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Shout Out Louds Interview

But Then Again Nein

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Ein turbulentes Jahr war es für die fünf Schweden Adam (Gr/Voc), Bebban (Keys), Carl (Gr), Eric (Dr), Ted (Bs), die, nachdem nun endlich auch 'im Rest der Welt' (also alles außer der Heimat) ihr Album veröffentlicht worden war, getourt, getourt, getourt sind und bis auf Japan und Australien dabei so ziemlich alle gängigen 'Pop-Band Reiseländer' besucht haben. Südamerika – da würde Drummer Eric auch gerne mal hin – naja, kann ja noch kommen. Abgeschlossen wurde das Jahr auf jeden Fall in Deutschland und hier in Berlin am vorletzten Tourtag waren Adam und Eric ausgesprochen nett und redewillig, wenngleich die (im Verlauf des Abends mehrmals zitierte) Party nachts zuvor in München vielleicht doch die ein oder andere kleine Spur hinterlassen hatte...
Schön auch, daß am Abend der Postbahnhof gut gefüllt war und das obwohl Weihnachten in Form des vierten Advents schon an die Tür klopfte. Vor allem die Band selber hatte sich gefragt, wie viele Zuschauer denn an so einem Tag überhaupt noch kommen würden. Dabei ist die Band aus Schweden doch eigentlich genau der richtige Abschluß für ein konzertreiches Jahr. Ein bißchen Rock hier, ein bißchen Folk da und vor allem viel wunderschöner Pop mitgemengt.
Zum dritten Male spielten die Shout Out Louds in Berlin: 'Der Comeback' also - - oder zumindest war das die Schreibweise jenes Songs, mit dem ein paar Stunden später die Band ihren Auftritt eröffnete. Ließ sich aus den ersten Reihen ganz gut auf den Setlisten erspähen - ebenso andere mysteriöse Lieder wie u.a.: 'But Then Again Nein'; 'Very Loix'; 'Bitte Bitte Bitte' oder 'Hurry Up Lets Gehen'. Leider war zum dem Zeitpunkt das Interview bereits vorbei und es konnte nicht mehr geklärt werden warum es denn so erstrebenswert ist, der eigene Bassist zu sein ('Whish I Was Ted'), oder ob fesche Clarks für alle Bandmitgliedern verpflichtend sind – Bebban durfte sich als Einzige aus dem Dresscode heraushalten.
Aber immerhin war zu erfahren wovon sich Adam beim Songschreiben inspirieren läßt (achja?) und daß Gitarrenunterricht bösen Klavierlehrerinnen vorzuziehen ist...


Seit wann kennt Ihr Euch?
Adam: Wir sind alle in den letzten drei Jahren auf die gleiche Schule gegangen. Wir kennen uns seit dem 12. Lebensjahr, allerdings waren wir damals noch nicht wirklich befreundet. Das kam erst in den letzte Schuljahren und besonders danach. Vorher waren wir eher so eine Gruppe von Leuten, die man immer am Wochenende trifft, mit denen man ausgeht und so was.
Eric: Wir sind alle Freunde. - - Wir waren Freunde. (Gelächter)

Wie läuft das Songschreiben meistens ab? Wenn jemand eine Idee hat spielt er sie den anderen vor, oder 'jammed' ihr eher?
Adam: Das ist bei jedem Song anders. Manche Lieder schreiben wir beim Proben. Manchmal nehme ich etwas bei mir am Computer auf oder ich spiele eine Idee der Band vor und wir hören uns das dann gemeinsam an. Das Grundgerüst kommt oft von mir und jeder fügt dann seine eigenen Ideen hinzu. Es hängt aber auch davon ab, wohin Du mit einem Song gehen willst, in welche Richtung. Ob Stücke persönlicher oder einfacher, für jeden nachvollziehbar, zu verstehen sind. Es ist wichtig, daß jeder in der Band weiß, wohin wir mit dem Song gehen wollen. Ich versuche den anderen zu erklären was mein Ziel ist, was ich ausdrücken will. - - Falls die überhaupt zuhören wollen und nicht zu müde sind. (grinst)
Eric: Manche Lieder haben als schnelle Stücke angefangen und dann haben wir sie langsamer gemacht, als wir angefangen haben die Platte einzuspielen.
Adam: Stimmt, das Tempo ist immer wichtig. Aber das ist das letzte, was man macht, bevor man ins Studio geht. Dieser eine Song, den wir so oft gespielt haben und kein Tempo finden konnten...

Welcher war das? Please Please Please?
Adam: Ja, Please Please Please.
Eric: Und auch A Track And A Train.
Adam: Das wurde ziemlich schnell. (summt) Dedededidididi.

