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Photonensurfer

Neue Weltordnung

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Deutschsprachig? Wer Photonensurfer nicht kennt, dürfte dieses Prädikat weiterhin als unkompatibel mit alternativer Rockmusik werten. Doch das Debütalbum „Neue Weltordnung“ schafft es endlich diesem Nimbus entgegenzuwirken. Mit energetischem Gitarren-Sound, der klingt als käme er direkt von der Insel, wischt das junge Quartett um Sänger Dirk Jahrens sämtliche Sorgen und Ängste davon: Mit eindringlicher Stimme und unglaublicher Perfektion komplettieren die deutschen Texte das griffige UK-Rock-Korsett - „Neue Weltordnung“ als neue deutsche Hoffnung. Schon lange nicht mehr hat man die als so eckig und unmusikalisch verpönte deutsche Sprache so formvollendet auf Melodie- und Spannungsbögen erleben dürfen. Photonensurfer durchbrechen die Regeln, wonach deutsche Texte in Kombination mit Rock und Pop wahlweise als lästige Verpflichtung oder durch Lautsprache als Mittel zum Zweck ihren Einsatz findet. Photonensurfer vermitteln endlich wieder eine neue Qualität: Der Parallelität aus Inhalt und Wirkung. Denn bei „Neue Weltordnung“ vermischt sich klassischer Gitarren-Rock mit poppigen Soundstrukturen mit denen die einfachen aber nicht minder elementaren Lyrics eindrucksvoll transportiert werden. Ob dynamisch rockend wie in „sterne“ oder beim Titeltrack „neue weltordnung“ gelingt diese Symbiose in selten gekannter, und fast nicht mehr erhoffter Klasse. Dabei bieten die Texte inhaltlich zumeist das bekannte Muster aus Liebe, Verlust und Hoffnung - und dennoch gelingt es den Vieren um den Wahl-Londoner Jahrens, mit wenigen Worten und kräftigem Sound das Unmögliche: Intelligente, anspruchsvolle deutschsprachige „Rockmusik“ - wenn solch eine Bezeichnung in der heutigen Zeit überhaupt noch etwas vermittelt. Zu dem erfrischend lockeren Umgang mit Soundmustern wie wir sie aus England kennen, gesellen sich unstrapaziöse Refrains und einfachste aber wirkungsvolle Stilmittel wie etwa der brillant gesetzte Back Chorus („ich glaub an dich“). Neben der einwandfreien Produktion, die dem Debüt den letzten Schliff gibt, und dem dynamischen Sound können aber auch Stücke überzeugen, bei der allein die eindringliche Charakter-Stimme balancierend auf dem Emo-Gerüst im Vordergrund steht („machtlos“) und ohne plump zu wirken der Melancholie freien Lauf lässt. Mit dem fast schon balladesk gehaltenen „zu dir“ ist Photonensurfer dann auch mit Sicherheit eines der beste Stücke deutschsprachiger Rockmusik seit langem gelungen. Das Debüt „Neue Weltordnung“ ist die erste echte Überraschung des Jahres und damit mehr als ein Hoffnungsschimmer am mausgrauen Horizont der deutschen Rockmusik.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:12 / Rock

Autor:


"Neue Weltordnung" muss ich haben! Na dann, am besten gleich zu Amazon...


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