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Ben Kaan

Zuhause Wohnen (The Extrovert Album)

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Ben Kaan rennt mit seinem Debütalbum offene Türen ein: Die Tage hüllen sich in goldene Sommerstrahlen mit tiefen Schatten und da draußen verschmilzt die spätgrüne Landschaft zu einem dunkelbunten Vorboten des Herbstes.
So schafft sich das Gemüt mit optischen und sensorischen Fühlern die passend schwermütige Atmosphäre, die „Zuhause Wohnen“ zu deinem Freund und Begleiter macht. Für die letzten klamm-schönen Stunden im viel zu frühen Dämmerlicht auf dem Balkon, den wieder entdeckten kuschligen Stunden auf dem Sofa, der heimeligen Wärme unter der Decke. Die Hand am Glas Wein, die Gedanken im Irgendwo aus Gemütschwere und Freudentaumel. „The Extrovert Album“ lautet der Untertitel und umschreibt so selten perfekt die Art von Musik, mit der uns der erst 22-jährige Ben Kaan seine Freundschaft, seine Gedanken, sein Leben auf dem Silbertablett serviert. Gitarren-Pop, der reduziert aber dennoch hymnenartig wirkt und mit allerlei fortgeschrittenen Tricks des Singer/Songwriter-Handwerks ganz oben in der Liga spielt. Chöre, Mundharmonika, Blasinstrumente - Element Of Crime, Tomte, Blumfeld, die trübe Phase von Beck, alles - aber eben in der persönlichen Art von Ben Kaan, die uns nahe und unter die Haut geht - ganz ohne Mitleid erwecken zu wollen. Eher seltsam behaglich, dass jemand die Spannung und Atmosphäre da draußen in Worte und Töne packt. Mal ganz auf die Wirkung der Worte bedacht, manchmal metaphernschwere Bedenkenträger, so setzen sich die zehn klasse produzierten Songs zusammen. Eine Mischung, die in ihrer geschickten und unbeschwert-naiven Inszenierung aus Gitarren, Stimme und Tempowechseln mitzureißen vermag. Einzelne Lieder herauszustellen macht hier keinen Sinn, denn „Zuhause Wohnen“ tanzt auf einem höchst harmonischen Spannungsbogen zwischen verhalten tröpfelndem Weltschmerz und durchschimmernder Lebensfreude, auch wenn es zum Ende mit "Leuchtreklamen" etwas unrund und elektro-poppig endet. Aber auch das gehört irgendwie dazu. Und so sind es diese Momente, in denen Musik hören und besprechen mir diese wunderbaren Glücksmomente bewschert. Wenn sich hinter einem schnöden Cover in obskurer Johnny-Depp-Stilistik das Album eines Jungspunds mit hochkarätigem Potential und aufrichtiger Direktheit verbirgt.
Ben Kaan hat mit zurückhaltenden Worten und Tönen (s)ein „extrovertiertes Album“ geschaffen, das Teil von einem wird und uns durch die Zeit bringt. Sehr bemerkenswert.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit 39:16 / Singer/Songwriter/Gitarren-Pop

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