Was sind Deine Einflüsse, Inspirationen beim Songschreiben?
Adam: Keine Ahnung. Es ist unterschiedlich, die Texte sind eher über Freunde, Familie und Leute, die einen umgeben. Und natürlich schreibe ich, was - - nicht ein Tagebuch, aber wie ein - - -. (Gelächter) Ähm – meine Texte sind recht persönlich. Aber die Musik, die Du von so vielen Bands hörst, und und und - öh, ja. (grinst)

Hört Ihr verschiedene Musik oder ist es bei allen mehr oder weniger das gleiche?
Beide: Das Gleiche.
Eric: Irgendwo unterscheiden wir uns dann aber schon.
Adam: Jeder hat so seine Favoriten. Aber wir hören alle Ähnliches. Wir kaufen 'ne Menge Platten. Besonders auf Tour tauschen wir viele CD's untereinander aus.

Gibt es aktuelle Bands, die ihr mögt?
Adam: Oh ja, viele.

Kannst Du ein paar nennen?
Eric: Architecture in Helsinki, Broken Social Scene...
Adam: Ich mag 'The Animal Collection'. - - - Collective. (Gelächter)
Eric: The Arcade Fire.

Was hat Euch dazu gebracht Instrumente/Gitarre spielen zu lernen? War es eigener Antrieb, oder haben vielleicht Eure Eltern Euch Instrumente gegeben – Euch 'gezwungen' Musikunterricht zu nehmen?
Adam: Ich mußte als Kind für einige Zeit Klavier spielen. Ich hab's gehaßt. Ich hatte da diese Lehrerin, der mir beim Spielen auf die Finger gehauen hat. Die war böse. Ich erinnere mich auch daran, wie ich angefangen habe Gitarre zu spielen, weil ein Freund gerade angefangen hatte. Er hatte dieses große Beatlesbuch mit allen Beatles-Songs für Gitarren-Anfänger. Und er hat begonnen sie zu spielen und das wollte ich auch lernen. Deshalb habe ich angefangen Gitarrenunterricht zu nehmen - zur gleichen Zeit wie Klavierunterricht. Meine Klavierlehrerin hat zu mir gesagt: "Du wirst aufhören Klavier zu spielen. Das weiß ich." Und ich habe geantwortet: "Nein, nein." Aber ich mochte sie nicht – und nach zwei weiteren Monaten habe ich mit dem Klavier spielen aufgehört. Ich wünschte, ich könnte besser Klavier spielen, denn ich würde mich liebend gerne an einen Flügel setzen und Chet Baker Songs spielen. Oder sonstige Klassiker. Aber kann ich leider nicht.
Eric: Na dann üb' mal!
Adam: Wie kommt es denn, daß Du mit Schlagzeug angefangen hast?
Eric: Weil ich mit einem anderen Freund – der singt in der anderen Band heute abend - (Henrik Johnson – Anm. d. Red.) einen Sommer lang alleine im Haus meiner Eltern war und wir haben uns das U2 Video 'Rattle And Hum' angeschaut. Das sah nach so viel Spaß aus in einer Band zu spielen und wir meinten so nach dem Motto: 'Wir sollten eine Band gründen.' (Gelächter)
Adam: Aber warum Schlagzeug?
Eric: Henrik meinte: "Also ich kann singen, vielleicht – vielleicht ein bißchen Gitarre spielen." Okay, dann blieb für mich also Schlagzeug. So haben wir dann angefangen.
Adam: Es sieht nach Spaß aus.
Eric: Macht es auch.

Hast Du jemals überlegt Texte in Schwedisch zu schreiben?
Adam: Eigentlich nicht. Ich meine, als wir mit der Band angefangen haben, haben wir nicht wirklich darüber nachgedacht, es ist einfach passiert, daß es Englisch war. Manchmal ist es einfacher, weil man sich hinter einer anderen Sprache verstecken kann. Aber ich weiß nicht, wie es in Zukunft aussehen wird. Ich erinnere mich an eine Party vor längerer Zeit in meinem Apartment und ich habe da ein paar Songs ins Schwedische übersetzt. Die klangen richtig gut auf Schwedisch. Also mal abwarten. Vielleicht als B-Sides. Weiß ich noch nicht. Oder vielleicht wird das nächste Album komplett auf Schwedisch. Hängt davon ab, ob wir vorher vom unserem Label rausgeworfen werden...

