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Cortez

Initial

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Nur wenigen Bands im unüberschaubaren Post-/Noisecore-Dschungel gelingt es heute noch, eigene Akzente zu setzen. Das Feld scheint abgegrast, sämtliche Extremitäten ausgelotet. Nun geht es wohl wieder um grundsätzliche Dinge wie Stimmungen und Songaufbau. Keine schlechte Entwicklung, eigentlich. In dieser Woche sind es jedenfalls gleich zwei Formationen, die genau über dieses Potential plus das entscheidende Quentchen Eigenständigkeit verfügen, welches Relevantes von Überflüssigem separiert. Da wären einmal Nine Days To None, deren EP wir in unserer MISC-Rubrik schon gehuldigt haben. Und nun noch Cortez aus der Schweiz, die wohl ebenfalls keiner auf dem Plan hatte. Dabei sorgen sie abgesehen von der feinen Tatsache, dass auf "Initial" einmal NICHT englisch gesungen wird, gleich mit ihrem Line-Up für Erstaunen: Trotz des irrsinnig dichten Sounds der zehn Stücke kommt das Trio nämlich völlig ohne Bassisten aus. Dabei bemerkt man zu keiner Sekunde einen Defizit - und wie das funktioniert wissen wohl nur Jr, Sam und Greg selbst. Die Musik ist ganz allgemein als zwar chaotisch, doch sehr präzise gespielt zu beschreiben. Dabei pendelt man zwischen zehnminütigen Epen und kurzen Wuteruptionen - und stellt damit quasi den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Cult Of Luna und Breach dar. Eine Mischung, die ganz großartig funktioniert und immer wieder gewaltige Spannungsbögen spinnt. Stellvertretend dafür darf wohl der Track "L'enjeu" dienen, welcher zwischen kraftvollem, breakdurchtränktem Noisecore und schwebenden Gitarrenharmonien ein echter Songkoloss geworden ist; der sich zum Ende in beinahe hypnotischen Groove steigert. Das restliche Material steht diesem Highlight glücklicherweise in kaum etwas nach, so dass wir es hier - natürlich - mit einem sehr fordernden, aber eben auch lohnenden Gesamtwerk zu tun haben. Ein tolles Artwork und die hochkarätige Produktion runden dieses beachtliche Debüt perfekt ab. Cortez empfehlen sich mit "Initial" auf Anhieb als gleichwertige Macht neben ihren Landsmännern von Knut.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:57 / Postcore

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