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Swinger Club

Jazz Sells

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Wer mich kennt, der weiß es: Ich mag kein Jazz - und das ist noch gelinde formuliert. Mag sein, dass die selbsternannte künstlerisch-intellektuelle Bourgeoisie nun zungeschnalzend den Rücken kehrt, aber so ist das. Ich werde nervös, unruhig und in letzter Instanz aggressiv bei dem ständigen Rumgefrickel und dem stupiden Egotrippin der Solo-Parts.
Aber bevor ich wieder zu einem meiner gefürchteten Jazz-Monologe abschweife, konzentrieren wir uns doch lieber auf das neue Album von Swinger Club. Die schaffen es mit „Jazz Sells“ tatsächlich zu gefallen. Allerdings ist das auch nicht verwunderlich: Man nehme ein paar Hits aus den verschiedensten Genres, adaptiere sie für Jazz-Instrumente und beschränke sich aufs Wichtigste - nämlich die Melodien. Die Vocals treten doch zum größten Teil in den Hintergrund und schaffen so Platz für so manchen Hit, denn man ohne Swinger Club wohl nicht mal mit den Fingerspitzen angefasst hätte: Die Neuinterpretationen von „Beatiful“ der Pop-Drone Chirstina Aguilera, den Blassschmieren von A-ha („Take In Me“) oder den als Nicht-Kölner untragbaren BAP („Verdamp lang her“) werden durch die angenehm-groovende Rythmik zu sehr unterhaltendem Ambient-Jazz für Millionen. Da kann man gar nicht mehr so richtig meckern - und das ist in meinem Fall ein Lob. Zwar weist auch das Dutzend Songs auf „Jazz Sells“, dem mittlerweile dritten Album des Kölner Orgel-Trios, einiges an Längen (über eine Stunde Spielzeit bei 12 Songs), überflüssigen Schnörkeln und Selbstverliebtheit auf - aber das gehört wohl dazu. So gesehen also eine schöne Geschichte, um dröge Hits zum Genießen zu bekehren. Besonders interessant wird es wenn Suzie Kerstgens (Klee) ins Spiel kommt: Erotisches Knistern schiebt sich in die infantil-poppigen Orgel-Parts und weiß am Ende fast mehr zu überzeugen als so manche Genre-Cover-Geschichte. Zumal dieses Prinzip ja auch etwas überanstrengt wurde - ob nun mit Jazz, Country oder Punk. Eine nette Scheibe also für alle Gruppierungen des Jazz: Neulinge, Fans oder einer möglichen Missionierung von Abtrünnigen.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 60:35 / Jazz

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