den STRATOVARIUS-kollegen zu füßen. mit "the end of this chapter"
und dem finalen "wolf & raven" zeigt sich die seit mittlerweile sieben jahren
aktive band dann auch mal von ihrer epischen seite. sicher, "songs of silence"
bietet nichts bahnbrechend neues. aber für ein livealbum wurde die stimmung
des gigs wohl recht gut eingefangen und fans werden mit diesem album in jedem
fall glücklich werden. ganz abgesehen davon, dass diese aufnahmen die neugier
auf ein anstehendes reguläres album noch zusätzlich schüren. (60:14) www.sonataarctica.com
/ www.centurymedia.de
>> metal [michi, august 02]
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SPOCK'S BEARD - snow 2-CD / 3-CD (ltd. edition)
inside out / spv
ein gewagtes unterfangen haben SPOCK'S BEARD mit "snow" in angriff genommen.
schon im vorfeld rankten sich die vielfältigsten gerüchte um das erste konzeptalbum
der sympathischen progrock-formation. den traditionalisten machten die angekündigten
genre-fremden elemente angst, während sich nicht wenige kritiker gedanken machten,
ob bei dem übermäßigen output von mastermind neal morse (neben soloalben ist
selbiger ja auch bei TRANSATLANTIC in exponierter position tätig) überhaupt
genügend hochklassiges material für knappe zwei stunden musik zu erwarten ist.
beide fraktionen können sich beruhigen: trotz zum teil ungewöhnlicher instrumentierung
und nochmal hochgeschraubter prog-lastigkeit ist der typische SPOCK'S BEARD-sound
zu jeder sekunde gegenwärtig. und mr morse beweist auf den 26 songs endgültig,
dass er auf einen scheinbar unerschöpflichen fundus erstklassiger songideen
zurückgreifen kann. gerade mal drei songs entstanden durch mithilfe seiner kollegen.
für verwirrung könnte allerdings die beinahe schizophrene grooverakete "welcome
to nyc" sorgen, deren straightes grundriff von kurzen jazzintermezzos auf die
spitze getrieben wird. in eine ähnliche marschrichtung geht das siebenminütige
"devil's got my throat", das seine hardrock-herkunft (neal klingt hier streckenweise
wie ALICE COOPER persönlich) kaum verbergen kann. aber SPOCK'S BEARD wären nicht
sie selbst, wenn sie dem geneigten hörer nicht mit großartigen, mehrstimmigen
chören und killerhooklines ein ums andere mal wohlige schauer über den rücken
jagen würden. überzeugend diesmal auch wieder die dezenten keyboards, die sogar
ein eher unspektakuläres zwischenstück wie "reflection" geschickt aufwerten.
mit dem anschließenden "carie" steht dann eine bombasttriefende schnulze, die
trotz ihrer überzogenheit ein heißer anwärter auf eine singleauskopplung wäre.
