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Adamson, Barry

Stranger On The Sofa

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Also wenn ich ehrlich bin: Mein erster und einziger Kontakt zu Barry Adamson war sein Beitrag für den unglaublichen Lost Highway Soundtrack. Das ist mittlerweile geschlagene zehn Jahre her. Allerdings hat sein Name bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Auch deswegen, weil seine Musik - obwohl völlig anders - dort perfekt zwischen die Beiträge von Lou Reed oder sogar Rammstein gepasst hatte. Und beim Thema Lost Highway landet man auch schnell bei der Atmosphäre, die Adamsons' aktuelles Studioalbum "Stranger On The Sofa" - sein erstes nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Mute Records - versprüht. Das Werk erinnert gewaltig an einen Movie-Score, wenn auch an einen etwas zerfahrenen. Denn in seiner düsteren, skurrilen Stimmung würde ein Großteil des Materials wieder perfekt zu einem David Lynch Film passen. Doch dann wieder gibt es Vocals und Arrangements, die (beispielsweise im Titeltrack) sogar für ein paar richtig helle Momente sorgen. Vielleicht liegt es daran, dass sich Adamson als ehemaliger Weggefährte von Nick Cave in der Birthday Party sowie den Bad Seeds bewusst von der finsteren Seiten abwenden will. Oder zumindest unter Beweis stellen möchte, dass er sich auch auf anderem Terrain stilsicher bewegt. Was ihm nachdrücklich gelingt. Denn immer wieder ersetzen Elektronika, Jazz, insbesondere aber Funk oder Soul die seltsam anmutenden Soundwelten. Dabei switcht Adamson scheinbar mühelos zwischen den Stilen. "Who killed big bird?" beispielsweise klingt fast schon nach einer dunklen "Schulmädchen Report" Episode, während "Theresa Green" die letzten Stunden von Faith No More rezitiert. Nur einmal blitzt Mr. Cave für einen Moment direkt durch: "Inside your head" lässt in Songwriting und Phrasierung der Vocals klare Rückschlüsse auf die Vergangenheit Barry Adamsons zu. Das Kunststück an "Stranger On The Sofa": Durchgehend haftet dem Material etwas cineastisches an. Selbiges kann - wie bei erwähnten Stücken - mal mühelos klingen, scheut aber umgekehrt im überlangen Finale "Free love" auch komplexe Züge nicht. Auf diese Weise entsteht ein außergewöhnliches, nicht ganz einfach zu verdauendes Werk.

 -- / 59:19 / Independent

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