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Long Blondes, The

Someone to Drive You Home

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The Long Blondes sind wiedermal der heiße Scheiß und wiedermal machen sie zünftigen Wave-Pop. Und wiedermal wurden die Kunststudenten-Sakkos und Baretts hervorgekramt, um uns eine Popkultur-Nachhilfestunde zu geben. Bloß: wir kennen das Kapitel schon auswenig!
Im Grunde könnte die Warhol-Banane auch das Cover dieses Albums zieren. So rotzig, arty und versoffen wirkt das Debüt der Long Blondes, dass man Nico und Reed förmlich vor sich sieht. Oder aber ein Velvet Underground & Nico vs. Blondie Bastard-Mix. Auch das hätte gereicht. Aber es musste natürlich gleich wieder eine Band sein, die uns fröhlich-dekadenten Garagensound um die Ohren wirft. Dass die Long Blondes dabei gar nicht so originell vorgehen, wie der "Spiegel" uns vor ein paar Wochen weismachen wollte, sei geschenkt. Dieses Album ist einfach unterhaltsam und an einigen Stellen sogar auf juvenile Art und Weise Größenwahnsinnig. Die Hölle des Erwachsenwerdens, ein Aufruf zum stärkeren Selbstverständnis der Teenie-Frau - das alles ist ja nicht neu. "Someone to Drive me Home" aber bündelt die Stärken alter 70er und 80er Jahre Helden und transportiert sie in die Neuzeit. "Heaven help the New Girl" fällt dabei noch am meisten aus dem Rahmen, weil hier Sängerin Kate Jackson sich zum Role-Model aufschwingt und zur Akustikgitarre lamentiert. Besser da schon die schmissigen Hits "Weekend without Makeup", welches verschämt die Franz Ferdinand Stiefel anzieht und im CBGBs um die Ecke tanzen geht. "Separated by Motorways" erinnert frappierend an die Debütanten "Love is All": nervenzerfetzende Stimme, mitreißender Refrain. Die Refrains sind es auch, die einen loseisen vom nervigen Rumgedödel der Strophen. Wie eine Erlösung rollt der Karren endlich los, die Gitarren summen und das Schlagzeug brettert munter vor sich hin. So lange, bis die nächste Strophe kommt und Man(n) unerwartet gegen die Wand rast. Bei den Long Blondes vermischt sich also Anspruch mit Postpupertärem Garagen-Sound. Nette Mischung. Aber so kurzweilig wie ein 40-minütiges Blondie-Biopic.


Bewertung: 7 von 10 Sternen / 49:14 / Garage

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