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Fucked Up

Hidden World

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Ein Bandname wie dieser schreit ja förmlich nach einer arschtretenden Rock-Sau. Und genau die haben Fucked Up mit "Hidden World" folgerichtig aus dem Stall gelassen. Wenn auch deutlich weniger klischeebeladen, als man angesichts des Titels zunächst vermuten könnte.
Ganz im Gegenteil sogar, denn leicht macht es einem das Debüt für Jade Tree nicht. Selbiges ist gleichzeitig der erste Longplayer der fünf Kanadier sowie der Kanadierin überhaupt. Denn die Beteiligten folgten bislang dem Credo, dass Kleinstformate das einzig wahre Mittel zum Transport ihres Sounds wären. Doch dieses Motto bestätigt sich ebenso wenig, wie man während der 70 Minuten nur einen Hauch von der Schüchternheit eines Newcomers bemerken könnte. Stattdessen schlägt man in jeder Richtung in die Vollen: Pseudonyme wie Concentration Camp (der Gitarrist) oder Mustard Gas (Bassist) scheinen ebenso diskussionswürdig wie die Tatsache, dass ein Teil der Belegschaft grundsätzlich maskiert erscheint. Dazu kommt ein Sound, der ebenso rauh wie fett geraten ist. Und zusätzlich zu ihrem bemerkenswert undurchsichtigen Image nehmen sich die Herren aus Toronto, Ontario auch noch heraus, öfters einmal - zumindest ausgehend von den üblichen Genreverhältnissen - in Überlänge zu rocken.Doch wer angesichts dieser Herangehensweise nun Slipknot-Alarm schlagen möchte, sollte besser herhören: Denn vielleicht sind Fucked Up stattdessen sogar eine der letzten beinharten Szenevertreter der reinen Punkrock-Lehre. Jedwede Regeln jedenfalls schlägt man mit Genuss in den Wind. Zum Beispiel, wenn sich in "David comes to life" hinter dem aggressiven, Poison Idea-artigem Shouting von Frontmann Pink Eyes ein paar superharmonische "Uh-ah-ah"-Chöre verstecken. Oder an anderer Stelle gängige Songstrukturen mal eben über den Haufen geworfen werden - weil das Gitarrenriff gerade so geil ist, dass es beinahe unendlich wiederholt werden könnte. Die 2001 gegründete Band bewegt sich somit auch nur ganz grob zwischen Oi-/Streetpunk-Musik und dem amerikanischen Hardcore der achtziger Jahre. Denn anstelle (wie beispielsweise die dänischen Hools von Discipline) die Proll-Attitüde des Genres künstlich aufzublasen, rocken Fucked Up mit einer beinahe Leatherface'schen Überlegenheit über derartige Nichtigkeiten einfach hinweg.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 72:39 / Punkrock

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