nun sollen diese zeilen aber nicht so klingen, als gäbe es kein 'klassisches'
material auf "snow". ganz im gegenteil, mit songs wie "i'm dying" oder dem großartigen
finale "made alive again/wind at my back" findet sich genügend stoff um jeden
"day for night"-fan zufriedenzustellen. "snow" verdient in seiner kompositorischen
größe und vielseitigkeit einen ehrenplatz in der plattensammlung eines jeden
progfans. nach geschlagenen 13 hördurchgängen liegt es für mich tatsächlich
nahe, dieses außerordentliche stück musik zwischen DREAM THEATER's "scenes from
a memory" und GENESIS' "the lamb lies down on broadway" einzuordnen. (56:30)
(58:17) www.insideout.de
>> progressive rock [michi, august 02]
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SPRINGSTEEN, BRUCE - the rising CD
columbia / sony
durch einen aushilfsjob im örtlichen plattenladen habe ich am eigenen leib
erfahren, welche bedeutung der legendäre amerikanische sänger und songwriter
noch heute und auch hierzulande hat. schon wochen vor dem angekündigten release-date
klopften kunden schüchtern an, ob es denn vielleicht eine möglichkeit gäbe,
dieses werk ausnahmsweise früher zu bekommen. jetzt steht es offiziell in den
läden und alles scheint gut zu sein. dabei ist vieles anders: das erste mal
seit 1984 kollaboriert SPRINGSTEEN wieder mit der "e street band". das achtköpfige
ensemble verpasste dem ebenfalls ungewohnt fröhlichen "waitin' on a sunny day"
ein paar druckvolle bläserparts, agiert sonst aber eher songdienlich und im
hintergrund. gut so, denn songs wie "into the fire" oder "nothing man" leben
von den leisen tönen und der sparsamen instrumentierung. aber keine angst, es
wird auch gerockt. beispielsweise in meinem lieblingsstück hier, dem mit einem
fantastischen streicher-interlude versehenen "countin' on a miracle". der druckvolle,
organische sound von brendan o'brien (PEARL JAM, RAGE AGAINST THE MACHINE) erweist
sich zudem als gelungene frischzellenkur. weiterer bonus: patriotische verwirrungen
wie auf dem letzten album von kollege NEIL YOUNG sucht man hier glücklicherweise
vergebens. SPRINGSTEEN hantiert auch diesmal wieder geschickt-distanziert mit
sozialkritischen statements. einen klassiker wie "nebraska" oder "born in the
usa" hatte wohl kaum jemand erwartet. und doch macht "the rising" der diskographie
dieses außergewöhlichen künstlers alle ehre. die 15 tracks sind anders und schwieriger...
und vielleicht genau deswegen im resultat die besten SPRINGSTEEN-songs seit
den frühen neunzigern. (72:59) www.sonymusic.de/brucespringsteen
>> rock [michi, august 02]
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STORMWITCH - dance with the witches CD
silverdust records
knappe 20 jahre ist es schon her, dass das STORMWITCH debutalbum "walpurgis
night" die deutsche metalszene erschütterte. die band um den charismatischen
sänger andy mück etablierte sich mit jeder weiteren veröffentlichung zu einer
echten kulttruppe, bis sie mit dem 94'er album "shotgun" in der versenkung verschwand.
seitdem haben bands wie HAMMERFALL oder WHITE SKULL die legende mit STORMWITCH-coverversionen
aufrecht erhalten. jetzt, fast zehn jahre nach der vermeintlichen auflösung,
melden sich mück und gitarrist/songwriter martin winkler samt neuer mannschaft
zurück. "dance with the witches" knüpft nahtlos an die vergangenheit der 'masters
of black romantic' an. die stampfenden midtempo-rhythmen, eingängigen refrains
und das ausdrucksstarke organ von mück verfehlen auch im jahr 2002 ihre wirkung
nicht. eigentlich müßig, einen der zwölf songs besonders hervorzuheben - hitverdächtig
sind sie nämlich alle. ein besonderer genuss ist aber der song "jeanne d'arc",
der mit female vocals und kirchenglocken eine faszinierende atmosphäre kreiert.
auch "the devil's bride", dezent mit ein paar mittelalterlichen elementen verfeinert,
spielt in einer riege mit den klassikern aus dem STORMWITCH backkatalog. fazit:
metalheads der alten schule greifen bedenkenlos zu, alle anderen sollten zumindest
mal reinhören! (54:22) www.silverdust.de
>> metal [michi, august 02]
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UNDERLORD - rise of the ancient kings CD
rage of achilles / soulfood
umgedrehte kreuze, totenkopf und sechseitiger stern - UNDERLORD machen keinen
hehl aus ihrer musikalischen marschrichtung. zehn songs lang blasen die drei
kanadier (zitat booklet: "this is the true frozen north. fuck the vikings!!!")
old school black- und deathmetal aus den boxen. die vorbilder sind schnell ausgemacht:
HELLHAMMER, VENOM und BATHORY dürften die wegbereiter für den sound auf "rise
of the ancient kings" gewesen sein. songs wie "war of the tyrants" oder der
flotte opener "age of kings" leben von höchstens drei akkorden, tiefergestimmten
gitarren und röchel-vokals. die band versteht sich als reaktion auf die "verlogene"
avantgardistische blackmetal-szene, die den eigentlich spirit der szene verwässert...
