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Fischer, Roman

Personare

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Roman Fischer macht es einem schwer. Vor zwei Jahren brachte er mit „Bigger Than Now“ sein Debüt heraus, darauf gab es frisch-netten Gitarrenpop, gut zum Einschlafen und genauso gut zum Aufwachen. Ein Album, das sich in jeder Situation hören ließ, weil es so nett, schlicht und voll von wunderschönen Melodien war.
Jetzt kommt mit „Personare“ der Nachfolger auf den Markt, die Gitarre bleibt im Koffer, beschränkt wird sich auf Klavier, Schlagzeug und Bass. Und was soll man sagen. Vorneweg: Die wunderschönen Melodien sind immer noch da, genau so wie die jugendlich-grüblerischen Texte. Nur trägt jetzt jedes der elf Stücke einen fetten Stempel. Und da steht „ambitioniert“ drauf. Darüber kann man sich natürlich grundsätzlich erst mal freuen, der Wille zur Weiterentwicklung ist der natürliche Feind der Langeweile und somit äußerst unterstützenswert. Wenn da nicht das Problem mit der Verzettelung wäre. Wenn im ersten Song das Klavier loslegt, das Schlagzeug hinterher prescht und Roman Fischers Stimme sich ins Falsett schwingt, um danach im leichten Walzertakt wieder auf den Boden herunter zu kommen, dann fehlt dem Ganzen eine klare Linie. „I don’t know who you are“ befindet sich in einer Zwickmühle, in der das gesamte Album steckt: In Ansätzen ist hier großer Pop vorhanden, aber der braucht auch Konsequenz. Konsequenz, die Melodie einfach mal Melodie sein zu lassen und nicht noch eine Schicht Hall drüber zu schieben. Die Stimme nicht in noch höhere Lagen zu schrauben, sondern lieber mal ruhiger, aber dafür eindringlicher klingen zu lassen. Dann würden die wunderschönen Klavierparts, die das Album dominieren, die interessanten Ideen und die melancholische Dramatik noch besser zum Tragen kommen. Denn in diesem Album steckt viel, viel Liebe zum Detail, nur werden diese Details von Pathos und jugendlichem Schwulst fast erdrückt, und das ist jammerschade. Natürlich nicht immer: Songs wie „Waste“ oder „But I will never die for you“ sind genau die Perlen, die man sich nach „Bigger than now“ als nächsten Schritt erhofft hat. Roman Fischer braucht sich als Songwriter nicht zu verstecken, seine Musik hat an Komplexität und Vielseitigkeit gewonnen, stimmlich hat er sich extrem weiterentwickelt und es stecken so viele gute Ideen in „Personare“, dafür würden andere ihre Schwester verkaufen. Und dass weniger manchmal mehr ist, wissen wir ja spätestens seit dem überproduzierten dritten Coldplay-Album. Dass Roman Fischer solches Terrain jetzt schon auf dem zweiten Album ausprobiert, lässt für die Zukunft hoffen.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit 32:52 / Klavier-Rock

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