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Open Flair

Eschwege, Werdchen

Farin Urlaub, Mia, Such A Surge... An Open Air with Flair

12. - 14.8. 2005

Eschwege gehört spätestens seit dem Erfolg der "Bates" zu den anerkannten Rockstädten Deutschlands. Damit das so bleibt stellt man jährlich im Rahmen des "Open Flair"-Festivals klar, wo der Rockhammer hängt! 2004 konnte man eine Rekordbesucherzahl von 27.000 verzeichnen. Um diese zu verteidigen, wurden dieses Jahr keine geringeren als das FARIN URLAUB RACING TEAM, DIE TOTEN HOSEN, MIA oder die gereiften Punkrocker von den TOY DOLLS sowie diverse andere Akteure eingeladen. Da die Veranstalter zum einen sehr nett und anderen sehr klug sind, setzten sie Prinzessin Heike und mich auf die Gästeliste. So waren wir am Freitag dann so mutig und bewegten uns mit Heikes leicht lädiertem Raumschiff in Richtung Eschwege. Das Festival findet relativ zentral statt - auf der Werra-Insel "Werdchen". Das fanden einige Einheimische weniger gut und riefen den Konzertbesuchern von ihren zu bequemen Sitzplätzen umfunktionierten Fensterbänken bereits nachmittags Sätze wie "den ganzen Tag nur Krach und Lärm - wie soll man da schlafen?" zu. Andere Anwohner hatten dafür total viel Spaß - sie konnten ihre denunziantorische Leidenschaft endlich frei ausleben und halfen unaufgefordert den Polizeikräften Falschparker zu überführen. Während auf diese Weise die Stadtkasse aufgebessert wurde, konnte man sich ansonsten auch bei SUCH A SURGE anhören, wie Crossover in den 90igern geklungen hat.

Neben den bereits bekannten Acts bekam auch der Nachwuchs die Chance, sich dem Publikum zu präsentieren. So bestand die Möglichkeit sich von Cover-Versionen der CRANBERRIES quälen oder amüsieren zu lassen und eventuell auch die eine oder andere Band für sich zu entdecken. Natürlich möchte man nicht schon vor dem Auftritt des Herrn Urlaubs, das komplette Adrenalin-Pulver verschiessen - und deshalb gab es für den Konzertbesucher eben "gute und schlechte Zeiten". Beispielsweise wurden uns MASSENDEFEKT, die wir selber nicht gesehen haben, von zwei vertrauenswürdig wirkenden Festivalbesuchern so beschrieben: "Machen ihrem Namen alle Ehre - der antiquierte TOTE HOSEN-Kopierer hat hier ein peinliches Abziehbild in schlechter Qualtiät ausgeworfen. Absolute Katastrophe!" Na ja. Um 21:30 Uhr war es dann endlich soweit: Das Intro ließ den Blutdruck steigen und dann betrat der mächtige Herr FARIN URLAUB zusammen mit den Musikerinnen, einschließlich Backgroundsängerinnen und einer maskulinen Bläser-Sektion die Bühne. Etwas zarter als auf den Tonträgern spielte sich das RACING-Team solide durch das Programm. Ich denke, es gab keine enttäuschten Gesichter und somit auch keine Rückgabeflutwelle bei EBAY, um die bereits im Vorfeld erworbenen CDs oder Shirts wieder loszuwerden.

Ja, aber der Abend war nach dem Herrn Urlaub noch nicht zu Ende - nein! Fräulein Mietze zeigte sich trotz angeschlagener Stimme als verrücktes, sehr sympathisches Energiebündel. MIA versucht Mut zur gemeinsamen Aktivität und Veränderung zu machen. Das unterstrich die Ansage, dass man Umweltschutz sehr wichtig findet und nicht nur deshalb Frau Merkel im September keine Stimme geben werde. Also, dann im Herbst die Daumen drücken! Die nette Truppe war somit ein gebührender Abschluss für einen flotten Festivaltag.

Wer musikalisch seine Geschmacksnerven nicht befriedigen konnte, bekam die Gelegenheit sich mit diverser Kleinkunst, Kinderprogrammen, Fußballturnier, mit dem eigenen Zelt oder Comedy zu vergnügen. Sollte das auch nicht helfen, dann bestand die Möglichkeit zwischen einer Menge diverser Verkaufsstände sein Glück zu suchen. Das "Open Flair" steht unter dem Motto "Sounds For Nature", so engagiert man sich mit Informationsständen und diversen Projekten und Aktionen für Umwelt- und Naturschutz. Müllvermeidung und Mülltrennung, chemiefreie Toiletten und natürliche Energiequellen werden nicht nur thematisiert, sondern auch vor Ort umgesetzt. Am Stand von Greenpeace versuchte man die Konzertbesucher für wichtige, dringende Veränderungen zu sensibilisieren und zur persönlichen Aktivität zu motivieren. Es wurde u.a. gezeigt, dass denen, die nicht zu der menschlichen Spezies gehören oder nicht zu den finanziell Privilegierten zählen, leider immer weniger Lebensraum verbleibt und wir jeden Tag weitere Tier- und Pflanzenarten auf diesem Planeten auslöschen. Gut - der Underground-Faktor im Publikum war aufgrund des LineUps nicht sonderlich hoch - doch gerade, wenn man bedenkt, dass einige der Festivalbesucher auch trotz des fortgeschrittenen Alters wahrscheinlich zum ersten mal ein Rockspektakel besucht haben, war die Atmosphäre durchaus angenehm. Auch blieb man erfreulicherweise von echten Männern, die ihrer Freundin ihre schlagkräftige Manneskraft unter Beweis stellen mussten, weitgehend verschont. Und wer eine schöne Stimme hatte, konnte sich schon am Freitag in die Gesangsrunden einreihen und sämtliche Hits der TOTEN HOSEN bis zur völligen Erschöpfung oder bitteren Heiserkeit zum Besten geben.

Bedauerlicherweise war Deutschlands Wettermacher im August völlig verwirrt und schickte zahlreiche herbstliche Regenergüsse durchs Land. Wir hatten aber Glück und mussten unseren extrem hässlichen, bunten Regenschirm nur kurz einsetzen. Der Ticketpreis von EUR 48,00 für die drei Festivaltage war bei dem Lineup auch völlig okay, da einige der Bands alle ja schon im Soloprogramm ähnliche Preise aufrufen... Leckeres fleischloses Essen gab es auch - was will man also mehr? Wer drei schöne Tage verbringen möchte, dem sei das Open Flair-Festival hiermit wärmstens ans Herz gelegt. Und Prinzessin Heike hat auf der Heimfahrt sogar zweimal gelächelt!

Markus Gabi Kafka


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