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SEID

Creatures of the Underworld

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Würde ich harte Drogen konsumieren, ich wäre mit diesem Album wohl ganz weit unten. Aber so einfach sollte man es sich nicht machen, schließlich lässt einen fast jede Platte aus dem Prog- bzw. Spacerockuniversum an Drogen denken und doch ist die Quote der abhängigen Musiker wahrscheinlich deutlich geringer, als es sich die eigene Vorstellungkraft ausmalt.
Ob nüchtern oder high spielt keine Rolle. SEID kommen aus Trondheim, sind problemlos dem oben genannten Genre zuzuordnen und legen mit „Creatures of the Underworld“ ihr zweites Album vor. Düsterer ist es geworden, sagen die, die auch das Debütalbum kennen. Aber was hätte man auch erwarten sollen bei diesem Albumtitel? Mächtig was los ist da auf jeden Fall in der Unterwelt. „Café Lola“ zieht einem gleich mal die Schuhe aus. Treibender, manchmal gerade zu stürmischer Indierock, der gerne auch mal laut und aggressiv wird, um uns schlussendlich Motorpsycho quer über den Rücken zu tätowieren. Ein Gefühl der Vergewaltigung stellt sich ein - spätestens nach dem Titelsong. Zum Glück sind bis dahin nur die Ohren betroffen, richtig körperlich wird es erst später im Verlauf des Albums. Ohne dem Begriff ‚Vergewaltigung’ positive Aspekte zuschreiben zu wollen, bei SEID tut es gut benutzt und bestraft zu werden. Bestraft für was auch immer. Vielleicht für all die schlechten, kitschigen Platten, die man sein Eigen nennt. „Creatures of the Underworld“ ist definitiv nichts für schwache Nerven und ungeübte Ohren. Eher für Leute, die schon morgens Prog-Rock hören, an Weihnachten World Music auflegen und bei Schranz-Techno entspannen. Hier herrschen Experiment, Improvisation und geordnetes Chaos. Synthesizer und ein gefühltes Duzend Orgeln reizen das Trommelfell gefährlich und die Gitarren lassen die Ohren schon bald gekonnt bluten. Das ist nur hörbar, wenn man sich dafür die nötige Auszeit nimmt. SEID werden die wenigsten im Büro hören, noch weniger im Auto und wenn dann nur ein paar hundert Meter abseits tief drinnen im Wald. Irgendwo dort haben Burt Rocket, Jan Space, Janis, Jürgen Kosmos und Organ Morgan wahrscheinlich auch diese psychedelische Progrock- Jazzparanoia aufgenommen. Die Kauz- und Krautrocker werden es ihnen danken, alle anderen entgeistert abwinken. Wäre mancher Song doch nur halb so verspielt und ähnlich tight wie der Opener "Café Lola" oder "Do As You're Told", es könnten weitaus mehr Menschen auf die Fährte kommen. Geschmackssache - wie immer. Aber hier ganz besonders.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 48:56 / Psychedelic Spacerock

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