Mögt ihr lieber kleinere oder größere Venues? Oder Festivals?
Eric: Festivals sind sehr nett, allerdings hängt das schon davon ab, welche Art von Bühne man spielt.
Adam: Ich mag die Bühnen bei Festivals nicht so sehr. So viele große Bands auf einmal; da geht dann eine Band rauf, eine Band runter.
Eric: Aber es macht 'ne Menge Spaß auf 'nem Festival.
Adam: Stimmt. Trotzdem, wenn man in einem Club spielt, hat man eine bessere Atmosphäre und Du konzentrierst Dich wirklich auf die Musik. Auch hat man die Möglichkeit als Band mit Licht zu arbeiten und all diese Sachen.
Eric: Die besten Konzerte sind die mit 500/600 Leuten. Besonders wenn es voll ist.
Adam: Ich liebe schöne Veranstaltungsorte, wie alte Theater. Der Ort hilft die Musik besser zu machen.

Hat irgendwer von Euch noch irgendwelche Nebenprojekte, ist in einer anderen Band?
Eric: Nein.
Adam: Nein, nicht im Moment.

Wie kam es zu den unterschiedlichen Veröffentlichungszeitpunkten in den verschiedenen Ländern?
Adam: Wir hatten nur einen Plattenvertrag in Schweden – auf einem kleinen Label zu Hause (Bud Fox - Anm. d. Red.). Da sind wir dann erst mal recht lange in Schweden getourt, das ist da nicht ganz einfach: Da tourt man eigentlich nur donnerstags, freitags und samstags; es sei denn Du bist schon sonstwer. Niemand würde Dich an 'nem Montag angucken wollen. Die sind zu faul.
Eric: Wir haben versucht einen internationalen Vertrag zu bekommen.
Adam: Ja, wir wollten zuerst in Schweden rauskommen, aber es hat ein bißchen gedauert. Dann haben wir bei einem amerikanischen Label unterschrieben (Capitol Records - Anm. d. Red.). In Amerika zu spielen verlangt einiges an Zeit.
Eric: Jep, die wollten, daß wir ziemlich viel Zeit mit einer Tour in den Staaten verbringen.

Ihr seid aber dann dort recht groß rausgekommen, oder?
Eric: In den USA? Nein, naja, wie hier halt. Wir haben jetzt unsere erste Headliner-Tour gespielt und das hat eine Menge Spaß gemacht. Vorher haben wir viele andere Bands supported.
Adam: Ich denke, wir sind alle glücklich mit der Entwicklung. Das ist unser erstes Album und es gibt immer so viele Hypes um Bands, das verunsichert mich etwas.

Gibt es Bands/Künstler mit denen ihr gerne mal auf Tour gehen würdet?

Adam: Es gibt viele gute Bands. Ich würde sehr gerne mit Belle & Sebastian touren, deren Musik mag ich ziemlich gerne. Ich toure besonders gerne mit Bands, bei denen die Musik nicht völlig die Gleiche ist.

Wie sieht die schwedische Musikszene derzeit aus? Ist es für neue Bands schwerer geworden bekannt zu werden?

Eric: Nein, es gibt viele kleine Bands, die auf kleinen Labels herauskommen. Sie werden recht schnell ziemlich bekannt; ich denke zur Zeit gibt es viele Möglichkeiten für neue Bands und neue Musik.
Adam: Ich denke, es ist nicht wirklich schwer. Was ich an der Szene und beinahe jeder Band mag, ist daß sie immer noch interessant sind. Es gibt einige bemerkenswerte Sounds.

Gibt es einen spezielle Richtung (Sound), die derzeit 'in' ist?

Adam: Nicht wirklich. Der Sound ist schon manchmal recht universal. Ein bißchen hiervon, ein bißchen davon, 80er, Elektro... Aber das ist genau das, was ich daran mag. Ich denke, zur Zeit ist es üblich, daß Leute alles miteinander vermischen.

Ihr seid mit der Supportband Nervous Nellie befreundet. Könnt Ihr selber entscheiden, wen ihr auf Tour mitnehmt?
Adam: Ja. Wir haben dieses Jahr so viele Bands supported - in den letzten zwei Monaten konnten wir uns selber die Bands aussuchen. Aber in den USA haben wir eine Band namens “The Essex Green” mitgenommen, für uns ein wirklich alter Favorit. Wir waren echt erstaunt, daß die mit uns auf Tour kommen konnten. Denn in Schweden sind die ziemlich bekannt; ich habe sie schon oft gesehen. Nervous Nellie, das sind alte Freunde. Eric und ich haben mit dem Sänger der Band zusammen Musik gespielt. Sie haben jetzt eine Platte draußen, also konnten wir sie auf Tour mitnehmen. Das ist toll. Gestern hatten wir eine sehr nette Party in München... Da sind wir alle etwas sentimental geworden.
Eric: Es ist immer nett, gute Freunde mit auf Tour zu haben.

Na, dann wünsche Ich Euch viel Spaß heute Abend und vielen Dank für das Interview!
Beide: Danke.


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