dazu kann man stehen, wie man will, fakt ist: die punkige attitüde tut den zehn
stücken gut und sorgt bei aller simplizität doch für eine unterhaltsame halbe
stunde. 'maximale aggression bei minimalen riffs' - die devise der szeneurväter
geht auch bei UNDERLORD auf. wer sich mal wieder ein album der alten schule
ziehen will, liegt hier richtig. auch fans der inzwischen leider verblichenen
WARHAMMER sollten unbedingt mal ein ohr riskieren. (36:25) www.rageofachilles.com
>> black-/death-metal [august 02]
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V/A - conquest for the empire (rage of achilles sampler) CD
rage of achilles / soulfood
das britische label "rage of achilles" konnte unlängst mit veröffentlichungen
des sludgecore-haufens MISTRESS sowie der kanadischen old school-deathmetaller
UNDERLORD erste aufmerksamkeit bei freunden des brutalo-metals erlangen. in
seiner heimat hat die firma in undergound-kreisen schon kultstatus erreicht.
und weil man mit "soulfood" nun auch bei uns einen vertrieb gefunden hat, folgt
mit "conquest for the empire" gleich mal ein umfassender überblick über bisherige,
aktuelle und zukünftige releases. große namen sucht man unter den 18 bands zwar
vergeblich, zu entdecken gibt es aber jede menge. zum beispiel haufenweise knüppelei
aus skandinavien (FACEBREAKER, RATAO, NATHAIR, SEVEN GATES OF HELL), us-blastspeed
(NEMO, TEEN CTHULHU) und sogar ein paar melodische bis truemetallische songs
sind dabei (OMNIUM GATHERUM). höhepunkt ist für mich der track "giving ice-cream
truck drivers a bad name" von THE FAREWELL ORDER, von denen es chaos-gefrickel
in bester DILLINGER ESCAPE PLAN-manier zu hören gibt. nicht zu verachten sind
auch die rein elektronischen klänge von PROCYON-X, die auf dem vielseitigen
sampler noch mehr für abwechslung sorgen. "conquest for the empire" ist auch
für freunde des "relapse records"-sounds eine empfehlung wert - schließlich
handelt es sich bei "rage of achilles" beinahe um ein britisches pendant zu
dem kultlabel. (71:59) www.rageofachilles.com
>> (extrem-) metal [michi, august 02]
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V/A - pushing scandinavian rock to the man! vol. 3 CD
bad afro
die dänische rock-institution "bad afro records" geht mit ihrer "pushing scandinavian
rock to the man!"-samplerreihe in die dritte runde. wieder mal gibt es einen
kurzweiligen überblick über aktuelle und bevorstehende releases. den anfang
machen mit den SWEATMASTERS gleich eine vielversprechende formation, die sich
mit ihrem im herbst erscheinenden debut zur finnischen antwort auf die JON SPENCER
BLUES EXPLOSION mausern könnte. auch von der ROYAL BEAT CONSPIRACY, den MAGGOTS
und der girl-combo LAUNDERETTES gibt es erstklassige songs zu hören, die streckenweise
sogar noch unveröffentlicht sind. am meisten aus dem rahmen fallen wohl VEGAS
V.I.P., die mit ihrem surf-infizierten rock für angenehme abwechslung sorgen.
meine persönlichen lieblinge auf "bad afro", die schwedischen CHRONICS, geben
sogar einen exklusiven song zum besten. dagegen gibt es von den vielleicht prominentesten
labelvertretern einen allseits bekannten hit zu hören: wer "blow the roof" noch
nicht auf album hat, kann sich einen der besten FLAMING SIDEBURNS-songs mit
diesem sampler endlich günstig abgreifen. alles in allem also wieder mal eine
runde sache, die für eingeweihte wie interessierte einen günstigen einblick
in das aktuelle rock-geschehen nördlich von uns gibt. (44:12) www.badafro.dk
>> rock [michi, august 02]
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