Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Liars, The

Drum's Not Dead

liars.jpg

Ich erinnere mich an einen Tag im Frühling. Ein guter Freund präsentierte mir ein Album, dass ich unmöglich begriff und dennoch als erfrischend verwirrend empfand. Die Band hieß "Liars" und das Album damals "They Were Wrong, So We Drowned". Zungenbrecher. Mein Freund begriff meine geistige Verwirrung, konnte mir aber nicht helfen. Die Liars zogen an mir vorrüber, mein mathematisches Verständnis war ohnehin verkümmert, die verzwickten Songstrukturen der Liars erschlossen sich mir nicht. Das tun sie heute, beim dritten Album "Drum's not Dead", immer noch nicht. Da können die beiden Kunststudenten noch so sehr beteuern, dass der Umzug von New York nach Berlin (was ungefähr so ist als würde man von Hamburg nach Bottrop ziehen) ihnen Sparsamkeit gelehrt hätte und sie nun zugänglicher geworden seien. Sind sie keinen Deut. Macht aber auch rein gar nichts. Das hier ist eben handfeste Kunst. Da erschließt sich in hundert Jahren nichts, da kann man noch so sehr bohren. Was man den Lügnern allerdings anrechnen muss: das Konzept stimmt. Denn ein Konzeptalbum ist "Drum's not dead" geworden. Ying und Yang treffen aufeinander. In diesem Fall sind das die Charaktere Drum und Mt. Heart Attack. Drum ist, logisch!, laut. Und Mt. Heart Attack eher sein schüchterner, zurückhaltender Gegenpart. "Drum steht für die direkte reaktion - bang!" spricht Agnus, Frontmann der Liars. Und das spürt man, immer wieder. Man kann sein Kommen fast Riechen. Dieses Spannungsfeld setzen die Liars gekonnt (mit zwei Drumkits!) in Szene und entwickeln, wie in "Drum gets A Glimpse", fast schon Radiohead'sche Wesenszüge. Nichtsdestotrotz: Instant-Musik ist das hier nicht. Nicht für gemütliche Abende zu zweit und ein Glas Rotwein. Hier will jeder Ton erzwungen werden. Was manchmal klappt, und manchmal eben nicht. Man darf halt nur nicht mit zu großen Erwartungen herangehen. Denn erschließen wird sich hier einem rein gar nichts. Musik ist keine Wissenschaft. Sie ist tongewordene Emotion. Die Liars sind dafür ein perfektes Beispiel. Wie sie mit der Zusatz-CD beweisen: 36 Kurzfilme. Ein einziger Wahnsinn. Mutig, dass soetwas noch veröffentlicht wird! Vielleicht, weil sich mit dem letzten Song "The Other Side of Mt. Heart Attack" doch noch eine Richtung andeutet, in die The Liars in Zukunft gehen könnten. Eine eingängig musikalische Richtung. Wetten sollte man bei dieser Band allerdings nicht darauf abschließen.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:05 / Elekro-Prog-Rock


Autor:


ERROR!