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Madder Mortem

Desiderata

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Das nennt man eine echte kreative Pause: Vier Jahre haben Madder Mortem gebraucht, um einen Nachfolger zum famosen "Deadlands" in die Läden zu bringen (wobei man allein ein Jahr in Labelstreitigkeiten investieren musste). Die bedrückende Schwere des Vorgängers wich dabei einer dezent griffigeren Herangehensweise: Noisig-entrückt sind die dunklen Rocknummern von Madder Mortem zwar noch immer. Neben den tiefergestimmten Gitarren ("Evasions" klingt sogar Korn-artig...) bleiben vor allem die eigentümlichen Vocals von Sängerin Agnete Kirkevaag charakteristisch. Komplexe Songmonster gibt es 2006 dafür kaum noch zu hören. Die Kombination aus Doom, modernem Progrock und einem Quentchen Goth-Dunkelheit verfehlt ihre Wirkung dennoch nicht. Eine tonnenschwere, überraschend flotte Gitarrenwand bahnt sich nach wenigen Sekunden des Openers "My name is silence" den Weg aus meinen Boxen. Soviel steht fest: Die Norweger machen auf ihrem vierten Album keine Gefangenen. Hier werden einmal mehr Genregrenzen eingerissen und neu abgesteckt. Allen voran die Vocals von Agnete geben dem Wörtchen "variabel" eine ganz neue Bedeutung: Die gute beherrscht das Shouten im Hardcore-Style, diabolisches Grunzen, Flüstern, wunderschönen Gesang und alles was dazwischen liegt scheinbar mühelos. Und wo "Deadlands" beim ersten Hören noch verstörend und chaotisch wirkte, eröffnen sich diesmal die abgedrehtesten Refrains seit Gatherings's "Black light district". Doch Madder Mortem wollen sich auf diesen zwölf Songs Kategorisierungsversuch immer wieder entziehen. Der dichte Sound ruft in noisigeren Momenten Erinnerungen an die - Achtung! - legendären Botch hervor, bis mich im nächsten Moment zuckersüße Melodien einlullen. Bass und Schlagzeug schaffen einen schwer groovenden Soundteppich, auf dem sich die beiden Gitarristen und natürlich Frau Kirkevaag nach allen Regeln der Kunst austoben können. Doch die Instrumentalfraktion setzt niemals auf posige Frickelei, denn trotz aller Progressivität ist "Desiderata" Musik für den Bauch. So gelang den Norwegern ein weiteres Genre-Highlight, welches die Band nach langer Pause schnell wieder ins Bewusstsein katapultieren wird. Am besten sind Madder Mortem übrigens immer dann, wenn sie ihren Gitarren jedwede Nu-Metal-Tendenzen entziehen und stattdessen auf ungewöhnliches Spiel Marke Katatonia oder Tool setzen ("Changeling").

Bewertung: 6 von 10 Sternen / 54:47 / Dark Metal

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