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Blindside

The Great Depression

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Es war schon eine seltsame Erfahrung, mein erster Kontakt mit Blindside in diesem Sommer. Ihr Album "The Great Depression" ging mir so nahe wie schon lange nichts mehr. Irgendwie hatte (und habe!) ich den Eindruck, es in dem ganzen Wust aus Emo- und Postcore-Veröffentlichungen hier mit echten Emotionen zu tun zu haben. Die finstere Grundstimmung der Platte, vielleicht eine Folge des geplatzten Major-Deals, wurde in Musik, Artwork und Texten gleichermaßen perfekt umgesetzt. Wobei gerade letztere wohl nicht nur mir Kopfzerbrechen bereiteten. Denn, darf man das? Eine Band so richtig gutfinden, die sich klar als "christlich" geoutet hat? Ein Zankapfel übrigens, der mir 2005 noch mit einigen anderen Alben begegnete. Im Falle Blindside steht meine Entscheidung mittlerweile fest: Es ist durchaus legitim, seine religiöse Haltung kundzutun, solange man dabei auf missionarische Tätigkeiten verzichtet. Schade: In meiner ursprünglichen Rezension vom August habe ich dieser Tatsache nämlich ganz klar zuviel Bedeutung beigemessen, war im Hinblick auf die Lyrics eindeutig zu übersensibel. Zurück zum aktuellen Status: Die Schweden befinden sich zur Zeit auf dem Weg zurück ins Indie-Geschäft, was ihrer Musik aber nicht geschadet hat. Im Gegenteil: Die Platte ist mutig geworden! Wirkliche Single-Hits lassen sich kaum ausmachen, stattdessen funktioniert die Scheibe beinahe als Konzept von vorne bis hinten. Trotz verschiedenster stilistischer Facetten, die der Musik sogar noch eine enorme Halbwertszeit bescheren. In der wochenlang anhaltenden Euphorie habe ich mir dann sogar noch die Vorgänger-Alben besorgt... war dann allerdings etwas enttäuscht: Die Mischung aus Hardcore, Numetal und Emorock erreichte nicht ansatzweise die erhoffte Intensität. In der Blindside-Diskographie nimmt "The Great Depression" für mich somit eine klare Sonderstellung ein. Ich wäre nur glücklich, wenn die Band damit heute an einem Punkt angekommen ist, an welchem sie ihren ganz eigenen Weg gefunden hat. Die Spannung auf einen Nachfolger jedenfalls könnte kaum größer sein. Da ist nun wohl alles möglich: Ein zweiter Klassiker oder ein Kompromiss. Ich könnte mir vorstellen, dass die Schweden in diesem Jahr in kommerzieller Hinsicht erstmals in ihrer Karriere einen Schritt zurück gegangen sind. Als Freund der Musik von Refused oder Deftones darf man sich für diese Tatsache glücklich schätzen!

 -- / Spielzeit: 53:29 / Emocore

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