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MISC - Oktober 2007 l #05

Heute: Grüße aus dem Promo-Chaos

Diesmal mit:

V/A - United Colors Of Ska | Kunn & The Magic Muffins | The Kleins | Matmatah

Was sich nicht so alles ansammelt im Laufe eines Monats: Neben den großen Veröffentlichungen fand sich auch in diesem Monat wieder so einiges zwischen bis dato Unbekanntem und alten Bekannten.
Ein ganzes Sammelsurium beider Lager bietet der Sampler „V/A - United Colors Of Ska(Pork Pie / Broken Silence) in seiner bis dato vierten Auflage. Insgesamt unglaubliche und abwechslungsreiche 44 Songs finden sich auf der Doppel-CD, die mit dem Slogan „recommended by myspace.com“ wirbt. Was einen auf den ersten Blick abschrecken mag - bei der werbeüberhäuften Selbstgefälligkeit und dem verqueren Selbstdarstellungsfetischismus mit der uns das Portal zumeist nervt - bietet der Sampler dennoch einen hervorragenden Überblick des modernen Skas. Interessant ist dabei nicht nur das gut aufgemachte Booklet, sondern das Händchen mit der die Bands bzw. die Songs ausgewählt wurden, bietet CD 1 doch eher klassisch-orientierten Dancehall- und Boss-Sound während der zweite Silberling eher den modernen Vertretern des breit interpretierbaren Genres eine Plattform bietet. So sind hier z.B. Spitfire, Skaos oder Dallax zu nennen. Insegsammt also eine sehr gelungene Compilation, die den veröffentlichungsüberfluteten Genre-Jüngern ein stimmiges Abbild der Szene präsentiert.

Überleitungsmäßig hab ich es mit Kunn & The Magic Muffins dann auch gar nicht so schwer. Das zweite Album der Luxemburger „Don´t Burn My Paradise“ (Winged Skull / Radar) gehört zweifelsohne zur modernen Fraktion des Ska-Genres und präsentiert äußerst gefälligen und tanzbaren Sunday-Ska. Genau, Sunday-Ska! Eins schöner, weil treffender Begriff aus der CD-Info, der sich dadurch erklären lässt, da insbesondere Jazz-Elemente und Rocksteady zu Tragen kommen und so einen ungemein chilligen Sound entstehen lassen, der gut auch zum relaxten Brunch gereicht werden könnte. Convenience-Ska sozusagen, der mich bereits beim Debütalbum „Got Ska?“ überzeugen konnte. Die zweite Scheibe steht dem in nichts nach und wird so schnell nicht im Ska-Regal meiner CD-Sammlung einstauben. Schön.

Etwas schneller geht es dann schon bei The Kleins zu: „Pardon Me, Sir“ (Rilrec / Rilrec.de) bietet von der ersten bis zur letzten Minute Punkrock und dreckigen Street-Rock´n´Roll vom der mitreißenden Sorte. Dass man dabei nicht unbedingt an eine deutsche Band - und noch dazu aus Duisburg/Mönchengladbach - denken mag, liegt an den intensiven Vocals des britischen Sängers Mark Booth. Schön auch, weil die Lyrics nicht im unbedeutenden Einheitsbrei untergehen, sondern durchaus tiefsinnigere Ziele verfolgen. Da stört es dann auch nicht, dass The Kleins mit ihrer Mischung aus Punkrock und Rock´n´Roll vielleicht noch nicht ganz den individuellen Sound gefunden haben, mit der sie sich als Charakter-Band positionieren kann. Die Songs wirken etwas austauschbar und liefern dann auch nicht unbedingt einen Ohrwurm nacheinander. Eher eine Aneinanderreihung dreckiger Rock-Nummern, die Spaß machen, einen aber auch nicht im Gehörgang kleben bleiben mögen.

Ganz andere, mysteriöse bis zuweilen unbekannte Wege gehen dagegen Matmatah mit ihrem vierten Album „La Cerise“ (La Ouache / Universal): Überbordende Rock-Epik mit avantgardistischen Zügen im französischen Pop-Zirkus. Klingt schwerer als es ist, erschaffen die vier Herren aus Brest doch Songs mit experimenteller Erfinder-Energie und klassisch-pompöser Rock-Komposition-Kunst. Und dem nicht genug: Die französischen und teilweise auch englischen Texte hüllen sich mit geschmeidigen Vocals und euphorisierenden Backvocals dabei so herrlich in den mächtigen Sound aus Gitarren, Elektronik und orchestralem Pop-Geschmeide, dass einem ganz anders wird. Rock-Pop-Pomp-Art, könnte man das nennen. Assoziationen gibt es dabei viele: Folklore, 70er, Psychodelic Rock, Beatles, Pink Floyd und naiver Pop - die Liste ist lang, aber stimmig. So macht diese ungewöhnliche Mischung moderner Rock-Musik Matmatah zu einem echten Geheimtipp auch hierzulande. Unbeschreiblich, aber gut. Matmatah muss man gehört haben, um sich ein echtes Bild schaffen zu können. Art noveau für mich und ein großes Ausrufezeichen dahinter!

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