Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Disco Ensemble l The New Amsterdams

Magic Recoveries l At The Foot Of My Rival

discoensemble_newamsterdamns.jpg

Zwei neue Platten, bei denen es Rezensenten denkbar einfach haben. Ein paar große Vergleiche sind schnell gezückt - und den betroffen Labels scheint derartiges Vorgehen angesichts der zugehörigen Pressetexte gar nicht so ungelegen zu kommen. Also hier nun in Kurzform: Disco Ensemble -> At The Drive-In. The New Amsterdams -> Get Up Kids. Ein genauerer Blick lohnt dennoch.

Wobei die Finnen von Disco Ensemble eine durchaus bequeme Ausgangsposition inne haben. Immerhin konnten sie bislang noch mit jedem Album einen entscheidenden Schritt nach vorne machen. Was vor knapp drei Jahren mit „First Aid Kit“ - damals noch auf dem heimeligen Full Steam Label - sogar zu massivem Radioairplay in unseren Breitengraden sorgte. Und nicht unschuldig daran sein dürfte, dass das Werk mit großem Label im Rücken ein weiteres Mal veröffentlicht wurde. Und auch „Magic Recoveries“ weiß mit Universal einen durchaus mächtigen Partner im Rücken. Welcher sich angesichts der Singletauglichkeit dieses Drittwerks keine Sorgen machen muss. Es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn Disco Ensemble mit dem Titeltrack oder dem durch treibende Elektronik aufgemotzten „Bad Luck Charm“ ihre dankbaren Abnehmer finden. Auf der Bühne oder auch in den einschlägigen Discotheken. Und weil Miikka, Mikko, Lasse und Jussi nochmal mehr an ihrem Songwriting gefeilt haben, gönnt man ihnen die weiteren zu erwartenden Triumphe gerne. Denn ihnen gelang ein charmantes, ebenso detailverliebtes wie abwechslungsreiches Werk, welches sie mit vorsichtig genrefremden Zitaten galant aufgewertet haben. Doch dieser moderne Anstrich verkommt weder zur Farce noch kann man dem Quartett irgendwelche „Nu-Rock“ Tendenzen vorwerfen. Ihnen gelang schlichtweg der Schritt aus dem übermächtigen Schatten der diversen Vorbilder.

Ganz anders die New Amsterdams, welche auf ihrem mittlerweile sechsten Album eine Art Trip zurück in die Neunziger inszenieren. Genau, in diese wunderbare Zeit, als Emorock noch ohne Schminke, Schrei-Sing-Sang oder christliche Botschaften transportiert wurde. Ach ja. Und erwähnte Get Up Kids ihr Meisterwerk "Something To Write Home About" veröffentlichten. Stilistische Parallelen zu „At The Foot Of My Rival“ lassen sich nämlich reichlich finden. Schon deswegen, weil mit Matt Pyror deren Sänger nicht nur am Mikrofon steht, sondern durchaus als Bandzentrum verstanden werden kann. Wobei es da weitaus schlimmere Referenzen gibt. Zumal The New Amsterdams dank ihrer eigenen, achtjährigen Karriere über eine zurückgelehnte Entspanntheit verfügen, welche sie voll auf ihre Melodiebögen vertrauen lässt. Und die Rechnung geht auf: Stücke wie „Wait“ schließt man in sein Herz, ohne es wirklich zu merken. Die ruhigen, folkig inszenierten Stücke lassen glücklicherweise dennoch nicht den notwendigen Drive vermissen, ohne welchen so manches derartiges Projekt unfreiwillig ins Beliebige abschmiert. Tja, und weil das wunderbare Hamburger Arctic Rodeo Label seine Lizenzversion noch um drei Bonustracks aufgestockt hat, gibt es für Freunde des Genres wie Anhänger von Singer-Songwriter-Musik eigentlich kein Vorbeikommen. Okay, abgesehen vom Cover-Artwork vielleicht…

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 54:45 / Emocore
Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:38 / Emorock

Autor:





ERROR!